Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
ermöglichen würde, Magie zu benutzen, auch wenn Arya dazu nicht in der Lage war. Aber zu seiner Enttäuschung blieb die Klinge, wie sie war: matt glitzernd in dem schwachen Licht der Laternen.
Galbatorix’ Blick wurde eindringlicher. »Jetzt muss die Antwort für dich auf der Hand liegen, Elflein. Ich habe fast ein Jahrhundert dafür gebraucht, aber zu guter Letzt habe ich gefunden, wonach ich suchte: eine Möglichkeit, die Magier Alagaësias zu beherrschen. Die Suche war nicht leicht. Die meisten hätten irgendwann aufgegeben oder, wenn sie die notwendige Geduld aufgebracht hätten, es mit der Angst zu tun bekommen. Nicht ich. Ich bin hartnäckig geblieben. Und durch meine unermüdlichen Studien habe ich entdeckt, was ich mir so lange ersehnt habe. Eine Tafel, die in einem anderen Land und in einem anderen Zeitalter geschrieben wurde, von Händen, die weder Elfen noch Zwergen oder Menschen oder Urgals gehörten. Und auf dieser Tafel war ein gewisses Wort eingeritzt – ein Name, dem Magier zu allen Zeiten nachjagten, ohne jemals mit etwas anderem belohnt zu werden als bitterer Enttäuschung.« Galbatorix hob einen Finger. »Der Name aller Namen. Der Name der alten Sprache.«
Eragon unterdrückte einen Fluch. Er hatte recht gehabt. Das war es, was der Ra’zac mir zu sagen versucht hat, dachte er und erinnerte sich, wie ihm eins der insektenähnlichen Scheusale im Helgrind zugezischt hatte: »Er hat den Namen schon fast herausgefunden … Den wahren Namen! «
So entmutigend Galbatorix’ Offenbarung auch war, Eragon klammerte sich an das Wissen, dass der Name ihn oder Arya – und auch Saphira – nicht daran hindern konnte, Magie ohne die alte Sprache zu benutzen. Nicht dass es ihnen viel helfen würde. Die Schutzzauber des Königs würden ihn und Shruikan sicher vor jeder Magie schützen, die sie versuchten zu wirken. Trotzdem, wenn der König nicht wusste, dass es möglich war, Magie ohne die alte Sprache anzuwenden, oder selbst wenn er es wusste, aber glaubte, dass sie es nicht wussten, dann waren sie vielleicht in der Lage, ihn zu überraschen und vielleicht für einen Moment abzulenken. Obwohl Eragon nicht genau wusste, wie ihnen das helfen sollte.
Galbatorix fuhr fort: »Mit diesem Wort kann ich Zauber so mühelos umformen, wie ein anderer Magier etwa die Elemente beherrscht. Ich unterwerfe alle Zauber, aber ich werde keinem einzigen unterworfen, es sei denn, ich wünschte es.«
Vielleicht weiß er es tatsächlich nicht, dachte Eragon und dieser Gedanke ließ einen Funken Hoffnung in seinem Herzen aufflammen.
»Ich werde den Namen aller Namen benutzen, um jeden Magier in Alagaësia gefügig zu machen, und niemand soll mehr einen Zauber wirken, es sei denn, mit meinem Segen – nicht einmal die Elfen. In genau diesem Augenblick entdecken die Magier eurer Armee die Wahrheit meiner Worte. Sobald sie sich am Tor vorbei ein Stück nach Urû’baen hineinwagen, tun ihre Zauber nicht mehr das, was sie sollten. Manche Beschwörungen eurer Magier haben gar keine Wirkung mehr, während andere sich umkehren und sich schließlich gegen eure Truppen richten und nicht gegen meine.« Galbatorix neigte den Kopf und blickte ins Leere, als lausche er auf jemanden, der ihm ins Ohr flüsterte. »Es hat für viel Verwirrung in ihren Reihen gesorgt.«
Eragon kämpfte gegen den Drang, den König anzuspucken. »Das spielt keine Rolle«, knurrte er. »Wir werden trotzdem eine Möglichkeit finden, Euch aufzuhalten.«
Galbatorix wirkte erschreckend amüsiert. »Tatsächlich? Wie? Und warum? Überlege dir gut, was du sagst. Du würdest die einzige Aussicht auf echten Frieden, die Alagaësia jemals hatte, zunichtemachen, nur um deine übersteigerten Rachegelüste zu befriedigen. Du würdest Magiern überall erlauben, weiter ihren Willen durchzusetzen, ungeachtet des Schadens, den sie anderen zufügen? Das scheint mir weitaus schlimmer als alles, was ich getan habe. Aber das ist müßige Spekulation. Die besten Krieger der Reiter konnten mich nicht besiegen und du bist weit davon entfernt, ihnen ebenbürtig zu sein. Du hattest niemals eine Chance, mich zu stürzen. Keiner von euch hatte sie.«
»Ich habe Durza und die Ra’zac getötet«, widersprach Eragon. »Warum nicht auch Euch?«
»Ich bin nicht so schwach wie diejenigen, die mir dienen. Du konntest nicht einmal Murtagh besiegen und er ist nur der Schatten eines Schattens. Dein Vater Morzan war viel mächtiger als ihr beide und nicht einmal er konnte mir trotzen.
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