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Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
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Tochter von Ajihad«, sagte der Mann auf dem Stuhl. »Willkommen hier in meinem Heim unter diesen uralten Fels. Lang ist es her, seit das letzte Mal ein so vornehmer Gast wie Ihr uns mit seiner Anwesenheit beehrt hat. Meine Energien waren anderweitig vonnöten, aber ich versichere Euch, meine Pflichten als Gastgeber von jetzt an nicht mehr zu vernachlässigen.« Bei den letzten Worten stahl sich ein drohender Unterton in seine Stimme, wie eine Kralle, die ausgefahren wird.
    Sie hatte Galbatorix noch nie persönlich gesehen, nur Schilderungen gehört und Zeichnungen studiert, aber die Ansprache des Mannes hatte eine solch tief greifende und gewaltige Wirkung auf sie, dass sie keinen Zweifel daran hegte, tatsächlich den König vor sich zu haben.
    Sowohl in seiner Aussprache als auch in seiner Wortwahl lag etwas Fremdes, als spreche er eine Sprache, mit der er nicht aufgewachsen war. Es war ein feiner Unterschied, aber unmöglich zu überhören, nachdem sie ihn einmal bemerkt hatte. Vielleicht lag es daran, dass die Sprache sich in den Jahren seit seiner Geburt verändert hatte. Das schien ihr die vernünftigste Erklärung zu sein, da seine Art, zu sprechen, sie daran erinnerte … Nein, nein, sie erinnerte sie an gar nichts.
    Er beugte sich vor und sie konnte seinen bohrenden Blick auf sich spüren.
    »Ihr seid jünger, als ich dachte. Ich wusste, dass Ihr erst kürzlich volljährig geworden seid, aber trotzdem, Ihr seid ja fast noch ein Kind. Heutzutage kommen mir die meisten Leute vor wie Kinder. Umhertollende, eitle, törichte Kinder, die nicht wissen, was das Beste für sie ist – Kinder, die von jemand Älterem, Weiserem gelenkt werden müssen.«
    »Jemandem, wie Ihr es seid?«, fragte sie verächtlich.
    Sie hörte ihn leise lachen. »Wäre es Euch lieber, die Elfen würden über uns herrschen? Ich bin der Einzige unseres Volkes, der sie in Schach halten kann. Nach ihren Maßstäben sind selbst unsere ältesten Graubärte unerfahrene Jünglinge, ungeeignet, die Pflichten eines Erwachsenen zu erfüllen.«
    »Nach ihren Maßstäben gilt das auch für Euch.« Sie wusste nicht, woher sie den Mut nahm, aber sie fühlte sich stark und kühn. Ob der König sie dafür bestrafen würde oder nicht, sie war entschlossen, ihre Meinung zu sagen.
    »Ah, aber ich habe mehr vorzuweisen als nur meine Jahre. Die Erinnerungen Hunderter anderer sind mein. Leben um Leben: Liebe, Hass, Kämpfe, Siege, Niederlagen, gemachte Erfahrungen, begangene Fehler – sie alle wohnen in meinem Geist und wispern mir ihre Weisheiten ins Ohr. Meine Erinnerung umfasst Äonen. In der ganzen Geschichte Alagaësias hat es keinen Einzigen gegeben wie mich, nicht einmal unter den Elfen.«
    »Wie ist das möglich?«, flüsterte sie.
    Er setzte sich zurecht. »Denkt nicht, Ihr könntet mir etwas vormachen, Nasuada. Ich weiß, dass Glaedr Eragon und Saphira sein Herz der Herzen übergeben hat und dass er bei den Varden ist, in diesem Moment. Ihr wisst, wovon ich spreche.«
    Sie unterdrückte einen Schauder der Angst. Die Tatsache, dass Galbatorix bereit war, über solche Dinge mit ihr zu sprechen – dass er bereit war, auf die Quelle seiner Macht anzuspielen –, nahm ihr die letzte Hoffnung, dass er die Absicht hatte, sie jemals freizulassen.
    Dann deutete er mit seinen Handschuhen in den Raum. »Bevor wir weitermachen, solltet Ihr etwas über die Geschichte dieses Ortes erfahren. Als die Elfen sich zum ersten Mal in diesen Teil der Welt vorwagten, fanden sie eine Spalte, tief verborgen in der Steilwand, die hier über die Ebene aufragt. Die Steilwand schätzten sie als natürliches Bollwerk gegen die Angriffe von Drachen, aber die Spalte schätzten sie aus einem ganz anderen Grund. Sie hatten nämlich durch Zufall entdeckt, dass die Dünste, die aus diesem Riss aufstiegen, Merkwürdiges bewirkten. Wenn jemand diesen Dünsten im Schlaf ausgesetzt war, konnte es gut sein, dass er oder sie einen – wenn auch noch so verworrenen – Blick auf künftige Ereignisse erhaschte. Und so legten die Elfen vor über zweieinhalbtausend Jahren diesen Raum über der Felsspalte an und viele Hundert Jahre lang lebte hier eine Seherin, auch nachdem die Elfen Ilirea aufgegeben hatten. Sie hat dort gesessen, wo Ihr jetzt liegt, und sie hat die Jahrhunderte damit verbracht, davon zu träumen, was gewesen war, und davon, was vielleicht sein würde.
    Mit der Zeit verlor die Luft ihre Kraft und die Seherin samt ihrer Gefolgschaft verließ diesen Ort. Wer sie war und wohin sie

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