Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
hatte.
Aber Jack gehörte nicht ihr, und sie war kein kleines Mädchen mehr. Inzwischen konnte sie mit Eifersucht umgehen. Sie bekämpfte sie nicht und redete sich nicht ein, es gäbe sie nicht, sondern nahm jeden einzelnen ihrer spitzen Dornen wahr, ehe sie sie von sich schob, so gut sie konnte.
Diese Runde gewann ihr Verstand gegen ihr Herz, und sie setzte sich neben Rhonda und den Mädchen auf einen Klappstuhl an der Seitenlinie. Die drei Mädchen trugen rote Cheerleader-Uniformen und hüpften umher, als hätten sie Sprungfedern unter den Füßen.
»Letztes Jahr hat Billy sich einen Lendenmuskel gezerrt«, erzählte Rhonda, während sie Tanya die Söckchen auszog, damit die Kleine ihre Zehen bewegen konnte. »Drei Wochen lang hat er herumgejammert.«
»Und Marvin hat sich den Daumen gebrochen«, warf Mary Alice ein und beugte sich in ihrem Sessel vor.
Nathans Lenden und Daumen waren nicht durch Polster und Helme geschützt. Wild entschlossen, ihn aus dem Gedränge des Teams herauszuzerren, sprang Daisy auf, ehe sie sich wieder auf ihren Stuhl sinken ließ. Er würde es ihr nie verzeihen, wenn sie das täte. Also drückte sie ihm stattdessen nur die Daumen.
Um halb acht wurde das Spiel angepfiffen. Es herrschten über dreißig Grad im Schatten, und die Spieler waren innerhalb weniger Minuten schweißgebadet. Jack war der Quarterback des roten Teams, und Daisy hatte ganz vergessen, wie gern sie ihn spielen sah. Wann immer er den Arm zurückriss, um den Ball quer übers Feld zu schleudern, rutschte sein Trikot hoch, und Daisy hatte Gelegenheit, seinen flachen Leib und den Nabel knapp über seinem Hosenbund zu bewundern. Als er zu Boden ging, erhaschte sie einen Blick auf seinen Brustkorb.
Schon bald war der Horizon View Park erfüllt von den
Rufen der Männer, die einander Anweisungen gaben, vom Geräusch der mit Stollen ausgestatteten Schuhe auf dem Feld und dem Aufprallen von Muskeln auf Muskeln; von Körpern, die mit einem dumpfen Aufprall zu Boden gingen, dicht gefolgt von dem Zischen, wenn alle Luft aus ihren Lungen gepresst wurde, und von Jubel- und Hohnrufen der Zuschauer an den Seitenlinien.
Im ersten Viertel warf Jack einen kurzen Pass zu Nathan, der den Ball fing und einige Meter lief, bevor er zu Boden gerissen wurde. Daisy hielt den Atem an, bis sich ihr Sohn wieder aufrappelte und ein Grasbüschel vom Helm zupfte. Im zweiten Viertel erzielte Jimmy Calhoun ein Tor für das rote Team. Unglücklicherweise wurde er im Strafraum angegriffen und stürzte schwer. Als er endlich wieder aufstehen konnte, humpelte er zum Wagen, und Shay fuhr ihn ins Krankenhaus. Alle Anwesenden waren sicher, dass er sich eine Knieverletzung zugezogen hatte, und Billy hoffte, dass es nichts Bleibendes war.
»Shay wünscht sich eine große Familie«, erklärte er, während er zusah, wie sein Bruder abtransportiert wurde. »Ich hoffe nur, dass er sich nichts Lebenswichtiges gebrochen hat.«
In der Halbzeit half Daisy Rhonda und Gina, beide Teams mit Wasserflaschen zu versorgen. Die Männer sahen allesamt reichlich mitgenommen aus, und noch stand ihnen die zweite Hälfte des Spiels bevor. Leon Krib vom blauen Team hatte ein zugeschwollenes Auge, Marvin Ferrell eine aufgeplatzte Lippe. Während Tucker Gooch sich den Knöchel bandagierte, fragte er Daisy nach ihrer Telefonnummer.
Sie gab sie ihm nicht.
Sie entschuldigte sich und ging zu Nathan, um sich zu überzeugen, dass ihm nichts fehlte. Billy packte ihn und zerzauste ihm ungestüm das Haar. Doch statt sauer zu werden,
wie Daisy es erwartet hatte, lachte Nathan und versetzte Billy einen spielerischen Hieb in den Magen.
»Billy wünscht sich so sehr einen Jungen«, bemerkte Rhonda. »Aber er wird sich damit begnügen müssen, mit Nathan zu spielen.«
Billy blieben nur noch etwa drei Wochen, bis Daisy und Nathan nach Seattle zurückfuhren. Daisy hätte gern gewusst, wie Nathan über den Abschied dachte. Ob er sich noch immer freute, bald wieder zu Hause zu sein.
Freute sie sich? Die leise, nagende Sorge weitete sich beim Gedanken daran zu einem echten Schmerz aus, und sie hatte große Angst, dass die Antwort Nein lauten könnte. Erst gestern waren sie und Nathan durch die Innenstadt gefahren, als ihr ein leer stehendes Geschäft direkt neben Donnas Geschenkladen in der Fünften aufgefallen war. Unwillkürlich hatte sie sich selbst in diesem Laden gesehen, unter dessen Markise ein Schild mit der Aufschrift FOTOATELIER DAISY MONROE hing. Oder sollte sie ihr Geschäft
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