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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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nicht nur das Finanzjudentum, sondern auch das Weltjudentum bemüht werden – nur dann enthüllte sich die wahre Abgefeimtheit des ganzen Komplotts. Und das war, so wurde mir schlagartig klar, die Aufgabe, die mir die Vorsehung stellte. Schließlich konnte allein ich in dieser so liberalbürgerlich verblendeten Scheinwelt die Wahrheit erkennen und aufdecken.
    Denn oberflächlich hätte man dem Herrn Hartz und seinen sozialdemokratischen Erfüllungsgehilfen ja durchaus eine Verwirklichung ihrer vorgeblichen Ziele bescheinigen können. Waren denn nicht ein Computer und eine weißrussische Bildröhrenfrau, waren denn nicht eine warme, trockene Wohnung und ausreichend Nahrung, war denn nicht all das eine Umverteilung im sozialistischen Sinne?
    Nein, die Wirklichkeit erkannte nur, wer den Juden kannte, wer wusste, dass es hier kein Links und kein Rechts gibt, dass beide Seiten ewiglich und immerwährend Hand in Hand arbeiten, verschleiert zwar, doch unabänderlich. Und nur der klarsichtige, alle Schleier durchschauende Geist konnte erkennen, dass sich nichts geändert hatte am Ziel, die arische Rasse zu beseitigen. Der Endkampf um die knappen Ressourcen der Erde würde kommen, deutlich später als ich ihn prophezeit hatte, aber er würde kommen. Und das Ziel war so deutlich zu sehen, dass nur ein Narr es hätte leugnen können: Die jüdischen Horden planten mit ihren hässlichen Massen nach wie vor das Reich zu überschwemmen. Sie hatten nur aus dem letzten Kriege gelernt. Weil sie um ihre Unterlegenheit gegenüber dem deutschen Landser wussten, beschlossen sie, die Wehrfähigkeit des Volkes auszuhöhlen, zu mindern, zu vernichten. Sodass am Tage der Entscheidung den asiatischen Millionen nur verweichlichte Hartzmenschen gegenüberträten, die hilflos ihre Mausgeräte und ihre Fernsehspielapparate schwenkten.
    Mir wurde kalt vor Entsetzen. Und mir wurde klar, worin meine Mission lag.
    Es galt nun, entschlossen auf diesem Wege auszuschreiten. Als Erstes beschloss ich, eine neue Basis zu suchen. Nicht mehr das Hotel sollte meine Heimstatt sein – ich brauchte einen richtigen Heimatstandort.

xxxiii.
    M ir schwebte etwas vor wie damals am Prinzregentenplatz in München. Eine Wohnung, groß genug für mich, für Gäste, für Personal, nach Möglichkeit in einer ganzen, abgeschlossenen Etage, aber nicht in einem einzelnen Hause. Eine Villa mit Garten, womöglich noch mit dichtem Buschwerk – derlei ist für den politischen Gegner viel zu leicht zu überwachen oder auch zu überfallen. Nein, ein großes Haus, stadtnah, in einer belebten, zentrumsartigen Gegend, das hat noch immer seine Vorteile. Und wenn sich direkt daneben noch ein Theater befinden sollte, sollte es mich nicht stören.
    »Ihnen gefällt es wohl bei uns nicht mehr?«, hatte die inzwischen völlig ungehemmt korrekt grüßende Mitarbeiterin meines Hotels gefragt, mit scherzhaftem Untertone, aber zugleich mit einem deutlich spürbaren, ehrlichen Bedauern.
    »Ich habe schon daran gedacht, Sie mitzunehmen«, antwortete ich. »Früher hat mir meine Schwester den Haushalt geführt, leider lebt sie nicht mehr. Wenn ich Ihnen Ihr Hotelgehalt zahlen könnte, würde ich Ihnen diese Tätigkeit gerne anbieten.«
    »Danke«, meinte sie, »ich mag die Abwechslung hier. Ist aber trotzdem schade.«
    Früher hätte sich jemand für mich um die Wohnungssuche gekümmert, jetzt musste ich es selbst in die Hand nehmen. Einerseits war das interessant, weil es mich der Gegenwart wieder und noch näher brachte. Andererseits war da dieses widerliche Maklergesocks.
    Es zeigte sich rasch, dass man ohne Makler nicht an eine auch nur halbwegs repräsentative Wohnung von 400 bis 450 Quadratmetern kam. Es zeigte sich etwas weniger rasch, dass es auch mit diesem Maklergewürm fraglich war. Es war geradezu erschütternd, wie wenig diese Abgesandten der Miethölle von ihren eigenen Wohnungen wussten. Selbst nach sechzig Jahren Abwesenheit vom aktuellen Immobilienmarkt war ich jederzeit in der Lage, den Sicherungskasten in einem Drittel der Zeit zu entdecken, die der gesandte »Fachmann« benötigte. Ich ging nach der dritten Firma dazu über, auf sogenannte erfahrene Kollegen zu bestehen, weil man sonst überhaupt nur 16-Jährige in zu großen Anzügen bekam. Diese armseligen Buben sahen aus, als hätte man sie von der Schulbank weg zum Maklervolkssturm geholt.
    Im vierten Anlaufe wurde mir tatsächlich ein passendes Objekt im Norden Schönebergs angeboten. Ein ausgedehnter Spaziergang

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