Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
Stirn grub.
»Der Zeitpunkt war schlecht gewählt.«
Ein bitteres Lachen schnürte ihm die Brust zusammen. »Allerdings.«
»Es tut mir Leid, Jack.« Sie schien es ehrlich zu meinen.
Es interessierte ihn nicht. »Das braucht es nicht. Es hat sich alles zum Guten gewendet.«
»Ich bin hergekommen, weil ich mit dir reden muss.«
Es gab absolut nichts, was er aus ihrem Munde hören wollte. »Spar dir die Mühe, Daisy«, sagte er und trat an ihr vorbei über die Brücke, die vom Eingangsbereich zum Parkplatz führte.
»Nur aus diesem einen Grund bin ich gekommen«, rief sie ihm nach.
»Dann hast du deine Zeit verschwendet.«
»Zwing mich nicht, dir nachzulaufen.«
Er blieb stehen und drehte sich um. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt, und obwohl er ihren Gesichtsausdruck nicht ausmachen konnte, spürte er doch ihre Entschlossenheit. Es war, als hätte er die alte Daisy vor sich.
»Ich versuche, freundschaftlich an diese Sache heranzugehen, aber im Grunde hast du gar keine Wahl. Du wirst mich anhören, und wenn du so gemein wirst, wie du gedroht hast, werde ich zu deinem schlimmsten Albtraum, das verspreche ich dir.«
Verdammt, ganz die alte Daisy. Aufbrausende, reizbare Streitsucht in so einem zierlichen, mädchenhaften Körper. Er hätte beinahe gelächelt. Aber nur beinahe.
»Zu spät, Butterblümchen«, sagte er und wandte sich zum Gehen. »Mein schlimmster Albtraum bist du schon vor Jahren geworden.«
KAPITEL 4
Daisy hängte ihr Kleid in den Schrank, zog sich den roten Unterrock über den Kopf und schlüpfte in ihr kurzes Nachthemd, ehe sie sich das Gesicht wusch. Es war kurz nach zehn, und ihre Mutter schlief bereits.
Sie ließ sich auf die Bettkante sinken und griff nach dem Telefon. In Washington war es erst acht Uhr abends, und bestimmt war Nathan noch wach.
Sie lag richtig mit ihrer Vermutung. »Hallo, Schatz«, sagte sie, als Nathan sich nach dem vierten Klingeln meldete.
»Mom.«
Tja, das war kein überwältigender Gesprächsbeginn, trotzdem freute sie sich, seine Stimme zu hören. »Wie geht’s dir?«
»Es geht.«
»Du fehlst mir.«
»Dann komm doch nach Hause.«
»Das tue ich auch. Sonntag in einer Woche.«
»Mom, ich will aber nicht noch eine Woche hier bleiben. «
Über dieses Thema hatten sie bereits vor ihrer Abreise diskutiert. Junie und Oliver waren nicht unbedingt Nathans Lieblingsverwandte. Sie waren zwar nicht unausstehlich, aber eben ein wenig langweilig, insbesondere in den Augen eines Fünfzehnjährigen. »So schlimm wird es schon nicht sein.«
»Woher willst du das denn wissen? Hast du jemals mit Tante Junie und Onkel Ollie Allwissend zusammengelebt? «
»Nathan, sie könnten dich hören!« Leider gehörte Oliver zu den Männern, die ihre Mitmenschen gern mit ihrem beschränkten Wissen über jedes nur erdenkliche Thema beeindruckten. Steven hatte ihm schon vor Jahren den Spitznamen Mr. Ollie Allwissend verpasst.
»Nein, können sie nicht. Sie sind nämlich nicht hier. Nur ich bin hier und muss den Babysitter für Michael Ann und Richie spielen.«
Daisy klemmte sich den Hörer zwischen Kinn und Schulter. »Michael Ann ist doch nur ein Jahr jünger als du.«
»Weiß ich auch. Und sie geht mir echt auf die Nerven. Ständig läuft sie mir nach und will wissen, ob irgendwelche Essensreste in meinem Lippenring stecken bleiben.«
Daisy hatte ihm diese Frage ebenfalls gestellt und hielt sie für durchaus nachvollziehbar. »Ich schätze, sie ist in dich verknallt.«
»Oh Gott ! Das ist geschmacklos, Mom«, sagte er, und seine Stimme überschlug sich vor Empörung. »Wie kannst du so was sagen? Sie ist meine Cousine!«
»Hast du noch nie von den Zärtlichen Cousinen gehört? «, zog Daisy ihn auf.
»Iiihhh. Sie bohrt noch in der Nase.«
Daisy lachte. Schließlich kam das Thema Schule zur Sprache. Es waren nur noch fünf Tage bis zu den Sommerferien. Nathan war im Dezember fünfzehn geworden, und seit seinem ersten Tag in der Grundschule zählte er die Tage, bis er endlich den Führerschein machen konnte. Er würde sich zwar noch ein Jahr gedulden müssen, trotzdem wusste er schon ganz genau, welchen Wagen er sich anschaffen würde. Zumindest in dieser Woche.
»Ich lege mir einen Nova Super Sport zu. Und zwar einen Vierzylinder. Nicht dieses öde Dreier-Teil. Wozu auch, wenn man damit nicht ordentlich heizen kann? Das wird krass.« Sie gab sich nicht einmal den Anschein zu verstehen, wovon er sprach. Die Autobesessenheit war ihm in die Wiege gelegt worden.
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