Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
zulassen, dass irgendjemand außerhalb dieses Raums die Wahrheit kannte, denn sonst hätte Galbatorix dadurch von uns erfahren können. Also haben wir unseren Freunden und Kameraden Lebewohl gesagt, in dem Bewusstsein, dass wir sie vielleicht nie wiedersehen würden und dass sie, wenn es zum Schlimmsten käme, in dem Glauben sterben würden, dass wir ins Nichts eingetreten wären … Wie ich schon sagte, es war keine leichte Entscheidung. Wir haben außerdem aus allen Erinnerungen den Namen des Felsens gelöscht, der den Eingang zu dieser Zufluchtsstätte verbirgt, so wie wir zuvor die Namen der dreizehn Drachen ausgelöscht haben, die sich dafür entschieden hatten, uns zu verraten.
Ich habe die letzten hundert Jahre in dem Glauben gelebt, dass unsere Art dem Untergang geweiht sei, sagte Glaedr. Zu erfahren, dass all meine Qual umsonst war … Aber ich bin froh, dass ich durch meine Unwissenheit helfen konnte, unser Volk zu schützen.
Dann fragte Saphira Umaroth: Warum hat Galbatorix nicht bemerkt, dass Ihr und die Eier verschwunden wart?
Er dachte, wir seien in der Schlacht getötet worden. Wir waren nur ein kleiner Teil von den Eldunarí auf Vroengard – nicht so viele, dass er deswegen Verdacht geschöpft hätte. Was die Eier betraf, so war er zweifellos wütend, sie verloren zu haben. Aber er hatte keinen Grund, zu glauben, dass irgendeine Absicht dahintersteckte.
Ja, sicher, bemerkte Glaedr traurig. Das war der Grund, warum Thuviel zugestimmt hat, sich zu opfern: um unsere Täuschung vor Galbatorix geheim zu halten.
»Aber hat Thuviel nicht viele der seinen getötet?«, hakte Eragon nach.
Das hat er getan und es war eine große Tragödie, antwortete Umaroth. Wir waren jedoch übereingekommen, dass er erst handeln sollte, wenn klar war, dass eine Niederlage unabwendbar war. Indem er sich opferte, zerstörte er die Gebäude, in denen wir normalerweise die Eier aufbewahrten, und außerdem vergiftete er die Insel, um sicherzustellen, dass Galbatorix sich hier nicht niederlassen würde.
»Wusste er, warum er sich selbst tötete?«
Damals nicht, nur dass es notwendig war. Einer der Abtrünnigen hatte einen Monat zuvor Thuviels Drachen erschlagen. Obwohl er nicht ins Nichts gegangen war, da wir jeden Krieger brauchten, den wir hatten, um gegen Galbatorix zu kämpfen, wollte Thuviel nicht mehr weiterleben. Er war dankbar für die Aufgabe. Sie schenkte ihm die Erlösung, nach der er sich sehnte, und gab ihm gleichzeitig die Gelegenheit, unserer Sache zu dienen. Durch das Geschenk seines Lebens sicherte er sowohl unserem Volk als auch den Reitern eine Zukunft. Er war ein großer und mutiger Held und sein Name soll eines Tages in allen Winkeln Alagaësias besungen werden.
Und nach der Schlacht habt Ihr gewartet, stellte Saphira fest.
Und dann haben wir gewartet, pflichtete Umaroth ihr bei. Der Gedanke daran, über hundert Jahre in einem einzigen Raum tief unter der Erde zu verbringen, ließ Eragon schaudern. Aber wir waren nicht müßig. Als wir aus unserer Trance erwachten, begannen wir unseren Geist auszusenden, langsam zuerst und dann mit immer größerer Zuversicht, sobald wir begriffen, dass Galbatorix und die Abtrünnigen die Insel verlassen hatten. Gemeinsam sind wir sehr stark und wir konnten in den Jahren seither vieles von dem beobachten, was sich im Land ereignet hat. Wir können nicht mit der Traumsicht sehen, jedenfalls nicht auf gewöhnliche Art und Weise, aber wir können das Netz der Energien wahrnehmen, das Alagaësia überzieht, und wir können häufig den Gedanken jener lauschen, die sich nicht die Mühe machen, ihren Geist abzuschirmen. Auf diese Weise haben wir unsere Informationen gesammelt.
Während die Jahrzehnte dahinkrochen, schwand unsere Hoffnung, dass irgendjemand in der Lage sein würde, Galbatorix zu töten. Wir waren bereit, Jahrhunderte zu warten, wenn nötig, aber wir konnten spüren, dass die Macht des Drachenei-Räubers wuchs, und wir befürchteten, dass wir statt Hunderten von Jahren Tausende würden warten müssen. Das, darin waren wir uns einig, war unerträglich, sowohl um unseres Verstandes als auch um der Jungen in den Eiern willen. Sie sind mit Magie gebunden, die das Reifen ihres Körpers verlangsamt, und sie können noch Jahre so bleiben, wie sie sind. Aber es ist nicht gut für sie, zu lange in ihrer Schale zu bleiben. Wenn sie das tun, kann das ihren Geist beeinträchtigen.
Getrieben von dieser Sorge begannen wir in die Ereignisse einzugreifen, die wir
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