Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
auf. Sobald er es wagte, drehte Roran sich um und sah Baldor, der sich den Stumpf seines rechten Arms hielt. Auf dem Boden lag zuckend seine Hand.
Roran rannte zu ihm hinüber und sprang dabei über mehrere Leichen hinweg. Horst war bereits an der Seite seines Sohnes und wehrte den Soldaten ab, der Baldors Hand abgetrennt hatte.
Roran zog seinen Dolch, schnitt einen Stoffstreifen vom Wams eines gefallenen Soldaten und band den Stoff um Baldors Armstumpf, um die Blutung zu stillen.
Die Kräuterhexe kniete neben ihnen und Roran fragte: »Kannst du ihm helfen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Wenn ich hier Magie benutze, könnte sie ihn womöglich umbringen. Falls du ihn jedoch aus der Stadt schaffen kannst, können die Elfen seine Hand wahrscheinlich retten.«
Roran zögerte. Er war nicht sicher, ob er es wagen konnte, auf einen weiteren Kämpfer zu verzichten, der Baldor sicher aus Urû’baen hinausbegleitete. Doch ohne rechte Hand würde Baldor ein hartes Leben bevorstehen und dazu wollte Roran ihn nicht verdammen.
»Wenn du ihn nicht rausbringst, mache ich es«, brüllte Horst.
Roran duckte sich, als ein Stein von der Größe eines Schweins über ihn hinwegflog, in die Front eines Hauses einschlug und gesplittertes Mauerwerk durch die Luft schießen ließ. In dem Gebäude schrie jemand auf.
»Nein. Wir brauchen dich.« Roran wandte sich um, stieß einen Pfiff aus und wählte zwei Krieger aus: den alten Schuhmacher Loring und einen Urgal. »Schafft ihn zu den Elfenheilern, so schnell ihr könnt«, befahl er und schob Baldor auf sie zu. Der hob noch seine Hand auf und schob sie sich unter das Kettenhemd.
Der Urgal knurrte und sprach mit einem schweren Akzent, den Roran kaum verstand: »Nein! Ich bleibe. Ich kämpfe!« Er schlug mit seinem Schwert gegen seinen Schild.
Roran trat auf ihn zu, packte die Kreatur an einem ihrer Hörner und zog daran, bis er dem Urgal den Kopf halb umgedreht hatte. »Du tust, was ich sage«, knurrte Roran. »Außerdem ist es keine einfache Aufgabe. Beschütze ihn und du wirst viel Ruhm für dich und deinen Stamm erringen.«
Die Augen des Urgals schienen aufzuleuchten. »Viel Ruhm?« Er kaute die Worte zwischen seinen schweren Zähnen.
»Viel Ruhm!«, bestätigte Roran.
»Ich mache es, Hammerfaust!«
Erleichtert sah Roran den dreien nach, die sich auf die Stadtmauer zubewegten. Dort würden sie den größten Teil der Kämpfe umgehen können. Er war außerdem beruhigt, zu sehen, dass die Werkatze in Menschengestalt ihnen folgte. Das wild blickende Mädchen mit dem gescheckten Haar schwang den Kopf von einer Seite zur anderen, während sie witterte.
Dann griff eine andere Gruppe von Soldaten an und alle Gedanken an Baldor waren vergessen. Roran hasste es, mit einem Speer zu kämpfen statt mit dem Hammer, aber er kam zurecht und nach einiger Zeit wurde es in der Straße wieder ruhig. Doch er wusste, dass ihnen nur eine kurze Ruhepause vergönnt sein würde.
Er nutzte die Gelegenheit, ließ sich auf die Türstufe eines Hauses fallen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Die Soldaten wirkten so frisch wie eh und je, aber er konnte die Anstrengung in allen Gliedern spüren. Er bezweifelte, dass er noch lange würde kämpfen können, ohne einen fatalen Fehler zu machen.
Während er keuchend dasaß, lauschte er auf die Rufe und Schreie, die von Urû’baens zerstörtem Haupttor kamen. Es war schwer, aus dem allgemeinen Kriegsgeschrei herauszuhören, was vor sich ging, aber er vermutete, dass die Varden zurückgedrängt wurden, denn der Lärm schien sich etwas zu entfernen. Inmitten des Lärms konnte er das regelmäßige Krachen von Graf Barsts Keule hören, der Krieger um Krieger zu Fall brachte, dann das unausweichlich folgende Anschwellen der Schreie.
Roran stemmte sich hoch. Wenn er noch länger sitzen blieb, würden seine Muskeln steif werden. Gerade als er sich von der Türschwelle erhoben hatte, wurde der Inhalt eines Nachttopfs über der Stelle ausgeleert, wo er gesessen hatte.
»Mörder!«, rief eine Frau über ihm, dann wurde ein Fensterladen zugeknallt.
Roran schnaubte und bahnte sich einen Weg um Leichen herum, während er seine verbliebenen Krieger zu der nächsten Querstraße führte.
Sie machten halt, auf alles gefasst, als ein Soldat panisch an ihnen vorbeirannte. Hinter ihm jagte ein Rudel miauender Hauskatzen her und Blut tropfte von dem Fell rund um ihre Mäuler.
Roran lächelte und setzte sich wieder in Bewegung.
Eine Sekunde später blieb er
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