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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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schon Leute, aber Bormann hatte da eben seine Methoden …«
    »Wünschen Se lieber, det sich der Herr Bormann um Ihre E-Mail-Adresse kümmert?«, fragte Fräulein Krömeier besorgt und auch leicht gekränkt.
    »Bormann ist momentan leider unauffindbar«, gab ich zu, und, um die Truppe nicht zu entmutigen, fügte ich an: »Ich bin sicher, Sie geben Ihr Bestes.«
    »Dann mach ick mal einstweilen weiter, wenn det für Sie in Ordnung is«, sagte sie, »wann ham Se denn Jeburtstach?«
    »20. April 1889.«
    »Hitler89 ist ooch weg, Hitler 204 – nee, mit Ihrem Namen kommen wa nich weita.«
    »Frechheit!«, sagte ich.
    »Und wenn Se sich ’n anderen Namen wählen? Ick heeß ja ooch nich Vulcania17.«
    »Aber das ist doch ungeheuerlich! Ich bin doch nicht irgendein Hanswurst!«
    »Det is nu ma so im Intanet. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Se können ja ooch wat Symbolischet wählen!«
    »Ein Pseudonym?«
    »So wat.«
    »Dann … nehmen Sie Wolf«, sagte ich widerwillig.
    »Nur Wolf? Det jibt’s sicher schon. Det is zu eenfach.«
    »Dann in Gottes Namen eben Wolfs … schanze!«
    Sie tippte.
    »Is schon wech. Wolfsschanze 6 können Se haben.«
    »Ich bin doch nicht Wolfsschanze6!«
    »Warten Se mal, wat jibt’s denn da noch – wie hieß det Ding: Obasalzbach?«
    »Berg! Obersalz berg !«
    Sie tippte. Dann sagte sie: »Oje. Obersalzberg 6 möchten Se wahrscheinlich ooch nich, oder?« Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Ick probier’s mal mit Reichskanzlei. Det is doch wat für Sie. Und … Reichskanzlei 1 können Se haben.«
    »Nicht Reichskanzlei«, sagte ich, »probieren Sie ›Neue Reichskanzlei‹. Die habe ich wenigstens gemocht.«
    Sie tippte wieder. »Treffer«, sagte sie. »Det jeht.« Dann blickte sie zu mir.
    Ich scheine in jenem kurzen Augenblicke etwas entmutigt gewirkt zu haben, jedenfalls fühlte sie sich bemüßigt, mit einem tröstlichen, nachgerade mütterlichen Tonfalle zu sagen: »Schauen Se doch nich so! Sie bekommen Ihre E-Mail in die Neue Reichskanzlei. Det klingt doch richtich jut!« Sie hielt inne, schüttelte den Kopf und fügte dann hinzu: »Wenn ick det kurz sagen darf, also – Se machen det richtich fantastisch! Unglaublich überzeujend! Ick muss echt oofpassen, det ick nich’ denke, Sie hätten da wirklich mal jewohnt …«
    Für einen Moment sagte niemand von uns etwas, während sie weitere Dinge in den Computer eingab.
    »Wer beaufsichtigt das alles eigentlich?«, fragte ich dann. »Es gibt doch kein Reichspropagandaministerium mehr.«
    »Niemand«, sagte sie. Dann hakte sie vorsichtig nach: »Aber – det wissen Se doch, oder? Det jehört dazu, nich wahr? Ick mein – det ick Ihnen det allet erklären muss, als hätt Se irgendwer erst jestern uffjetaut?«
    »Ich bin Ihnen hier keinerlei Rechenschaft schuldig«, sagte ich etwas harscher, als ich es vorgehabt hatte, »beantworten Sie meine Frage!«
    »Nee«, sagte sie seufzend, »det läuft allet ziemlich unjeregelt, meen Führa. Wir sind ja nicht in China. Da hamse ’ne Zensur!«
    »Gut zu wissen«, sagte ich.

xiii.
    I ch war froh, dass ich nicht mitbekommen hatte, wie nach dem Kriege die Siegermächte das Reich geteilt hatten. Wenn ich dabei gewesen wäre, der Anblick hätte mir schlicht das Herz zerrissen. Andererseits muss man auch sagen: Angesichts des Zustands, in dem sich das Land damals befand, machte das den Kohl auch nicht mehr fett. Zumal Kohl, wie ich den – allerdings fraglos propagandistisch gefärbten – Unterlagen entnehmen konnte, nur in geringem Maße vorhanden war. Der Winter 1946 soll insgesamt unerfreulich gewesen sein. Ich kann bei genauerer Betrachtung daran nichts Schlechtes finden: Gemäß dem alten spartanischen Erziehungsideal bringt unerbittliche Härte noch immer die stärksten Kinder und Völker hervor, und ein Hungerwinter, der sich erbarmungslos in das Gedächtnis einer Nation brennt, wird umso nachhaltiger dafür sorgen, dass sie es sich künftig überlegen wird, bevor sie einen weiteren Weltkrieg verliert.
    Wenn ich den demokratischen Geschichtsschreibern glauben darf, wurde nach meinem Ausscheiden aus der aktiven Politik Ende April 1945 gerade mal eine jämmerliche Woche weitergekämpft. Das ist indiskutabel. Der Widerstand der Werwölfe wurde von Dönitz abgeblasen, und Bormanns teuer angeschaffte Bunkeranlagen wurden überhaupt nicht richtig genutzt. Gut, dass der Russe seine Völkerfluten über Berlin ergießen würde, egal wie viele Menschenleben es kostet, damit

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