Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
zusammengeschrumpft ist und einsieht, wie viel Geld man verpulvert hat für einen kurzen Augenblick des Gefühls, dass einem die Welt gehört. Das Einzige, was den Kater und die Angst vertreibt, ist mehr Koks. Ich frage mich, ob Lukas überhaupt ausgeht, ohne sich vorher eine Line reinzuziehen. Er scheint ziemlich abhängig zu sein.«
Ich zucke zusammen, als das Handy klingelt, und starre es an, als würde eine Bande Krimineller mit Zigarrenscheren aus dem Hörer springen, sobald ich abhebe. Die Nummer auf dem Display lässt mich aufatmen. Es ist Sofi! Erleichtert lege ich den Hörer ans Ohr und antworte, vollkommen unvorbereitet auf die Attacke, die folgt.
»Das hab ich dir zu verdanken, oder?«, sagt sie scharf.
»Was?«, sage ich verwirrt. »Wovon sprichst du?«
Manchmal passiert einfach zu viel an einem Tag. Dass Markus heute Morgen mit Sofi Schluss gemacht hat, hatte ich schon nicht mehr auf dem Plan. Das kommt mir Ewigkeiten her vor. In der Zwischenzeit war Markus hier und wieder weg, war Adrian da und wir haben miteinander geschlafen und ich habe eine Fotosafari durch die Stadt gemacht. Danach habe ich mich wieder mit Markus getroffen, und ehe wir uns versahen, waren wir in Edwins lebensgefährliche Drogengeschäfte verwickelt. Wie soll man da noch den Überblick behalten?
»Tu nicht so unschuldig!«, faucht Sofi. »Hältst du mich für blöde? Glaubst du, ich raffe nicht, dass du ihn dazu gebracht hast, mit mir Schluss zu machen, weil ich dich gebeten habe, dich eine Weile zurückzuhalten? Du bist so egoistisch, Emma! So unsäglich, zum Kotzen egoistisch!«
Ihre Stimme kriegt Risse, und ich höre, wie sie Luft holt, um die Kontrolle zu behalten.
»Sofi«, setze ich an, »so war das nicht! Ich wollte wirklich nichts zwischen euch kaputtmachen, ich hab nur …«
»Hör doch auf, Emma!«, fällt Sofi mir ins Wort. »Du bist so scheinheilig!«
Ich überlege, was ich sagen soll, und gehe gleichzeitig mit mir selber ins Gericht. Vielleicht hat sie ja recht? Vielleicht habe ich ja unbewusst darauf hingearbeitet, dass das zwischen ihr und Markus in die Brüche geht.
Ich werfe Markus einen hastigen Blick zu. Er hat natürlich mitbekommen, mit wem ich rede, und schüttelt energisch den Kopf, damit ich nicht auf die Idee verfalle, den Hörer an ihn weiterzureichen.
»Es hätte so schön werden können!«, sagt Sofi. »Verstehst du? Das hätte so gut werden können! Aber das kannst du nicht ertragen, was? Dass er jemand anderen als dich mag?«
»Das ist nicht wahr«, sage ich. »Und das weißt du auch. Ich hab ja sogar mitgeholfen, euch zusammenzubringen! Aber manchmal läuft es eben nicht so, wie man es möchte, Sofi. So ist das nun mal.«
»Kannst du mir einen einzigen Grund nennen?«, sagt Sofi mit Tränen in der Stimme. »Einen einzigen Grund, der nichts mit dir zu tun hat?«
Ich beiße mir auf die Lippe. Fakt ist, dass ich das nicht kann. Markus hat nur gesagt, dass es auf Dauer sowieso nicht funktioniert hätte. Aber selbst das schien was mit mir zu tun zu haben, irgendwie.
Zerstöre ich gerade das Leben all derer, die mir wichtig sind? Markus und Sofi, Adrian und Ellinor? Edwin scheint das mit der Zerstörung ganz prächtig alleine hinzukriegen. Aber er ist ja schließlich auch mein Bruder.
»Ich weiß nicht«, murmele ich. »Wir haben nicht so viel darüber geredet. Ich habe jedenfalls versucht, ihn daran zu hindern, Schluss zu machen. Auch wenn du was anderes glaubst.«
Sofi sagt eine ganze Weile nichts. Ich höre an ihren kurzen, abgehackten Atemzügen, dass sie weint.
»Wenn du …«, sagt sie schließlich.
»Ja?«
Sie seufzt und räuspert sich. »Wenn du mit ihm sprichst, was du sicher tust, könntest du ihn da was fragen? Wenn es stimmt, was du sagst, und du nicht dahintersteckst, könntest du ihn vielleicht fragen, ob wir nicht doch eine Chance haben? Wir hatten ja kaum Zeit, uns richtig kennenzulernen. Woher soll ich da wissen, ob es nicht ganz toll hätte werden können?«
»Ich werde ihn fragen«, sage ich. »Aber im Übrigen hat Markus noch nie eine Beziehung gehabt, die länger als eine Woche gehalten hat.«
»Dann hab ich doch recht«, sagt sie. »Dann bist du der Grund. Ob mit oder ohne Absicht.«
Ich sehe Markus an, der mich nervös beobachtet.
»Beziehungen sind einfach nicht sein Ding«, sage ich.
Markus schneidet eine Grimasse und ich muss lächeln.
Als ich kurz darauf das Gespräch beende, ist Sofi etwas ruhiger, aber immer noch schrecklich niedergeschlagen. Ich
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