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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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Frau?«
    »Aber nur auf den Stoff«, quietschte sie zögerlich. »Und nicht so groß.«
    »Gewiss«, sagte ich und machte mich ans Werk. Jede Sekunde Zeitgewinn zählte doppelt, also ergänzte ich meine Unterschrift noch durch einige Schmuckelemente. Ich kam mir schon selbst blöd vor, ich musste schließlich aufhören, sonst hätte es ausgesehen wie bei kleinen Mädeln, die sich Bildlein ins Poesiealbum malen.
    »Fertig«, sagte ich bedauernd und setzte mich auf.
    Irgendein Fotograf sagte »Uiuiui«. Die Dame folgte seinem Blick.
    Ich sah überrascht, wie sie entsetzt die Augen aufriss.
    »Verzeihen Sie«, sagte ich, »die Winkel sind wohl etwas unsauber geworden. Auf einem herkömmlichen Zeichenblock wäre das natürlich nicht passiert. Wussten Sie, dass ich einmal Maler werden …«
    »Sind Sie wahnsinnig?«, kreischte sie und sprang von meinem Schoße auf. Ich konnte es kaum glauben. Das Wunder der Theresienwiese.
    »Entschuldigung, gnädige Frau«, sagte ich, »ich verstehe nicht recht?«
    »Ich kann doch nicht mit einem Hakenkreuz auf der Brust über die Wiesn rennen!«
    »Aber selbstverständlich können Sie das«, sagte ich beschwichtigend, »wir haben ja nicht mehr 1924. In diesem Lande gibt es vielleicht keine vernünftige Regierung, aber auf die Meinungsfreiheit lassen diese parlamentarischen Schwätzer ja nichts kommen und …«
    Sie hörte schon überhaupt nicht mehr zu und rieb zeternd derart heftig an ihrem Ausschnitt herum, dass es beinahe frivol wirkte. Und auch wenn mir die Verzweiflung nicht ganz nachvollziehbar war, schien doch die Lage gerettet. Auf den Fotos war sie diejenige, die nicht gut aussah. Die Fernsehbeiträge waren genau genommen noch besser, man konnte gut verfolgen, wie sie hochschnellte und mit einem unschön verzerrten Gesicht und einer Flut von Beschimpfungen nicht im Mindesten mehr heiter wirkte. Die meisten Beiträge endeten im Übrigen damit, wie sie wenige Minuten später entrüstet in einer Droschke abfuhr, erstaunliche Kraftausdrücke verschleudernd.
    Insgesamt hätte ich freilich einen etwas würdevolleren Auftritt bevorzugt. Allerdings war das Resultat unter den gegebenen Umständen mehr als akzeptabel, die eigenen Verluste schienen mir in jedem Falle geringer als die des Gegners. Das Volk liebt stets noch den wehrhaften Sieger, der sich zu verteidigen weiß, der eine solche Person mit nicht mehr Aufwand vertreibt als eine lästige Fliege.
    Ich wollte mir gerade ein weiteres Mineralwasser bestellen, als schon eines auf den Tisch gestellt wurde. »Mit einem schönen Gruß von dem Herrn dort«, sagte die Kellnerin und wies in eine Richtung. Ich blickte durch das Durcheinander von Menschen und sah etliche Tische entfernt eine blonde Gestalt mit der Gesichtsfarbe eines Wiesnhendls. Die Falten im Gesicht verliehen der Gestalt das Aussehen eines sehr alten Luis Trenker und ergaben zusammen genommen so etwas wie ein bizarres Grinsen. Als er meinen Blick aufnahm, hob jener Herr seinen Arm zu einer Winkbewegung, die in einer Faust mit aufgerichtetem Daumen endete, dazu versuchte er so verzweifelt wie vergeblich, das ledrige Grinsen noch zu verbreitern.
    Ich rieb mir die Augen und beschloss, so bald als möglich aufzubrechen. Es war denkbar, dass die Getränke hier verunreinigt waren. Denn direkt neben jenem Herrn saß eine exakte Kopie jener Frau, die doch soeben mit dem Hakenkreuz auf der Brust das Zelt verlassen hatte.

xxxii.
    E s ist erstaunlich, welche Wege die Vorsehung findet, um an ihr Ziel zu gelangen. Sie sorgt dafür, dass der eine im Schützengraben fällt, der andere hingegen überlebt. Sie lenkt die Schritte eines einfachen Gefreiten zur Tagung einer kleinen Splitterpartei, auf dass er sie später zu Millionen Mitgliedern führen kann. Sie sorgt dafür, dass mancher zu Höherem Bestimmte inmitten seiner Arbeit zu, sagen wir, einem Jahr Festungshaft verurteilt wird, damit er dort endlich die Muße findet, ein großes Buch zu schreiben. Sie sorgt auch dafür, dass ein unentbehrlicher Führer in der Sendung eines Türkenkobolds landet, um diesen anschließend derart zu überragen, dass man ihm eine eigene Sendung förmlich aufdrängt. Und daher bin ich sicher, dass auch die Vorsehung es so eingerichtet hat, dass das Fräulein Krömeier nichts von Rasierklingen versteht.
    Denn wieder einmal galt es innezuhalten. Zwar hatte ich stets an die Sinnhaftigkeit meiner Wiederkehr geglaubt, doch war unter dem Ansturm der aktuellen Ereignisse die Ermittlung jenes eigentlichen

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