Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
meine, Matt?« Sie hob die Hand, ehe einer von ihnen antworten konnte. »Vergesst, dass ich gefragt habe. Mir ist egal, was ihr denkt. Ich kann Matt gut leiden.«
»Er kommt ja ziemlich herum.«
»Er ist der Falsche für dich«, fügte Jack hinzu.
Sie verschränkte die Arme und hüllte sich während des gesamten Heimwegs in Schweigen. Die beiden wechselten pausenlos ihre Freundinnen, und das war noch charmant ausgedrückt. Sie hatte keine Lust, sich ihre Meinung anzuhören, und falls es überhaupt einen Jungen gab, der »der Falsche« für sie war, dann eindeutig Jack. Weswegen sie noch froher war, sich nicht in ihn verliebt zu haben.
Den Rest des Schuljahres ging sie mit Jungen aus, von denen weder Steven noch Jack etwas hielten, aber es war ihr gleichgültig. Wie die meisten Mädchen in ihrem Alter lernte sie zu flirten und den Jungs den Kopf zu verdrehen. Und, was noch wichtiger war, sie lernte, ihnen Einhalt zu gebieten, bevor es zu weit ging – mit dem Ergebnis, dass sie als Mädchen galt, dass die Jungen zuerst reizte und dann abservierte. Doch das war in ihren Augen unfair. Die Jungen küssten sie, sie küsste die Jungen. Aus ihrer Sicht war ein Mädchen entweder prüde, was bedeutete, dass sie überhaupt nicht küsste, oder sie gehörte zu denen, die die Jungen reizten, was hieß, dass sie sie küsste und vielleicht noch ein bisschen mehr tat, oder aber sie war eine Schlampe. Und was das bedeutete, wusste jeder.
In jenem Sommer ließ sie zu, dass Erik Marks ihre Brust durch den Stoff ihres T-Shirts berührte. Als Jack und Steven davon erfuhren, kamen sie zu ihr nach Hause, um sie zur Rede zu stellen. Sie wurde wütend und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.
Diese Heuchler.
Im folgenden Schuljahr wurde sie Mitglied der Cheerleader-Truppe. Ihr Haar war bis auf Schulterlänge gewachsen, und sie hatte sich eine Dauerwelle machen lassen. Steven spielte Football und Basketball und war selbstverständlich Mitglied im Schülerparlament. Jack fuhr mit seinem Camaro Rennen auf den ebenen Straßen von Texas, und Daisy redete sich nach wie vor ein, er interessiere sie nicht. Sie sagte sich, dass sie ihn liebte, aber nicht verliebt in ihn wäre, und dass ihr Herz sich nicht zusammenzog, wenn er mit irgendeinem anderen Mädchen im Arm vorbeifuhr. Er war nur ihr Freund, wie früher. Sonst nichts. Und sie gestattete sich auch keine anderen Gefühle für ihn.
Das alles änderte sich ein paar Wochen vor Weihnachten in ihrem letzten Oberstufenjahr, als J. T. Sanders sie zum Schulball einlud. J. T. sah umwerfend aus und fuhr einen nagelneuen Jeep Wrangler. Schwarz. Daisy arbeitete abends im Wild Coyote Diner und hatte genug Geld zusammengespart, um sich das perfekte Kleid kaufen zu können. Aus weißer Seide. Ärmellos und mit kleinen Rheinkieseln auf dem eng anliegenden Oberteil und dem schwingenden Tüllrock. Es war das schönste Kleid, das sie je besessen hatte. Am Abend vor dem Ball holte sie in der Pause J. T.s Anstecksträußchen ab. Als sie nach Hause kam, rief er an und sagte ab. Er behauptete, seine Großmutter sei gestorben, und er müsste nach Amarillo zur Beerdigung. Jeder wusste, dass er seit der vergangenen Woche mit
einem anderen Mädchen zusammen war. Daisy war abserviert worden. Eiskalt.
Und jeder wusste es.
Am Tag des Balls, einem Samstag, hatte Daisy die Mittagsschicht im Wild Coyote. Sie riss sich zusammen und zeigte nicht, wie gedemütigt sie sich fühlte, sondern scherzte mit ihren Kolleginnen und meinte, J. T. sei sowieso ein Versager.
Doch niemand nahm ihr das ab. Am Abend vor dem Ball mit einer lahmen Ausrede abserviert zu werden war das Schlimmste, was einem Mädchen passieren konnte.
Und das wusste jeder.
Nach der Arbeit ging sie nach Hause und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Ihr Kleid hing an der Schranktür. Sie warf sich aufs Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Gegen vier steckte ihre Mutter den Kopf zur Tür herein und fragte, ob sie Pfefferminzeis mit Schokostückchen wollte. Aber sie wollte keines. Lily bereitete ihr ein besonders leckeres Sandwich zu, aber sie konnte nichts essen.
Um halb fünf klopfte Jack an ihre Zimmertür, doch sie wollte ihn nicht hereinlassen. Ihr Gesicht war fleckig, ihre Augen vom Weinen verquollen, und sie wollte nicht, dass er sie so sah.
»Daisy Lee«, rief er durch die geschlossene Tür. »Komm raus.«
Sie setzte sich aufs Bett und nahm ein Papiertaschentuch aus der Schachtel. »Lass mich in Ruhe, Jack.«
»Mach auf.«
»Nein.« Sie
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