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Er sieht dich wenn du schläfst

Er sieht dich wenn du schläfst

Titel: Er sieht dich wenn du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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kriechen.
»Wir bringen Sie mit einem unserer besten Produzenten zusammen. Er will so bald wie möglich mit Ihnen arbeiten. In einem Jahr könnten Sie ein Star sein, Billy.«
Zuletzt gab man sich die Hand, und Billy drückte seinen tief
empfundenen Dank aus.
Guter Schachzug, dachte Sterling. Während des Gesprächs
hast du ihn mit deiner Selbstbeherrschung beeindruckt, doch es
war an der Zeit, ihn wissen zu lassen, wie glücklich du bist. Ich
kenne diese Typen. Sie gefallen sich in der Rolle des Königsmachers.
In der Hotelhalle sah Billy im Zugfahrplan nach und warf einen Blick auf die Uhr. Sterling schaute ihm über die Schulter; er
würde versuchen, den Zug zu bekommen, der um zehn vor sieben von der Station Jamaica abfuhr. Ein wenig knapp, sorgte
sich Sterling, aber es ist ein Express, und der Nächste ein Nahverkehrszug.
Sie legten die sieben Blocks zur 59. Straße in der Hälfte der
Zeit zurück, die sie für den Hinweg gebraucht hatten. Billy muss
auf Wolken schweben, dachte Sterling. Zumindest vorläufig.
Bestimmt denkt er nicht an die Badgetts, sondern träumt davon,
was der Schallplattenvertrag für seine Zukunft bedeutet.
Sie liefen die Treppe zur U-Bahn hinunter und gelangten auf
den überfüllten Bahnsteig. Billy schaute noch einmal auf die
Uhr und bahnte sich einen Weg nach vorn an die Bahnsteigkante. Er beugte sich vor in der Hoffnung, einen Scheinwerfer im
Tunnel zu sehen.
Es geschah in Sekundenbruchteilen. Plötzlich tauchte wie aus
dem Nichts ein bulliger Mann auf, der Billy so heftig mit der
Schulter anrempelte, dass dieser ins Taumeln geriet und auf die
Gleise zu stürzen drohte. Verängstigt versuchte Sterling, Billy
zu packen, denn er wusste, dass Billy das Gleichgewicht verlieren würde, doch seine Arme gingen direkt durch Billys Körper
hindurch.
Der Zug sauste in den Bahnhof. Er fällt, dachte Sterling hilflos. Eine Frau schrie auf, als derselbe bullige Mann Billy plötzlich zurückzog und dann in der Menge Richtung Ausgang verschwand.
Die Türen des Zuges gingen auf. Billy trat zur Seite, während
aufgeregte Passagiere an ihm vorbeihasteten.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte ihn jemand besorgt, als er in
den Zug stieg.
»Ja, es geht schon.« Billy packte den mittleren Pfahl an der
Tür und hielt sich daran fest.
Eine ältere Frau ermahnte ihn: »Wissen Sie, was für ein Glück
Sie hatten? Sie sollten niemals so nah am Rand des Bahnsteigs
stehen.«
»Ich weiß. Es war dumm von mir«, stimmte Billy ihr zu und
wandte sich dann ab, darum bemüht, wieder normal zu atmen.
Das war nicht dumm, wollte Sterling ihm zurufen, verzweifelt, dass er Billy nicht warnen konnte. Billy hat nicht gemerkt,
dass er geschubst wurde. Der Bahnsteig war so überfüllt, dass er
bestimmt glaubt, der Druck der Menge habe ihn aus dem
Gleichgewicht gebracht und jemand habe ihn rechtzeitig zurückgerissen.
Sterling hielt sich am selben Pfahl wie Billy fest, während die
U-Bahn über die Gleise ratterte und schwankte. Sie kamen gerade rechtzeitig in Jamaica an und bekamen den Zug um 18.50
Uhr nach Syosset.
Den ganzen Heimweg über gingen Sterling niederschmetternde Gedanken durch den Kopf: Was auf dem Bahnsteig passiert
ist, war kein Unfall. Was werden die Badgett-Brüder als Nächstes unternehmen?
L
ee Kramer saß allein in dem
kleinen Wartezimmer des Krankenhauses, das für die Angehörigen der Intensivpatienten reserviert war. Bis auf wenige Minuten, die sie am Fußende von Hans’ Bett stehen durfte, hatte sie
hier gesessen, seitdem sie kurz vor Anbruch der Morgendämmerung dem Krankenwagen hierher gefolgt war.
Ein schwerer Herzinfarkt. Die Worte hallten dumpf in ihr
nach. Hans, der in den zweiundzwanzig Ehejahren kaum je erkältet gewesen war. Sie rief sich in Erinnerung, dass der Arzt
gesagt hatte, Hans’ Zustand stabilisiere sich. Hans habe Glück
gehabt. Die Feuerwehr sei mit den entsprechenden Geräten vor
Ort gewesen und habe sein Herz einer Schockbehandlung unterzogen, damit es wieder schlug, das habe ihm das Leben gerettet.
Er hatte zu viel Stress, dachte Lee. Der Anblick des Feuers hat
ihm den Rest gegeben.
Sie schaute auf, als die Tür geöffnet wurde, und wandte sich
ab. Ein paar Freundinnen waren vorbeigekommen und leisteten
ihr Gesellschaft, doch diesen sachlich wirkenden, dunkelhaarigen Mann kannte sie nicht.
Der FBI-Agent Rich Meyers war in der Hoffnung ins Krankenhaus gekommen, man würde ihn kurz mit Hans Kramer reden lassen. Das komme gar nicht in Frage, hatte die

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