Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
mit ihren Zaubern manipulieren. Wenn ich sie dazu zwinge, sich überwachen zu lassen, werden mich viele dafür hassen. Aber du wirst mir doch zustimmen, dass es besser ist, die Mehrheit meiner Untertanen auf Kosten einiger weniger zu beschützen.«
»Es gefällt mir nicht«, murmelte er.
»Mir gefällt es auch nicht.«
»Du sprichst davon, jeden menschlichen Magier deinem Willen zu unterwerfen, ganz gleich, um wen es sich handelt.«
Sie zuckte mit keiner Wimper. »Zum Wohl der Mehrheit.«
»Was ist mit Leuten, die nur Gedanken lesen können und sonst nichts? Das ist auch eine Form von Magie.«
»Sie auch. Die Möglichkeit, dass sie ihre Macht missbrauchen, ist immer noch zu groß.« Dann seufzte Nasuada. »Ich weiß, es ist nicht einfach, Eragon, aber so oder so werden wir uns darum kümmern müssen. Galbatorix war wahnsinnig und böse, aber in einem Punkt hatte er recht: Die Magier müssen unter Kontrolle gehalten werden. Nur nicht so, wie Galbatorix es sich vorgestellt hat. Trotzdem muss etwas getan werden und ich denke, mein Plan ist die beste Lösung. Wenn dir eine andere, bessere Möglichkeit einfällt, unter den Magiern Recht und Gesetz durchzusetzen, umso besser. Ansonsten ist das der einzige Weg, den wir gehen können, und ich brauche dafür deine Hilfe … Also, wirst du das Kommando über diese Gruppe übernehmen, zum Wohl des Landes und zum Wohl unseres ganzen Volkes?«
Eragon ließ sich Zeit mit der Antwort. Schließlich sagte er: »Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern eine Weile darüber nachdenken. Und ich muss mich mit Saphira beraten.«
»Natürlich. Aber denke nicht zu lange nach, Eragon. Es werden bereits Vorbereitungen getroffen und du wirst bald gebraucht.«
Nach diesem Gespräch kehrte Eragon nicht sofort zu Saphira zurück, sondern wanderte nachdenklich durch die Straßen von Ilirea und nahm keine Notiz von den Verbeugungen und Grüßen der Leute, an denen er vorbeikam. Er fühlte sich … unwohl, sowohl was Nasuadas Vorschlag anging als auch was sein ganzes Leben im Moment betraf. Er und Saphira waren zu lange untätig gewesen. Die Zeit war reif für eine Veränderung und unter diesen Umständen konnten sie nicht länger warten. Sie mussten entscheiden, was sie tun wollten, und ganz gleich, welche Entscheidung sie trafen, sie würde den Rest ihres Lebens beeinflussen.
Stundenlang lief er umher und dachte nach, vor allem über seine Bindungen und Verpflichtungen. Am späten Nachmittag kehrte er zu Saphira zurück und stieg ohne ein Wort auf ihren Rücken.
Sie schwang sich aus dem Innenhof ihres Hauses in die Luft und stieg hoch über Ilirea, hoch genug, dass sie Hunderte von Meilen im Umkreis überblicken konnten. Dort blieb sie und zog ihre Kreise.
Sie sprachen ohne Worte. Saphira teilte viele seiner Sorgen, aber die Verpflichtungen anderen gegenüber machten ihr weniger Sorgen als ihm. Für sie war nichts wichtiger als der Schutz der Eier und der Eldunarí, und das zu tun, was für ihn und für sie richtig war. Doch Eragon wusste, dass sie die Folgen nicht einfach ignorieren konnten, die ihre Entscheidungen nach sich ziehen würden, weder die politischen noch die persönlichen.
Schließlich fragte er: Was sollen wir tun?
Saphira sank, als der Wind unter ihren Flügeln nachließ. Was wir tun müssen – so wie es immer gewesen ist. Mehr sagte sie nicht, sondern drehte um und begann in Richtung der Stadt abzutauchen.
Eragon war dankbar für ihr Schweigen. Die Entscheidung würde für ihn schwerer sein als für sie und er musste allein darüber nachdenken.
Als sie im Innenhof landeten, stieß Saphira ihn mit der Schnauze an und sagte: Wenn du reden willst, ich bin hier.
Er lächelte und rieb ihr über den Hals, dann ging er langsam, den Blick auf den Boden gerichtet, in sein Zimmer.
In dieser Nacht, als gerade der zunehmende Mond unter dem Rand des Felsvorsprungs über Ilirea erschienen war und Eragon am Fußende seines Bettes saß und ein Buch über Techniken der Sattelherstellung der frühen Reiter las, erregte eine Bewegung am Rand seines Gesichtsfeldes seine Aufmerksamkeit.
Er sprang auf und zog Brisingr aus der Scheide.
Dann entdeckte er in seinem offenen Fenster ein kleines Schiff mit drei Masten, gewoben aus Grashalmen. Er lächelte und schob sein Schwert zurück in die Scheide. Dann streckte er die Hand aus und das Schiff segelte durch den Raum und landete auf seiner Hand, wo es sich zu einer Seite neigte.
Das Schiff war anders als jenes, das Arya während
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