Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
gefahren, und dann kam eines zum anderen. Und dann hat Du-weißt-schon-wer Lily zu Boden gestoßen.«
Louella presste die Lippen zusammen und legte ihren Toast auf den Teller. »Ihr hättet die Polizei rufen sollen.«
Wahrscheinlich. »Ich habe einfach nicht nachgedacht. Ich habe gesehen, wie er sie gestoßen hat, und in diesem Moment hat mein Verstand ausgesetzt. Ohne lange zu überlegen, habe ich ihm eins aufs Auge gegeben und das Knie hochgerissen.« Sie konnte selbst noch immer nicht fassen, dass sie sich so hatte gehen lassen.
Der Mundwinkel ihrer Mutter begann zu zucken. »Hast du ihn verletzt?«
Daisy schüttelte den Kopf und blies in ihre Tasse. »Ich glaube nicht.«
»Eigentlich schade.« Louella schob ihren Teller beiseite. »Hast du Jack gesehen?«
Oh ja, allerdings – seine nackte Brust und seinen schweißfeuchten Bauch, seine halb geschlossenen Augen und seine vom Küssen feuchten Lippen, aber das war es nicht, was ihre Mutter hören wollte. »Ich habe ihm noch nichts von Nathan erzählt«, antwortete sie und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. »Ich fahre heute Morgen zu ihm und sage ihm alles.«
Louella zog eine Braue hoch. »Du hast es bis zum letzten Moment vor dir hergeschoben.«
»Ich weiß.« Sie senkte den Kopf und starrte auf die gelbe Tischplatte. »Ich war immer so sicher, das Richtige getan zu haben. Ich habe geglaubt, es wäre das Beste für alle Beteiligten, wenn ich Jack nichts von Nathan sage und nach Washington ziehe.«
»Das war es doch auch.«
»Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher.« Sie schob sich das Haar hinter die Ohren und atmete tief durch. »Bevor ich hergekommen bin, war ich mir sicher. Ich war sicher, dass es das Beste war, mit Nathan wegzuziehen. Auch
für Jack.« Sie sah wieder auf. »Wir hatten immer vor, es ihm zu sagen, Mom. Wir wollten Jack ein paar Jahre Zeit lassen, damit er sein Leben in den Griff bekommt, und dann wollten wir es ihm sagen.«
Pippen warf seine leere Tasse auf den Boden, und Louella bückte sich, um sie aufzuheben. »Das weiß ich doch.« Sie stellte die Kindertasse auf den Tisch.
»Aber je länger wir es hinausgezögert haben, desto schwieriger wurde es. Monate und Jahre vergingen, und immer wieder haben wir einen Vorwand gefunden, warum wir es ihm gerade jetzt nicht sagen können. Entweder wollte ich gerade von Steven schwanger werden, oder Nathan war gerade so glücklich, dass wir sein Leben nicht unnötig durcheinander bringen wollten. Irgendwas gab es immer, immer eine Entschuldigung, denn wie soll man einem Mann erklären, dass er ein Kind hat, von dem er bislang nichts wusste?« Sie beugte sich vor und verschränkte die Unterarme auf der Tischplatte. »Aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher, ob ich damals wirklich das Richtige getan habe. Allmählich glaube ich, ich hätte niemals weggehen dürfen, ohne ihm alles zu gestehen.«
»Ich glaube, du hast einfach nur Angst und stellst deshalb alles in Frage.«
»Kann sein.«
»Daisy, du warst jung und verängstigt. Und du hast damals die richtige Entscheidung getroffen.«
Das hatte sie bisher auch immer geglaubt. Doch jetzt wusste sie nur noch eines mit Sicherheit – dass es ein Fehler gewesen war, so lange zu warten. Wie sollte sie das jemals wiedergutmachen?
»Jack war noch nicht bereit, Vater zu werden«, beharrte ihre Mutter. »Steven schon.«
»Du hast Steven schon immer lieber gemocht als Jack.«
Ihre Mutter schwieg eine Weile. »Das stimmt nicht ganz. Ich war nur immer der Meinung, dass Steven der zuverlässigere von den beiden war. Jack war ungestümer. Man kann einem Menschen sein Wesen nicht zum Vorwurf machen, aber man darf sich trotzdem nicht auf ihn verlassen. Dein Vater war genau derselbe Draufgänger, und du weißt ja, wohin ihn das gebracht hat. Und uns«, sagte sie schließlich.
»Daddy ist nicht absichtlich gestorben. Er hat uns nicht mit Absicht allein gelassen.«
»Das nicht, aber er hat uns allein gelassen. Er hat mich mit zwei Kindern, einem kaputten Winnebago und dreihundert Dollar allein gelassen.« Louella schüttelte den Kopf. »Steven hatte einfach die besseren Voraussetzungen, für dich und ein Baby zu sorgen.«
»Weil seine Familie Geld hatte.«
»Geld ist durchaus wichtig.« Sie hob die Hand, als wollte sie Daisys Widerspruch zuvorkommen. »Ich weiß, Liebe ist genauso wichtig. Ich habe deinen Vater geliebt. Er hat mich geliebt und euch Mädchen auch, aber von Liebe werden Kinder nun mal nicht satt. Von Liebe kann man keinen Wintermantel
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