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Er sieht dich wenn du schläfst

Er sieht dich wenn du schläfst

Titel: Er sieht dich wenn du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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versteckte Kameras.«
»Mag sein. Oder jemand hat uns dort herauskommen sehen.«
Nor zitterte. »Weißt du, wer am Telefon war?«
»Er hat seinen Namen nicht genannt, aber ich glaube, es ist
dieser Typ gewesen, der uns gesagt hat, was wir singen sollen,
als wir gestern dort eintrafen.«
»Ich kann mich an ihn erinnern. Ein bisschen nervös und wuselig.«
»Genau der. Hör zu, ich muss mich auf den Weg machen. Ich
fahre mit dem Zug um drei Uhr nach Manhattan.«
»Billy, pass auf dich auf.«
»Du sagst doch sonst immer ›Hals- und Beinbruch‹.«
»Das hab ich schon.«
»Stimmt. Bis später, Mom.«
Mechanisch legte Nor den Hörer auf. Hals- und Beinbruch.
Sie hatte in einem Nachtclub gearbeitet, dessen Besitzer mit
seinen Zahlungen an so jemanden wie die Badgetts im Rückstand gewesen war. Ein gebrochenes Bein war seine erste Warnung gewesen, das Geld zu zahlen.
Außerdem hatte sich Billy anscheinend noch nicht klar gemacht, dass der Anrufer von Marissa gesprochen hatte. Wollen
die Badgetts über Marissa an Billy und mich herankommen?,
überlegte Nor.
Sie wählte Sean O’Briens Nummer in der trügerischen Hoffnung, sie würde ihn erreichen. Er wusste eine Menge über die
Badgetts. Vielleicht könnte er ihr erzählen, was sie aller Voraussicht nach als Nächstes unternehmen würden. Wir haben schon
ausgesagt, dachte sie. Selbst wenn wir wollten, wie könnten wir
das wieder rückgängig machen?
Sie kannte die Antwort. Es lag nicht daran, dass sie ihre Aussagen nicht zurückziehen konnten. Sie wollten es nicht.
I
ch habe immer einen Anzug angezogen, wenn ich eine geschäftliche Besprechung hatte, dachte
Sterling, als er hinter Billy in den Zug nach Manhattan stieg.
Für seine Verabredung mit den Managern der Schallplattenfirma hatte Billy alte Jeans gewählt, ein weites dunkelblaues
Hemd, Stiefel und eine Lederjacke.
Ich werde mich an die neue Mode nie gewöhnen. Andererseits, so gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als Mutter
noch jung war, trug sie geschnürte Korsetts, hochgeknöpfte
Schuhe, Hauben und bodenlange Kleider. Sterling seufzte und
sehnte sich plötzlich nach der Heiterkeit des Lebens nach dem
Tode, in dem es einfach keine Kleidersorgen gab.
Er setzte sich neben Billy, der einen freien Fensterplatz gefunden hatte. Auch ich wollte immer den Fensterplatz, wenn ich
mit dem Zug fuhr, erinnerte sich Sterling. Wenn Annie und ich
unsere Freunde in Westport besuchten, habe ich mich immer
gleich ans Fenster gesetzt, und Annie hat sich nie beschwert. Ob
der Himmlische Rat das gemeint hat, als sie mich »passivaggressiv« nannten?
Ein Blick in Billys besorgte Miene genügte, um festzustellen,
wie beunruhigt er war. Sterling war froh, als Billy die Augen
schloss. Vielleicht kann er sich ein wenig entspannen, hoffte
Sterling. Er muss »auf Zack« sein, wenn er diesen Chip Holmes
trifft.
Sie fuhren mit einem Nahverkehrszug und brauchten eine
Viertelstunde bis Jamaica in Queens. Von dort nahmen sie die
U-Bahn zur 59. Straße in Manhattan.
Wir sind eine Stunde zu früh dran, stellte Sterling fest, als sie
die Treppen zur Straße hinaufgingen. Es wurde bereits dunkel.
Dichter Verkehr herrschte auf den Straßen, und alle Schaufenster waren weihnachtlich dekoriert. Ich hoffe, Billy schlägt die
Zeit mit einem Spaziergang tot. Ich war seit sechsundvierzig
Jahren nicht mehr in diesem Teil von Manhattan.
Es sieht noch genauso aus, und doch anders. Bloomingdale’s
wird sich nie verändern. Aber das Alexander’s sehe ich nicht
mehr. Ich habe gern hier gewohnt, erinnerte er sich, als er alles
in sich aufnahm. So etwas gibt es auf der Welt nicht noch einmal.
Er schlenderte hinter Billy her zur Park Avenue. Die Bäume
auf dem Mittelstreifen erstrahlten in weißen Lichtern. Die Luft
war kalt, aber klar. Sterling inhalierte genüsslich, auch wenn er
nicht zu atmen brauchte. Ein Hauch von Tannenduft ließ ihn an
vergangene Weihnachtsfeste denken.
Sie schlugen den Weg nach Süden ein und kamen an der
Hausnummer 475 vorbei. Hier hat mein Chef gewohnt, fiel Sterling ein. Er hat Annie und mich immer zu seiner großen Neujahrsparty eingeladen. Was wohl aus ihm geworden ist? Ich habe ihn nie im himmlischen Warteraum getroffen, und ich habe
ihn nie an den himmlischen Fenstern vorbeihuschen sehen.
Just in diesem Augenblick humpelte ein sehr alter Mann am
Stock aus dem Gebäude und sagte zum Türsteher: »Mein Fahrer
hat sich verspätet. Rufen Sie mir ein Taxi, mein Junge.«
Sterling holte tief Luft. Das

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