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Er sieht dich wenn du schläfst

Er sieht dich wenn du schläfst

Titel: Er sieht dich wenn du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sei Dank, dass ich keinen Krach mache, dachte
er mit einem Blick zur Decke. Sein Hut war ihm vom Kopf geflogen. Beim Aufstehen spürte er Stiche im Rücken. Er hob den
Homburg auf und versuchte aufs Neue, Marissa zu besuchen.
Ihr Zimmer lag am Ende des Flurs. Alle Zimmertüren waren
nur angelehnt. Aus dem Elternschlafzimmer drang leises Schnarchen. Als er am Zimmer der Krümelmonster vorbeikam, hörte er,
wie sich einer der Jungen bewegte. Sterling zögerte und lauschte,
doch dann schien das Kind sich wieder beruhigt zu haben.
Obwohl der Himmel sich bezog, fiel noch genug Licht von
draußen herein, so dass er Marissas Gesicht deutlich erkennen
konnte. Sie hatte sich im Bett zusammengerollt, das Haar lag auf
ihrer Wange, die Decke hatte sie fest um sich gezogen.
Ein Stapel Schachteln in einer Ecke war Zeugnis dafür, dass
sie zu Weihnachten und zum Geburtstag viele Geschenke erhalten hatte. Kein Wunder, dachte Sterling. Ich würde ihr auch gern
etwas schenken.
Er setzte sich auf denselben Stuhl, auf dem er nächstes Jahr
sitzen würde, wenn er zum ersten Mal mit Marissa reden würde.
Von dort aus betrachtete er Marissas Gesicht. Sie sieht aus wie
ein Engel, dachte er zärtlich. Wenn sie doch nur die Veränderung nicht mitmachen müsste, die ihr bevorsteht! Hätte ich doch
nur die Macht, ihre Welt so zu erhalten, wie sie jetzt ist. Aber
das kann ich nicht, deshalb werde ich im nächsten Jahr alles
daransetzen, ihre Welt wieder zusammenzufügen. Auf Biegen
und Brechen, beschloss er.
Und nicht nur, weil ich in den Himmel will. Ich will ihr wirklich helfen. Sie sieht so klein und verletzlich aus. Kaum zu glauben, dass sie dasselbe Kind ist, das heute im Restaurant das Sagen hatte und gleich nach der Party ihren Vater anrief, um ihn
auszufragen.
Mit einem Lächeln, das in einen Seufzer mündete, stand Sterling auf und ging aus dem Zimmer. Auf dem Weg über den Flur
hörte er, wie eines der Krümelmonster zu schreien begann. Das
zweite schloss sich an.
Die brauchen mich zum Glück nicht, dachte Sterling. Kurz
darauf wankte Roy aus dem Schlafzimmer ins Kinderzimmer.
»Daddy ist da«, gurrte er. »Roy Junior, Robert, Daddy ist da.«
Denise hat ihn gut erzogen, dachte Sterling. Meine Freunde
stellten sich immer taub, wenn ihre Kinder mitten in der Nacht
schrien. Aber die Zeiten haben sich geändert. Ich war Einzelkind, dachte er, als er die Treppe hinunterging. Meine Eltern
waren über vierzig, als ich zur Welt kam. Ich wurde der Mittelpunkt ihres Daseins. Sie waren längst im Himmel, als ich in den
himmlischen Warteraum kam.
Wie schön wird es sein, Mutter und Vater wiederzusehen,
dachte er und schaute noch einmal zum Himmel empor.
Sterling warf einen Blick auf den Plan, ehe er das Haus verließ. Dann machte er sich auf den Weg zu Nors Restaurant.
Während er durch die stillen Straßen ging, überkam ihn plötzlich ein Gefühl der Dringlichkeit. Obwohl er nicht aus unmittelbarer Nähe zu ihm herüberdrang, konnte er den Rauch riechen.
Sie haben es getan, dachte er. Gerade haben sie Feuer im Lagerhaus gelegt.
Z
wanzig Jahre war Sean O’Brien
schon in der Polizeidienststelle von Nassau County tätig. In dieser Zeit hatte er gelernt, mit nächtlichen Anrufen zu rechnen,
wenn sich in einem Fall, an dem er gerade arbeitete, eine interessante Entwicklung abzeichnete.
Als sein Telefon um zwanzig vor vier Uhr klingelte, war Sean
im Nu wach und griff nach dem Hörer. Wie er gehofft hatte, war
es Nor.
»Sean, Dennis hat gerade angerufen. Ihm ist der Name des
Mannes auf dem Anrufbeantworter eingefallen, und er hat
Recht. Ich bin mir absolut sicher, dass es stimmt.«
»Wer ist es?«
»Er heißt Hans Kramer. Er wohnt in Syosset und hat irgendsoeine Firma für Computersoftware. Er kommt gelegentlich ins
Restaurant.«
»Okay, Nor. Ich kümmere mich sofort darum.«
Sean war jetzt hellwach und setzte sich auf die Bettkante. Er
war allein. Seine Frau Kate, eine Krankenschwester, hatte
Nachtdienst auf der Kinderstation des North-ShoreKrankenhauses.
Zuerst rief er das Polizeirevier in Syosset an. Es bestand die
Möglichkeit, dass ihnen Kramer bekannt war.
Die Idee erwies sich als gut. Nick Amaretto, der Dienst habende Beamte, wusste genau, wer Kramer war. »Netter Mensch.
Hat zwanzig Jahre in der Stadt gewohnt und eine Zeit lang im
Bauamt gearbeitet. Hat vor ein paar Jahren die Sammelaktion
fürs Rote Kreuz organisiert. Besitzt eine Softwarefirma.«
»Hat er ein Lager?«
»Ja. Er hat ein Grundstück an der

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