Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
und keine Schuhe kaufen.« Über den Tisch hinweg ergriff Louella die Hand ihrer Tochter. »Aber selbst wenn du vor all diesen Jahren die falsche Entscheidung getroffen haben solltest, lässt es sich jetzt nicht mehr ändern. Nathan hat ein gutes Leben. Steven war ein wunderbarer Vater, und du hast das Beste für dein Kind getan.«
Wenn sie ihre Mutter reden hörte, erschien ihr alles so logisch und vernünftig. Doch Daisy war längst nicht mehr so überzeugt davon, dass ihre Entscheidung von damals logisch und vernünftig hätte sein müssen. Dass sie jung und verängstigt war, erklärte die Tatsache, dass sie Jack nicht schon vor fünfzehn Jahren aufgeklärt hatte. Es erklärte allerdings nicht, warum sie bis heute damit gewartet hatte.
»Schau dir Lily an«, sagte ihre Mutter im Flüsterton. »Ihr Leben war schon lange, bevor Du-weißt-schon-wer endlich ausgezogen ist, ein einziges Chaos. Er ist schon immer fremdgegangen, hat ständig irgendwelchen Unsinn gemacht. Sie hätte diesen verrückten Kerl niemals heiraten dürfen, und Pippen zahlt einen sehr hohen Preis dafür. Er kann nicht so gut sprechen, wie er in seinem Alter sollte, und er ist nicht mal annähernd trocken. Ehrlich gesagt, fällt er ständig in frühere Verhaltensmuster zurück.«
Daisys Meinung nach hätte Lily entschieden mehr tun können, um Pippen zu beschützen und zu fördern, doch das sagte sie nicht. Sie selbst war auch keine ideale Mutter und hatte nicht die Absicht, über die Erziehungsmethoden anderer herzuziehen. »Ich rufe jetzt Nathan an und erinnere ihn daran, wann ich morgen nach Hause komme.« Sie stand auf. »Und dann fahre ich zu Jack«, sagte sie. Hätte sich ihr eine Alternative geboten, hätte sie sie mit Freuden wahrgenommen. Er hatte ihr geraten, nicht zu ihm zu kommen, und sie gewarnt, was ihr bevorstand, wenn sie es doch tat. Besinnungslosigkeit. Wenn sie jetzt bei ihm auftauchte, würde er dann nicht automatisch glauben, dass sie genau aus diesem Grund zu ihm kam?
Wahrscheinlich.
Sie nahm ihren Kaffee mit ins Schlafzimmer und rief Nathan an.
»Ich kann es nicht erwarten, dass du nach Hause kommst«, sagte er, kaum dass er den Hörer abgehoben hatte. »Ich kann es nicht erwarten, Michael Ann loszuwerden. «
»Komm schon, so schlimm ist sie nun auch wieder nicht.«
»Mom, sie spielt immer noch mit Barbiepuppen. Gestern Abend wollte sie, dass ich den Ken spiele.«
»Ist sie nicht schon ein bisschen zu groß für so was?«
»Ja, und Ollie wollte mich auch zwingen, mit Puppen zu spielen«, sagte er, und seine Stimme überschlug sich in pubertärer Empörung. »Ich halt das hier nicht mehr aus.«
»Es ist ja dein letzter Abend.« Sie stellte die Tasse auf den Nachttisch und zog Stevens Brief aus der Schublade. »Morgen bringen sie dich nach Hause, und ich bin gegen drei oder halb vier zurück.«
»Gott sei Dank. Und, Mom?«
»Ja, mein Schatz?«
»Versprich mir, dass ich nie wieder bei denen bleiben muss.«
Daisy lachte. »Ich verspreche es dir, wenn du mir versprichst, zum Friseur zu gehen.«
Es entstand eine lange Pause. »Abgemacht.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie in die Dusche und dachte über den vergangenen Abend nach. Inzwischen war Jacks Wut gewiss verraucht. Wahrscheinlich hatte er doch noch eine willige Frau gefunden, die er mit nach Hause nehmen konnte. Während sie träumte, dass sie flog, hatte er vermutlich wilden Sex gehabt und war am Morgen zweifellos erleichtert gewesen, dass sie die Notbremse gezogen hatte, bevor sie zu weit gegangen waren. Nun, da das Fieber des Vorabends erloschen war, erinnerte er sich wahrscheinlich nicht einmal mehr an seine Drohung.
Trotzdem störte sie der Gedanke an Jack mit einer anderen Frau mehr, als ihr lieb war. Und mehr, als sie sich eingestehen wollte. Bei der Vorstellung, wie er eine Frau berührte, krampfte sich ihr Magen zusammen, was an jenem ersten Abend, als sie ihn und Gina zusammen in seiner Küche gesehen hatte, eindeutig nicht so gewesen war.
Daisy zog ihren schwarzen BH und einen schwarzen Slip an und fragte sich, wie sich ihre Gefühle in so kurzer Zeit
so grundlegend hatten ändern können. Sie zog ein schlichtes schwarzes T-Shirt über. Je häufiger sie mit Jack zusammen war, umso mehr schien sie die Vergangenheit einzuholen. Es war in Wahrheit unumgänglich. Als Freund hatte sie Jack schon immer geliebt, und dann hatte sie sich richtig in ihn verliebt. So heftig und so leidenschaftlich, und trotz ihres Widerspruchs am Abend zuvor hatte
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