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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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wofür das Ganze? Das war ja im Grunde alles besseres Kopfrechnen, man kann gegen Schacht sagen, was man will, aber das, was dieser Apparat von Zuse da leistete, das hätte Schacht nach 72 Stunden unter Feindfeuer im Halbschlaf zusammengerechnet, während er sich nebenher ein Kommissbrot schmiert. Insofern habe ich mich auch zunächst gesträubt, als das Fräulein Krömeier mich an diesen Bildschirm schob.
    »Ich muss diese Gerätschaften nicht kennen«, habe ich gesagt, »die Sekretärin hier sind doch Sie!«
    »Deshalb setzen Se sich jetze da hin, meen Führa«, sagte daraufhin Fräulein Krömeier, ich erinnere mich noch, als sei es gestern gewesen, »weil sonst heeßt et nachher nur ›Helfen Se ma hia‹ und ›Helfen Se ma da!‹, und zu meener eijentlichen Arbeit komm ick denn jar nüscht mehr.«
    Diesen Ton schätze ich an und für sich nicht, aber die beinahe ruppige Art erinnerte mich sehr daran, wie mir damals der Adolf Müller das Autofahren beigebracht hat. Das war kurz nachdem einem Chauffeur von mir unter der Fahrt mal ein Rad abgefallen ist, da ist der Müller mit mir, ich muss schon sagen, scharf ins Gericht gegangen, auch wenn es ihm dabei wohl weniger um die nationale Sache gegangen ist, als dass er Angst gehabt hat, wenn ich mir den Hals breche, dass er dann den Druckauftrag für den »Völkischen Beobachter« verliert, der Müller war ja kein Fahrlehrer, der war ja vor allem immer auch Geschäftsmann. Obwohl, vielleicht tue ich ihm unrecht, wie ich jetzt erfahren habe, hat er sich offenbar kurz nach Kriegsende erschossen, und mit einem Suizid verdient man ja letzten Endes nichts. Jedenfalls hat er mich daraufhin mitgenommen in seinem Wagen, damit ich mal sehe, wie man richtig zu fahren hat, oder in meinem Fall, worauf man bei einem Chauffeur achten muss. Das war eine ungemein wertvolle Stunde, so viel wie von diesem Müller habe ich von manchem Professor in Jahren nicht gelernt. Wie ich überhaupt hier einmal betonen möchte, dass ich mir sehr wohl von anderen Leuten auch etwas sagen lasse, jedenfalls wenn es sich dabei nicht gerade um diese althergebrachten Kretins aus dem Generalstab handelt. Autofahren, das können sicher manche Leute besser als ich, aber ob man nun eine Frontlinie begradigt oder wie lange man in einem Kessel Widerstand leistet, das entscheide immer noch ich und nicht irgendein Herr Paulus, der gerade kalte Füße kriegt.
    Wenn ich nur daran denke!
    Na ja. Nächstes Mal.
    Jedenfalls erklärte ich mich aufgrund verschiedener Reminiszenzen bereit, den Ausführungen des Fräulein Krömeier zu folgen, und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt. Mich hatte vor allem diese Schreibmaschine abgeschreckt. Ich wollte nie Buchhalter werden oder ein Bürohengst, und auch meine bisherigen Bücher habe ich stets nur diktiert. Das hätte noch gefehlt, dass ich da vor mich hintippe wie irgendein schwachsinniger Schmierfink in einer Lokalpostille, aber dann kam eben dieses Wunderwerk deutschen Erfindergeistes, dann kam dieser Mausapparat.
    Etwas Genialeres ist selten erfunden worden.
    Man fährt damit auf dem Tische umher, und genau so, wie man damit auf dem Tische umherfährt, fährt eine kleine Hand auf dem Bildschirme umher. Und wenn man eine Stelle auf der Bildröhre berühren möchte, dann presst man auf jene Mausvorrichtung, und schon berührt die kleine Hand die Stelle auf der Röhre. Es ist dies so kinderleicht, ich war regelrecht fasziniert. Dennoch wäre es freilich nur eine heitere Spielerei gewesen, wenn es lediglich zur Vereinfachung irgendwelcher Bürotätigkeiten gedient hätte. Doch es zeigte sich, dass jener Apparat eine erstaunliche Mischform war.
    Man konnte damit schreiben, man konnte aber auch über ein Leitungsnetz mit allen Personen und Institutionen in Verbindung treten, die sich dazu ebenfalls bereit erklärt hatten. Obendrein mussten – anders als beim Telefonapparat – viele Teilnehmer gar nicht mehr selbst vor ihrem Computer sitzen, sondern einfach nur Dinge hinterlegen, sodass man in ihrer Abwesenheit darauf zugreifen konnte, alle möglichen Krämer taten dies. Was mich jedoch besonders erfreute, war, dass Zeitungen, Zeitschriften, ja alle möglichen Formen von Wissen abrufbar waren. Es war wie eine riesige Bibliothek mit unbegrenzten Öffnungszeiten. Wie hatte ich das vermisst! Wie oft hatte ich nach einem harten Tag voller schwieriger militärischer Entscheidungen morgens um zwei Uhr noch ein wenig lesen wollen. Und gewiss, der gute Bormann tat sein

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