Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Illusion sein, dazu geschaffen, seine Hoffnungen zu enttäuschen. Und doch raubte ihm die Möglichkeit, dass das, was er erblickte, tatsächlich da war, den Atem. Er geriet ins Taumeln und war so überwältigt, dass er nicht mehr wusste, was er tun oder sagen sollte. Saphiras Reaktion fiel ganz ähnlich aus, wenn nicht sogar noch heftiger.
Dann sprach der Geist erneut: Ihr irrt euch nicht, Küken, und eure Augen trügen euch nicht. Wir sind die heimliche Hoffnung unseres Volkes. Hier liegen unsere Herzen der Herzen – die letzten freien Eldunarí im Land – und hier liegen die Eier, die wir seit mehr als einem Jahrhundert gehütet haben.
DIE VERGESSENEN –
TEIL ZWEI
E
inen Moment lang konnte Eragon sich weder bewegen noch atmen.
Dann flüsterte er: »Dracheneier, Saphira … Dracheneier.«
Sie schauderte, als friere sie, und die Schuppen auf ihrem Rückgrat stellten sich leicht auf und zitterten.
Wer seid Ihr?, fragte er den Geist. Woher wissen wir, ob wir Euch trauen können?
Sie sagen die Wahrheit, Eragon, erklärte Glaedr in der alten Sprache. Ich weiß es, denn Oromis gehörte zu denen, die den Plan für diesen Ort ausgearbeitet haben.
Oromis …?
Bevor Glaedr weiter darauf eingehen konnte, sagte der andere Geist: Mein Name ist Umaroth. Mein Reiter war der Elf Vrael, Anführer unseres Ordens, bevor uns das grausame Schicksal ereilte. Ich spreche für die anderen, aber ich befehlige sie nicht, denn auch wenn viele von uns mit einem Reiter verbunden waren, so gab es noch mehr, die ohne Bindung waren, und unsere wilden Brüder erkennen keine andere Autorität an als ihre eigene. Das sagte er mit einem Anflug von Ärger. Es wäre zu verwirrend, wenn wir alle gleichzeitig sprächen, daher wird meine Stimme für den Rest stehen.
Seid Ihr …? Und Eragon deutete auf den silbrigen, drachenköpfigen Mann vor sich und Saphira.
Nein, erwiderte Umaroth. Das ist Cuaroc, Jäger des Nïdhwal und Fluch der Urgals. Die Zauberin Silvarí schuf den Körper, den er jetzt trägt, damit wir einen Kämpfer hatten, um uns zu verteidigen, sollten sich Galbatorix oder irgendwelche Feinde den Weg in das Verlies der Seelen erzwingen.
Während Umaroth sprach, griff der drachenhäuptige Mann mit der rechten Hand an seinen Torso, öffnete auf der linken Seite einen verborgenen Riegel und zog die Vorderfront seiner Brust auf wie die Tür zu einem Schrank. In Cuarocs Brust lag ein purpurnes Herz der Herzen, das umgeben war von Tausenden silbernen Drähten, die alle nicht dicker waren als ein Haar. Dann schwang Cuaroc seinen Brustpanzer wieder zu und Umaroth sagte: Nein, ich bin hier drüben, und er lenkte Eragons Blick auf eine Nische, die einen großen weißen Eldunarí enthielt.
Eragon schob Brisingr langsam in die Scheide.
Dracheneier und Eldunarí. Eragon konnte die Ungeheuerlichkeit der Enthüllung gar nicht mit einem Schlag begreifen. Sein Verstand arbeitete langsam und träge, als habe er einen Schlag auf den Kopf bekommen – was, so vermutete er, in gewisser Weise auch der Fall war.
Er ging auf die Stufen rechts vom Eingang zu, dann hielt er vor Cuaroc inne und fragte, sowohl laut als auch in seinem Geist: »Darf ich?«
Der drachenhäuptige Mann schlug die Zähne aufeinander und zog sich mit krachenden Schritten zurück, um neben der glühenden Grube in der Mitte des Raums stehen zu bleiben. Er hielt sein Schwert jedoch gezückt, eine Tatsache, die Eragon keineswegs vergessen hatte.
Staunen und Ehrfurcht erfüllten Eragon, als er sich den Eiern näherte. Er lehnte sich an die untere Reihe und atmete bebend aus, während er ein goldrotes Ei betrachtete, das fast fünf Fuß hoch war. Von einem jähen Drang erfasst, streifte er einen Handschuh ab und legte die Innenfläche seiner Hand auf das Ei. Es fühlte sich warm an, und als er zusammen mit seiner Hand auch seinen Geist ausstreckte, konnte er das schlafende Bewusstsein des ungeschlüpften Drachen darin spüren.
Saphiras heißer Atem strich ihm über den Nacken, als sie neben ihn trat.
Dein Ei war kleiner als dieses, bemerkte er.
Das liegt daran, dass meine Mutter nicht so alt und nicht so groß war wie das Drachenweibchen, das dieses Ei gelegt hat.
Aah. Daran hatte ich nicht gedacht.
Er ließ seinen Blick über den Rest der Eier wandern und die Kehle schnürte sich ihm zu. »Es sind so viele«, wisperte er. Er drückte die Schulter an Saphiras gewaltigen Kiefer und spürte das Zittern, das sie durchlief. Sie war, das sah er ihr an, einfach nur glücklich
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