Er ist wieder da
mich jetzt direkt ein wenig an diese doch immer wieder schöne Zeit! Ich holte sofort mein Wundertelefon hervor und suchte sogar eigens die etwas komplizierte Diktierfunktion, so große Lust hatte ich auf die Beantwortung der Frage.
»Mein lieber Herr Bertzel«, begann ich, »tatsächlich ist die Hundezucht bisher in ihren Ergebnissen weiter als die Fortpflanzung und Entwicklung des Menschen.« Ich überlegte kurz, ob ich Herrn Bertzel nur eine knappe Antwort zukommen lassen sollte, beschloss dann aber aus lauter Lust am Nachdenken über dieses Thema, es mit einer des Führers würdigen Gründlichkeit zu bearbeiten und ein wenig weiter auszuholen, um den gesamten Rahmen des Gebietes einmal umfassend und endgültig abzustecken. Aber wo sollte man anfangen?
»Es gibt Hunde, die so gescheit sind, dass es beängstigend ist«, sprach ich erst ein wenig nachdenklich, dann immer flüssiger in den Apparat. »Die Hundezucht ist somit ein interessantes Beispiel, wo der Mensch jetzt schon sein könnte. Allerdings sehen wir auch, wozu hemmungsloses Mischlingstum führt, denn auch und gerade der Hund paart sich ohne Aufsicht völlig wahllos. Die Folgen kann man vorwiegend in Südeuropa häufig sehen, der Mischlingshund verwahrlost, wildert, er kommt herunter. Wo hingegen eine ordnende Hand eingreift, da entwickeln sich reine Rassen, jede zu ihrem jeweils Besten hin. Es gibt, man muss das in dieser Deutlichkeit sagen, weltweit mehr Elitehunde als Elitemenschen – ein Defizit, das bei etwas größerem Durchhaltewillen gerade des deutschen Volkes Mitte der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts heute schon als behoben gelten könnte.«
Ich hielt inne und erwog, ob man damit nicht zu viele Volksgenossen vor den Kopf stieß, aber andererseits traf die Bemerkung nun wirklich vor allem die inzwischen ganz Alten, und für die war sie ja wohl auch gedacht! Die Jüngeren hingegen sollten gleich einmal sehen, welche Anforderungen dereinst wieder an sie gerichtet würden!
»Natürlich ist die Fortpflanzung und die Entwicklung des Hundes nicht denselben Gesetzen unterworfen wie die des Menschen. Der Hund untersteht der Herrschaft des Menschen, der Mensch kontrolliert seine Ernährung und Vermehrung, insofern wird der Hund niemals ein Problem mit dem Lebensraum haben. Daher sind auch die Zuchtziele nicht immer angelegt auf den dereinstigen Endkampf um die Weltherrschaft. Insofern muss die Frage, wie die Hunde aussähen, wenn sie seit Jahrmillionen um die Weltherrschaft ringen müssten, vollkommen der Spekulation anheimgestellt bleiben. Fraglos ist, dass sie größere Zähne hätten. Und eine stärkere Bewaffnung. Ich halte es auch für mehr als nur denkbar, dass solche Hunde heute schon einfache Geräte bedienen könnten, etwa Keulen, Steinschleudern, womöglich sogar Pfeil und Bogen.«
Ich hielt inne. Hätten diese überlegenen Herrenhunde vielleicht inzwischen schon primitive Schusswaffen? Nein, das musste man als unwahrscheinlich betrachten.
»Dessen ungeachtet sind die Rasseunterschiede jedoch denen des Menschen nicht unähnlich. Insofern ist auch die Frage gerechtfertigt, ob die Welt des Hundes den Juden kennt, sozusagen den Judenhund. Die Antwort lautet hier: Selbstverständlich gibt es einen Judenhund.«
Hier konnte ich mir bereits denken, was die Hunderttausende von Lesern vermuteten, und deshalb galt es sofort vorzubeugen: »Allerdings ist dieser nicht, wie oftmals vermutet, der Fuchs. Ein Fuchs kann niemals ein Hund sein und ein Hund niemals ein Fuchs, insofern ist auch der Fuchs niemals ein Judenhund. Wenn schon, dann ist unter den Füchsen ein eigener Judenfuchs auszumachen, den ich noch am ehesten im Löffelhund erkennen kann, der bezeichnender, typisch jüdischer Weise schon im Namen sein Fuchssein verleugnet.«
Ich hatte mich ein wenig in Rage diktiert. »Löffelhund«, murmelte ich grimmig, »Frechheit!« Dann sagte ich rasch: »Fräulein Krömeier, bitte Löffelhund und Frechheit streichen.« Das war das Unschöne an diesem Zaubertelefon, es gab wohl eine Radierfunktion, aber ich konnte und konnte mir deren Bedienung nicht merken.
»Wir halten also fest«, sagte ich weiter, »der Judenhund ist unter den Hunden zu suchen. Das weitere Vorgehen ist naheliegend: Wir müssen nach einem kriecherischen Hund Ausschau halten, einschmeichelnd, einspeichelnd, aber jederzeit zum feigen Angriff aus dem Hinterhalt in der Lage – es ist selbstverständlich der Dackel. Hier höre ich freilich schon viele, gerade Münchner
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