Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
gewesen, mit gewelltem blondem Haar, lächelnden braunen Augen und diesem sorglosen breiten Texas-Grinsen. Er hatte Football und Basketball gespielt und war bei der Schülerverwaltung gewesen. In der Oberstufe hatte er das Amt des Klassensprechers übernommen.
Daisy schlug noch ein paar Seiten um und betrachtete Jacks Jahrbuch-Porträt. Im Gegensatz zu Steven grinste Jack niemals auf diese sorglose Weise. Nicht dass er von Natur aus ernster gewesen wäre als Steven, nein, es lag
eher daran, dass er keine Energie darauf verwandte zu lächeln, wenn ihm nicht danach war.
In jenem Schuljahr war er sechzehn geworden, ein Jahr älter, als Nathan heute war. Jack und Nathan hatten dasselbe dunkle Haar und den dunklen Teint, und vielleicht besaßen auch ihre Nasen eine ähnliche Form. Daisy hielt Ausschau nach weiteren Ähnlichkeiten, fand aber keine.
In jenem Jahr hatte Jack auch aufgehört, Football zu spielen, weil sein Vater ihn nach der Schule in der Werkstatt brauchte. Bis zur Oberstufe hatte Jack stets in erster Reihe als Quarterback gespielt. Als er aufhörte, übernahm Steven seine Position. Soweit Daisy sich erinnern konnte, hatte Jack ihm das nie verübelt. Er war höchstens traurig gewesen, weil er selbst nicht mehr dabei sein konnte.
Und in jenem Jahr hatte sie angefangen, sich in Jack zu verlieben. Oh, sie hatte Jack schon immer auf die gleiche Art und Weise geliebt wie Steven, doch es war, als hätte sie ihn gerade noch mit denselben Augen gesehen wie immer, und im nächsten Moment war alles anders gewesen.
An diesem besonderen Tag hatte er auf der Ladefläche des alten Pick-ups seines Daddys gesessen und darauf gewartet, dass Steven mit dem Footballtraining fertig war. Daisy war nach dem Unterricht noch in der Schule geblieben, um Poster für den Ball zum Schulbeginn zu machen, und sah ihn später auf dem Parkplatz sitzen und zusehen, statt selbst zu spielen.
Vielleicht hatte das Licht eine Sinnestäuschung heraufbeschworen, doch es hatte ausgesehen, als hülle ihn das Licht der untergehenden Sonne in einen goldenen Schein. Sie hatte keine Ahnung, warum, doch mit einem Mal registrierte sie mehr als sein gewohntes gutes Aussehen. Mehr als seine Wimpern, die länger waren als ihre eigenen. Mehr als den Bartflaum auf seinem Kinn. Mehr als die vor
der Brust verschränkten Arme, den deutlich hervortretenden Bizeps und die harten Muskelstränge an seinen Unterarmen. Jack stemmte keine Gewichte. Er stemmte Motoren.
»Hey«, sagte er und klopfte neben sich auf die Ladefläche.
»Was machst du?«, fragte sie und setzte sich neben ihn. Sie legte ihre Schulbücher auf ihren Schoß und sah zum Platz hinüber, wo die Lovett Mustangs gerade das Training beendeten und im Laufschritt zu den Umkleideräumen trabten.
»Ich warte auf Steven.«
»Fehlt dir der Football, Jack?«
»Nein, aber die hübschen Mädchen.« Natürlich stimmte es, dass die Footballspieler grundsätzlich die hübschesten Mädchen abkriegten, doch es war nicht so, dass er nicht zum Zug kam, nur weil er nicht mehr zur Mannschaft gehörte.
»Dann musst du dich jetzt wohl mit den hässlichen begnügen«, neckte sie ihn und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln.
»Daisy, weißt du nicht, dass es in Texas überhaupt keine wirklich hässlichen Mädchen gibt?«
Er hatte immer irgendeinen Spruch auf den Lippen.
»Wo hast du denn das her?«, fragte sie.
Er zuckte die Achseln. »Ist eben so. Wie The Alamo und der Rio Grande. Tatsache.« Er nahm ihre Hand und strich mit dem Daumen über ihre Knöchel, während er ihre Finger betrachtete. »Aber du lässt dich doch trotzdem noch mit mir blicken, oder?«
Sie sah ihm ins Gesicht, eine schnippische Antwort auf den Lippen, doch er blickte zum Himmel hinauf, und irgendetwas in seinen grünen Augen ließ sie innehalten. Für
den Bruchteil einer Sekunde sah sie etwas darin, das sie ahnen ließ, dass ihre Erwiderung wichtig für ihn sein könnte. Als wäre er verunsichert. Unverhofft hatte sie einen Blick auf Jacks Inneres erhascht, wie sie es noch nie erlebt hatte. Vielleicht prallte doch nicht alles Unangenehme von ihm ab, als wäre er Superman. Vielleicht hatte er Gefühle wie alle anderen auch. Oder sogar noch mehr.
Dann lächelte er sie mit blitzenden Zähnen an, und der Moment war vorüber.
»Natürlich, Jack«, sagte sie. »Mit dir werde ich mich immer gern blicken lassen.«
»Ich hab doch gewusst, dass ich mich auf dich verlassen kann, Butterblümchen.« Zum ersten Mal drang seine Stimme tief in ihr
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