Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
zeigen wollte. Saphira kauerte sich zusammen und sprang in die Luft – und damit begann die erste Etappe ihrer langen, langen Reise.
Saphira zog Kreise und stieg so immer weiter in die Höhe. Unter ihnen sah Eragon Nasuada und die anderen vor den Stadtmauern stehen. Elva hielt ein kleines weißes Taschentuch in der Hand, das in den Windböen von Saphiras Flügelschlägen flatterte.
ALTE UND NEUE VERSPRECHEN
V
on Ilirea aus flog Saphira zu der nahen Burg, wo Bloëdhgarm und die Elfen unter seinem Kommando die Eldunarí für die Reise fertig machten. Die Elfen würden mit den Eldunarí nach Norden reiten, nach Du Weldenvarden, und von dort aus durch den riesigen Wald bis zur Elfenstadt Sílthrim, die am Ufer des Sees Ardwen lag. Dort würden die Elfen und die Eldunarí darauf warten, dass Eragon und Saphira aus Vroengard zurückkehrten. Dann würden sie gemeinsam ihre Reise antreten, die sie aus Alagaësia hinausführen sollte. Sie wollten dem Fluss Gaena folgen, der durch den Wald Richtung Osten und durch die anschließenden Ebenen floss. Alle bis auf Laufin und Uthinarë, die sich dafür entschieden hatten, in Du Weldenvarden zu bleiben.
Dass die Elfen ihn begleiten wollten, hatte Eragon überrascht, trotzdem war er dankbar dafür. Bloëdhgarm hatte gesagt: »Wir können die Eldunarí nicht im Stich lassen. Sie brauchen unsere Hilfe, genau wie die Jungen, sobald sie geschlüpft sind.«
Eragon und Saphira verbrachten eine halbe Stunde damit, mit Bloëdhgarm über den sicheren Transport der Eier zu beraten, dann nahm Eragon die Eldunarí von Glaedr, Umaroth und einigen der älteren Drachen, die ihn begleiten sollten, denn er und Saphira würden ihre Stärke auf Vroengard brauchen.
Nachdem sie sich von den Elfen verabschiedet hatten, brachen Saphira und Eragon nach Nordwesten auf. Saphira schlug ein ruhiges, gleichmäßiges Tempo an, ganz anders als auf ihrer ersten Reise nach Vroengard.
Als sie so dahinflogen, wurde Eragon immer trauriger, und eine Zeit lang fühlte er sich mutlos und niedergeschlagen. Auch Saphira war traurig, weil sie Fírnen hatte zurücklassen müssen. Aber der Tag war strahlend schön, es wehte ein stetiger Wind und schon bald stieg ihre Laune. Trotzdem lag das Gefühl des baldigen Verlusts über allem, was Eragon erblickte, und er betrachtete das Land mit neuer Wertschätzung, weil er es wahrscheinlich nie wiedersehen würde.
Viele Meilen flog Saphira über das grüne Weideland und ihr Schatten erschreckte die Vögel und die Tiere unter ihnen. Als es Nacht wurde, schlugen sie ihr Lager an einem Bach auf, der auf dem Grund einer flachen Schlucht floss. Dort saßen sie und beobachteten, wie die Sterne über ihnen dahinzogen, und sprachen über all das, was gewesen war, und all das, was vielleicht noch sein würde.
Spät am nächsten Tag erreichten sie das Urgal-Dorf, das in der Nähe des Sees Fläm entstanden war. Hier würden sie, wie Eragon wusste, Nar Garzhvog und die Herndall finden, den Rat der Urgal-Mütter, die ihr Volk regierten.
Trotz Eragons Protest bestanden die Urgals darauf, ein riesiges Festmahl für ihn und Saphira zu geben. Daher verbrachte er den Abend damit, mit Garzhvog und seinen Gehörnten zu trinken. Die Urgals machten einen Wein aus Beeren und Baumborke, der noch stärker war als selbst der stärkste Zwergenmet. Saphira schien das Getränk besser zu schmecken als Eragon – für ihn schmeckte es nach verdorbenen Kirschen –, aber er trank trotzdem, um ihre Gastgeber nicht zu kränken.
Viele der Urgal-Frauen kamen zu ihm und Saphira. Sie waren neugierig, sie kennenzulernen, da sich nur wenige von ihnen dem Kampf gegen das Imperium angeschlossen hatten. Sie waren ein wenig schlanker als ihre Männer, aber genauso groß. Ihre Hörner waren in der Regel kürzer und schmaler, wenn auch immer noch massig. Sie wurden von Urgal-Kindern begleitet: Die jüngeren hatten noch keine Hörner, die älteren hatten schuppige Höcker auf der Stirn, die zwischen einem und fünf Zoll lang waren. Ohne ihre Hörner hatten sie überraschende Ähnlichkeit mit Menschen, trotz ihrer andersfarbigen Haut und Augen. Es war offensichtlich, dass einige der Kinder Kull waren, denn selbst die jüngeren überragten ihre älteren Spielgefährten und manchmal sogar ihre Eltern. Soweit Eragon das sagen konnte, gab es kein ersichtliches Prinzip, welche Eltern Kull gebaren und welche nicht. Eltern, die selbst Kull waren, bekamen anscheinend trotzdem genauso oft Kinder von gewöhnlicher
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