Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
einem Zauber zu töten, nur um mit ansehen zu müssen, wie einer der Krieger der Varden stattdessen tot zu Boden fiel, aufgefressen von dem Käferschwarm, den der Elf heraufbeschworen hatte. Roran war schlecht geworden. Es war eine schreckliche, sinnlose Art, zu sterben, und es hätte jeden von ihnen treffen können.
Rechts von ihnen, näher am Haupttor, wütete Graf Barst noch immer mitten unter den Varden. Roran hatte mehrfach einen Blick auf ihn erhascht: Er war von seinem Ross abgestiegen und wütete jetzt unter den Reihen der Menschen, Elfen und Zwerge, die er mit seiner riesigen schwarzen Keule beiseitestieß wie ein paar Kegel. Niemand hatte den massigen Mann aufhalten, geschweige denn verletzen können, und alle, an denen er vorbeikam, wichen schleunigst zurück, um außer Reichweite seiner furchterregenden Waffe zu bleiben.
Roran hatte außerdem König Orik und eine Gruppe von Zwergen erspäht, wie sie sich einen Weg durch einen Trupp Soldaten geschlagen hatten. Oriks juwelenbesetzter Helm blitzte im Licht, während er Volund schwang, seinen mächtigen Kriegshammer. Hinter ihm riefen seine Krieger: »Vor Orikz Korda!«
Fünfzig Fuß hinter Orik wirbelte Königin Islanzadi durch die Schlacht, ihr roter Umhang flatterte und ihre glänzende Rüstung leuchtete hell wie ein Stern inmitten der dunklen Masse von Leibern. Um ihren Kopf flatterte der weiße Rabe, der ihr Begleiter war. Das Wenige, was Roran von Islanzadi sah, beeindruckte ihn – ihre Geschicklichkeit, ihre Wildheit und ihr Mut. Sie erinnerte ihn an Arya, aber er dachte, dass die Königin vielleicht die größere Kriegerin war.
Eine Schar von fünf Soldaten kam um die Ecke eines Hauses gestürmt und rannte beinah in Roran hinein. Unter lauten Rufen senkten sie ihre Speere, um ihn aufzuspießen wie ein Brathuhn. Er duckte sich, wich aus und traf mit seinem eigenen Speer einen der Männer an der Kehle. Der Soldat blieb noch eine halbe Minute oder länger auf den Füßen, aber er bekam keine Luft mehr und schon bald fiel er zu Boden zwischen die Beine seiner Kameraden.
Roran nutzte die Gelegenheit und stach und hieb wild drauflos. Einer der Soldaten schaffte es, einen Schlag gegen Rorans rechte Schulter zu landen, und Roran spürte das vertraute Nachlassen seiner Kräfte, als seine Schutzzauber die Klinge abwehrten.
Er war überrascht, dass die Zauber ihn wieder schützten. Noch wenige Augenblicke zuvor hatten sie nicht zu verhindern vermocht, dass der Rand eines Schilds ihm die Haut auf der linken Wange aufriss. Er wünschte, dass sich, was auch immer mit der Magie geschah, auf die eine oder andere Weise klären würde. Wie die Dinge lagen, wagte er es nicht, sich der Gefahr auch nur des leichtesten Schlages auszusetzen.
Bevor Roran die beiden letzten Soldaten erreicht hatte, erschien ein Wirbel aus Stahl, dann fielen ihre Köpfe auf die Pflastersteine und die Überraschung stand ihnen noch ins Gesicht geschrieben. Die Körper sackten zusammen und hinter ihnen erkannte Roran die Kräuterhexe Angela in ihrer grün-schwarzen Rüstung und mit ihrer zweiendigen Schwertlanze. Bei ihr waren zwei Werkatzen, eine davon in Gestalt eines Mädchens mit gescheckten Haaren, mit scharfen, blutbefleckten Zähnen und mit einem langen Dolch in der Hand. Die andere Werkatze kämpfte in Tiergestalt. Es konnte Solembum sein, aber Roran war sich nicht sicher.
»Roran! Wie nett, dich zu sehen«, bemerkte die Kräuterhexe mit einem Lächeln, das viel zu fröhlich wirkte angesichts der Umstände. »Und ausgerechnet hier!«
»Besser hier als im Grab!«, rief er, hob einen zweiten Speer auf und schleuderte ihn nach einem Mann weiter die Straße hinunter.
»Sehr treffend bemerkt!«
»Ich dachte, du wärst mit Eragon losgezogen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich nicht darum gebeten und ich wäre sowieso nicht mitgekommen. Mit Galbatorix kann ich es nicht aufnehmen. Außerdem hat Eragon die Eldunarí, die ihm helfen.«
»Du weißt davon?«, fragte er erstaunt.
Sie zwinkerte ihm unter dem Rand ihres Helms zu. »Ich weiß vieles.«
Er ächzte, klemmte die Schulter hinter sein Schild und rammte eine neue Gruppe von Soldaten. Die Kräuterhexe und die Werkatzen schlossen sich ihm an, ebenso Horst, Mandel und mehrere andere.
»Wo ist dein Hammer?«, rief Angela, während sie ihre Schwertlanze durch die Luft wirbeln ließ, gleichzeitig einen Hieb blockierte und einen austeilte.
»Verloren! Ich habe ihn fallen lassen.«
Irgendjemand heulte hinter ihm vor Schmerz
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