Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
habe, die man mir gegenüber ausgesprochen hat. Noch habe ich ihn verteidigt, indem ich mich meinen Feinden im ›ehrlichen Kampf‹ gestellt habe. Was du noch lernen musst, Jüngelchen: Es spielt keine Rolle, wie man einen Sieg erringt, wichtig ist nur, dass man ihn erringt.«
»Ihr irrt Euch. Es spielt eine Rolle«, widersprach Eragon.
»Ich werde dich daran erinnern, wenn du mir Gefolgschaft geschworen hast. Aber …«, Galbatorix tippte auf den Knauf seines Schwertes, »… da du dir so sehr wünschst, zu kämpfen, werde ich dir deine Bitte gewähren.« Das Aufflackern von Hoffnung, das Eragon verspürte, verschwand, als Galbatorix hinzufügte: »Aber nicht gegen mich. Gegen Murtagh.«
Bei diesen Worten warf Murtagh Eragon einen wütenden Blick zu.
Der König strich sich über den Bart. »Ich würde gern ein für alle Mal wissen, wer von euch der bessere Krieger ist. Ihr werdet ohne Magie oder Eldunarí kämpfen – nur aus eigener Kraft –, bis einer von euch nicht mehr kann. Ihr dürft euch nicht umbringen, aber abgesehen von Tod werde ich fast alles zulassen. Ich denke, es wird recht unterhaltsam werden, zu beobachten, wie ein Bruder gegen den anderen kämpft.«
»Nein«, versetzte Eragon. »Keine Brüder. Halbbrüder. Brom war mein Vater, nicht Morzan.«
Zum ersten Mal wirkte Galbatorix ernsthaft überrascht. Dann zuckte einer seiner Mundwinkel in die Höhe. »Natürlich. Ich hätte es sehen müssen. Die Wahrheit steht dir ins Gesicht geschrieben für jeden, der weiß, wonach er Ausschau zu halten hat. Dann ist dieses Duell nur umso passender. Der Sohn von Brom gegen den Sohn von Morzan. Das Schicksal hat in der Tat Sinn für Humor.«
Auch Murtagh reagierte überrascht. Er hatte sich jedoch zu gut unter Kontrolle, als dass Eragon hätte sagen können, ob die Neuigkeit ihn freute oder bestürzte. Zumindest wusste Eragon, dass sie ihn aus der Fassung gebracht hatte. Das war sein Plan gewesen. Wenn Murtagh abgelenkt war, würde es Eragon erheblich leichter fallen, ihn zu besiegen. Und er hatte die feste Absicht, ihn zu besiegen, ungeachtet des verwandtschaftlichen Blutes, das in ihren Adern floss.
»Letta«, sagte Galbatorix mit einer kleinen Handbewegung.
Eragon taumelte, als der Zauber, der ihn festhielt, endete.
Dann sagte der König: »Gánga aptr«, und Arya, Elva und Saphira glitten nach hinten, sodass eine freie Fläche zwischen ihnen und dem Podium entstand. Der König murmelte einige weitere Worte und fast alle Laternen verdunkelten sich. Der Bereich vor dem Thron war nun am hellsten erleuchtet.
»Komm her«, sagte Galbatorix zu Murtagh. »Dann lasst uns sehen, wer von euch beiden besser kämpft.«
Mit finsterem Blick stellte sich Murtagh mehrere Schritte von Eragon entfernt auf. Er zog Za’roc – die Klinge des dunkelroten Schwertes sah aus, als sei sie bereits mit Blut bedeckt –, dann hob er seinen Schild und ging in die Hocke.
Nach einem Blick auf Saphira und Arya folgte Eragon seinem Beispiel.
»Jetzt kämpft!«, rief Galbatorix und klatschte in die Hände.
Langsam gingen die beiden Halbbrüder aufeinander zu.
MUSKELN GEGEN METALL
R
oran stieß einen spitzen Schrei aus und sprang zur Seite, als ein Ziegelschornstein vor ihm auf den Boden krachte, gefolgt von dem Leichnam eines Bogenschützen des Imperiums.
Er wischte sich den Schweiß von den Augen, dann umrundete er den Leichnam und den Haufen Ziegelsteine, wobei er von einem freien Fleck zum nächsten sprang, genauso wie er früher am Anora von Stein zu Stein gesprungen war.
Die Schlacht lief schlecht für sie. Das war offensichtlich. Er und seine Krieger waren mindestens eine Viertelstunde lang in der Nähe der Stadtmauer geblieben und hatten die in Schüben anrückenden Soldaten abgewehrt. Aber dann hatten sie sich von den Soldaten zwischen die Häuser locken lassen. Rückblickend war das ein Fehler gewesen. Der Kampf in den Straßen war verzweifelt, blutig und unübersichtlich. Sein Bataillon hatte sich in den Straßen verteilt und nur eine kleine Anzahl seiner Krieger war in der Nähe geblieben – größtenteils Männer aus Carvahall, zusammen mit vier Elfen und mehreren Urgals. Der Rest war über die anliegenden Straßen verstreut und kämpfte für sich allein, ohne Führung.
Schlimmer noch, aus irgendeinem Grund, den die Elfen und anderen Magier nicht erklären konnten, schien Magie auf einmal nicht mehr das zu tun, was sie sollte. Das hatten sie entdeckt, als einer der Elfen versucht hatte, einen Soldaten mit
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