Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
ohne die Hilfe Saphiras oder seine Magie im Kampf Mann gegen Mann gegenübertreten zu müssen.
Eragon wirbelte von Arya weg, bis er etwa zehn Schritte entfernt war.
»Nun?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Dann mach weiter damit.« Und er ging tief in die Hocke, während er sich für den nächsten Ansturm bereit machte.
Arya kniff die Augen zusammen, was ihrem Gesicht ein bösartiges Aussehen verlieh. »Also schön.«
Mit lauten Kriegsrufen stürmten sie aufeinander zu und der Platz hallte von ihren wild aufeinanderprallenden Schwertern wider. Runde um Runde kämpften sie, bis sie müde, verschwitzt und staubig waren und Eragon viele schmerzhafte Striemen davongetragen hatte. Und immer noch stürzten sie sich mit einer grimmigen Entschlossenheit aufeinander, die ihren Duellen bislang gefehlt hatte. Keiner von ihnen bat darum, ihren brutalen Wettstreit, von dem sie beide Prellungen davontrugen, zu beenden, und keiner bot es an.
Saphira sah ihnen vom Rand des Platzes aus zu, wo sie sich der Länge nach auf dem weichen Gras ausgestreckt hatte. Die meiste Zeit behielt sie ihre Gedanken für sich, um Eragon nicht abzulenken, aber ab und zu machte sie eine Bemerkung über seine oder Aryas Technik – Bemerkungen, die Eragon stets hilfreich fand. Außerdem hatte er den Verdacht, dass sie mehr als einmal eingegriffen hatte, um ihn vor einem besonders üblen Schlag zu bewahren, denn bisweilen schienen seine Arme und Beine sich eine Spur schneller zu bewegen, als sie es hätten tun sollen, oder sie bewegten sich bereits, kurz bevor er beabsichtigte, sie zu bewegen. Und wenn das geschah, spürte er ein Kitzeln tief in seinem Geist und wusste, dass Saphira sich in irgendeinen Teil seines Bewusstseins einmischte.
Schließlich bat er sie, damit aufzuhören. Ich muss in der Lage sein, das selbst zu tun, Saphira, erklärte er. Du kannst mir nicht jedes Mal helfen.
Ich kann es versuchen.
Ich weiß. Ich empfinde genauso für dich. Aber das ist mein Berg, den ich erklimmen muss, nicht deiner.
Der Rand ihrer Lefze zuckte. Warum klettern, wenn du fliegen kannst? Auf deinen kurzen kleinen Beinen wirst du nirgendwohin kommen.
Das ist nicht wahr und das weißt du. Außerdem, wenn ich fliegen würde, dann auch nur mit geborgten Flügeln, und das würde mir nichts bringen außer den billigen Rausch eines unverdienten Sieges.
Sieg ist Sieg und Tod ist Tod, ganz gleich wie man ihn erlangt.
Saphira …, sagte er warnend.
Kleiner.
Trotzdem überließ sie ihn zu seiner Erleichterung anschließend sich selbst, obwohl sie ihn weiter mit unermüdlicher Wachsamkeit beobachtete.
Neben Saphira hatten sich die Elfen, deren Auftrag es war, sie und Eragon zu beschützen, am Rand des Platzes versammelt. Ihre Gegenwart war Eragon unangenehm. Er schätzte es nicht, wenn jemand anders als Saphira oder Arya Zeuge seiner Niederlagen wurde. Aber er wusste, dass die Elfen niemals einwilligen würden, sich zu den Zelten zurückzuziehen. Wenigstens dienten sie einem nützlichen Zweck, abgesehen davon, dass sie ihn und Saphira beschützten: Sie hinderten die anderen Krieger auf dem Platz daran, herüberzukommen und neugierig einen Reiter und eine Elfe anzugaffen, die sich schlugen, dass die Fetzen flogen. Nicht dass Bloëdhgarms Magier irgendetwas unternahmen, um Zuschauer abzuschrecken. Ihr Anblick allein war einschüchternd genug, um zufällige Zuschauer in die Flucht zu schlagen.
Je länger er mit Arya kämpfte, desto unzufriedener wurde Eragon. Zwei ihrer Kämpfe gewann er mit knapper Not – hektisch und mit verzweifelten Tricks, die mehr durch Glück als durch sein Können gelangen und die er in einem echten Duell niemals versucht hätte, es sei denn, seine eigene Sicherheit hätte ihn nicht mehr gekümmert. Aber alle anderen Duelle entschied Arya mit deprimierender Mühelosigkeit für sich.
Schließlich kochten Eragons Ärger und Unzufriedenheit über und er verlor jedes Maß und Ziel. Angespornt von den Methoden, die ihm seine wenigen Erfolge eingebracht hatten, hob er den rechten Arm und schickte sich an, Brisingr nach Arya zu werfen, wie er vielleicht eine Streitaxt geworfen hätte.
In diesem Moment berührte ein anderer Geist den Eragons – ein Geist, von dem Eragon sofort wusste, dass es weder Aryas noch Saphiras war noch der irgendeines anderen Elfs. Denn dieser Geist war unverkennbar männlich und es war unverkennbar der eines Drachen. Eragon schreckte vor der Berührung zurück und versuchte hektisch seine
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