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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Verschwinden mit einem Mann verabredet. Er war mit einer Delegation gekommen, irgendwas mit Immunabwehr. Auch davon steht nichts in dem Bericht.«
    »Nein. Aber es wurde alles untersucht.«
    »Dann weißt du also, dass ein Mann zu ihr Kontakt aufgenommen hat und dass die Chemie zwischen den beiden offenkundig stimmte. Jedenfalls sagt Søs Norup, dass sie es dir erzählt habe.«
    »Zum Teufel, ja! Natürlich weiß ich das.«
    »Und warum steht nichts davon im Bericht?«
    » Herrgott noch mal! Wahrscheinlich, weil sich herausgestellt hat, dass der Mann tot war.«
    »Tot?«
    »Ja. Bei einem Autounfall verbrannt. Am Tag, nachdem Merete Lynggaard verschwand. Er hieß Daniel Hale.« Den Namen sprach er extrem deutlich aus, damit Carl auch ja merkte, wie gut sein Gedächtnis war.
    »Daniel Hale?« Søs Norup hatte den Namen in der Zwischenzeit vergessen.
    »Ja. Der Typ war an Untersuchungen zur Plazenta beteiligt. Das war das Ziel der Delegation, sie wollten Mittel für die Forschungen bewilligt bekommen. Er hatte in Slangerup ein Labor.« Bak sagte das alles mit großer Selbstsicherheit. Über den Teil der Ermittlungen war er also gut informiert.
    »Wenn er erst am nächsten Tag starb, könnte er doch mit ihrem Verschwinden zu tun haben.«
    »Das glaube ich nicht. Er kam an dem Nachmittag, als sie ertrank, aus London zurück.«
    »War er in sie verliebt? Søs Norup deutete so was an.«
    »Wenn es so war, Pech für ihn. Sie sprang ja nicht darauf an.«
    »Bist du sicher, Børge?« Dem Kerl tat es weh, seinen Vornamen zu hören, das war eindeutig. Damit war eines schon mal klar: Er würde ihn von nun an immer wieder hören. »Vielleicht war sie mit diesem Daniel Hale zusammen im Bankeråt ?«
    »Carl. Hör mir mal zu. Beim Fahrradmord gibt es eine Frau, die mit uns geredet hat, okay? Wir sind ganz nahe dran, und ich habe es verdammt eilig. Kann das hier nicht warten? Daniel Hale ist tot, basta. Als Merete Lynggaard starb, war er nicht im Land. Sie ertrank, und Daniel Hale hatte nicht das Mindeste damit zu tun. Klar?«
    »Habt ihr denn untersucht, ob es Hale war, mit dem sie wenige Tage vorher im Bankeråt zum Essen war? Auch davon steht nichts im Bericht.«
    »Jetzt halt endlich die Klappe. Die Ermittlungen führten am Ende allesamt zu dem Ergebnis, dass es sich um einen Unfall handelte. Außerdem waren zwanzig Mann mit den Ermittlungen in dem Fall beschäftigt. Frag jemand anderen. Und jetzt hau ab, Carl.«
     

Kap 24 - 2007
     
    Hätte man sich ausschließlich auf Geruchssinn und Gehör verlassen, wäre es an jenem Montagmorgen schwer gewesen, den Keller des Kopenhagener Polizeipräsidiums vom pulsierenden Leben auf Kairos Straßen zu unterscheiden. Nie zuvor hatte das ehrwürdige Gebäude dermaßen nach Essen und exotischen Gewürzen gestunken, und niemals waren in diesen Mauern dermaßen schräge Töne erklungen.
    Als Carl zur Arbeit erschien, kam gerade eine der Verwaltungsangestellten mit einem ganzen Arm voller Akten aus dem Archiv im Keller. Sie starrte ihn wütend an. In zehn Minuten, sagten ihm ihre Augen, weiß das gesamte Gebäude Bescheid: Da unten im Keller ist alles aus den Fugen geraten.
    Die Erklärung fand er in Assads Pygmäenbüro. Die Teller auf seinem Schreibtisch zierten jede Menge Teigtaschen und Stücke von Alufolie mit gehacktem Knoblauch, grünem Gemüsekram und gelbem Reis.
    »Was ist denn hier los, Assad!«, rief er und schaltete die Halbtonmusik ab, die aus dem Kassettenrecorder drang. Aber Assad lächelte nur. Offenbar hatte er nicht sehr viel Verständnis für die Kluft zwischen den Kulturen, die sich gerade tief unter den soliden Fundamenten des Ehrfurcht gebietenden Polizeipräsidiums auftat.
    Carl ließ sich seiner Hilfskraft gegenüber auf den Stuhl fallen. »Es duftet himmlisch, Assad. Aber das hier ist ein Polizeipräsidium. Kein libanesischer Grill in irgendeinem Provinzkaff.«
    »Hier, Carl, und herzlichen Glückwunsch, Herr Kommissar, kann man vielleicht sagen.« Assad reichte ihm ein blätterteigähnliches Dreieck. »Hat meine Frau gemacht. Meine Tochter hat das Papier ausgeschnitten«, sagte er und deutete mit einer großen Geste auf leuchtend buntes Seidenpapier, das an den Regalen entlang und um die Deckenlampen herum drapiert war.
    Keine einfache Situation.
    »Als ich gestern bei Hardy war, habe ich ihm auch was von den Taschen mitgebracht. Das meiste habe ich ihm jetzt vorgelesen, Carl.«
    »Aha.« Er sah die Krankenschwestern vor sich und Hardy, der mit diesen

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