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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mit seiner Hilfe zog der Mann einen Eimer hoch, in dem vier Flaschen standen. »Es ist polnisches Bier«, sagte Negru. »Ich habe es besorgen können, und hier unten bleibt es einigermaßen kühl.« Er stellte die vier Flaschen auf den Tisch, nachdem er die Klappe geschlossen hatte. »Willst du noch einen Schnaps?«
    »Später vielleicht.«
    »Gut.«
    Beide saßen sich am Tisch gegenüber. Marek fing damit an, Brot und Wurst zu schneiden. Er hatte Hunger, auch Durst, und das Bier trank er aus der Flasche.
    Negru schaute ihm zu. »Beinahe ist es wie früher«, sagte er, »aber nur beinahe.«
    »Stimmt.« Marek kaute und nickte. »Wir sind beide älter geworden, mein Freund.«
    »Nicht nur das.«
    Der Pfähler hob die Schultern. Er würde später fragen, was Negru auf dem Herzen hatte. Er hatte lange gewartet, und er würde auch noch länger warten können. Er machte sich auch Gedanken über die Umgebung und sagte mit leiser Stimme: »Es ist mir so vorgekommen, als hätte ich in einem toten Ort angelegt.«
    Sein Gegenüber nickte. »Ja, das stimmt. Du hast recht. Wir fühlen uns hier wie Tote. Oder wie Menschen, die nur noch versuchsweise leben, wie mal jemand richtig bemerkt hat.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist einfach grauenhaft. Wir sind Menschen, die zuschauen, wie die Natur allmählich stirbt. Sie siecht dahin, und wir werden mit hineingezogen, ohne daß du etwas dagegen unternehmen kannst. Man hat uns überrollt. Das Land vergeht, die Menschen ebenfalls, und das Böse hat die Oberhand gewonnen. Ein Zeichen für den Beginn der Apokalypse, wie ein kürzlich verstorbener Freund noch auf dem Totenbett richtig bemerkte. Alles wird weniger. Die Fische, die Vögel, die Luft und auch die Menschen.« Mit leeren Blicken schaute er zum Tisch. »Wir können es nicht aufhalten, wir nicht. Und die Jungen sind weg. Du findest auf den Booten nur noch ältere Fischer. Viele Jüngere versuchen ihr Glück im Ausland. Heimlich, verstehst du?«
    »Ja.«
    »Aber deshalb hätte ich dich nicht kommen lassen, denn du kannst daran nichts ändern.« Negru zog den Korken aus der Öffnung der Schnapsflasche.
    »Woran kann ich denn etwas ändern?«
    Der Mann baute zwei Gläser auf und ließ sie halbvoll gluckern. »An einem Problem, über das ich jetzt mit dir sprechen werde.«
    »Gut.«
    »Hast du noch Hunger?«
    »Nein.«
    »Dann räume ich das Essen weg.« Negru verstaute alles wieder im Schrank, nur die Flaschen und die Gläser ließ er stehen.
    Der Pfähler wartete. Er spürte seine Unruhe, tastete nach dem Stein des Pendels und glaubte, daß sich dort etwas tat, wo das Gesicht der alten Zigeunerin eingraviert worden war.
    Noch blieb er ruhig, schaute zu, wie sich sein Freund wieder setzte und sein Glas hochhob.
    Beide Männer stießen an.
    »So«, sagte Negru und stellte sein Glas wieder auf den Tisch. »Jetzt werde ich reden.« Er schaute aus dem Fenster, wo die dunstige Luft an Helle verloren hatte. »Es wird auch Zeit, denke ich.«
    »Um was geht es?«
    »Du hast vorhin nach meinen Töchtern gefragt, Frantisek.«
    »Das stimmt.«
    »Sie sind tot, aber sie leben trotzdem.«
    »Ach.«
    Der Freund nickte. »Ja, du hast dich nicht verhört.«
    Das hatte Marek sicherlich nicht, und in seinem Kopf malte er sich bereits einiges aus, denn gerade er war jemand, der genau wußte, worauf gewisse Dinge hinausliefen. Er wollte es noch nicht sagen und es vorwegnehmen.
    »Das war auch ein Grund für den Selbstmord meiner Frau, denke ich mir.«
    »Wieso?«
    »Es geschah erst vor zwei Tagen.«
    Marek schluckte. Er war jetzt nicht mehr fähig, etwas zu sagen und starrte den anderen nur an.
    »Ja, es stimmt. Du bist der erste, dem ich es sage. Die anderen hier wissen es nicht.«
    »Es hing mit deinen toten und doch nicht toten Töchtern zusammen, wie du gesagt hast.«
    Negru nickte schwer. »Jetzt kannst du dir sicherlich vorstellen, weshalb ich dich geholt habe. Oder nennt man dich nicht mehr den Pfähler?«
    »Doch, so heiße ich noch immer.«
    »Das ist gut.« Negrus Blick wurde starr. »Kannst du es auch beweisen, mein Freund?«
    »Sicher.«
    »Bitte, ich muß es sehen.«
    Marek faßte unter seine dünne Jacke. Der Pfahl steckte in einer Schlaufe an der linken Gürtelseite. Mit einem sicheren Griff holte er die Waffe hervor und legte sie auf den Tisch, wobei die Spitze auf Negru wies. »Genügt dir das?«
    »Und ob.«
    »Jetzt bist du an der Reihe.« Marek steckte den Pfahl wieder weg.
    Negru trank einen Schluck. Auch Marek nippte. Der Schnaps

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