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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Pappnase«, sagte Carl und reichte ihm eine von den besonders stark gewürzten Blätterteigtaschen. »Freu dich schon mal auf Ostern. Dann zünden wir Räucherstäbchen an.«
    Von oben war die Nachricht gekommen, der Chef der Mordkommission möchte Carl Mørck vor der Mittagspause in seinem Büro sehen. Als Carl bei ihm eintrat, saß er finster hinter seinem Schreibtisch und las konzentriert in einer Akte.
    Carl wollte sich im Namen Assads entschuldigen und sagen, dass die Friteusenkocherei unten im Keller bereits ein Ende habe und die Situation unter Kontrolle sei. Aber so weit kam er gar nicht. Zwei der neuen Ermittler kamen dazu und nahmen an der Wand Platz.
    Er lächelte sie etwas verlegen an. Sie waren wohl kaum gekommen, um ihn wegen ein paar Samosas, oder wie diese Dinger von Assad hießen, festzunehmen.
    Als Lars Bjørn und Terje Ploug den Raum betraten, klappte Marcus Jacobsen die Akte zu. Er wandte sich direkt an Carl. »Ich habe dich zu mir gebeten, weil du wissen sollst, dass heute Morgen zwei weitere Morde passiert sind. Zwei junge Männer wurden in einer Autowerkstatt außerhalb von Sorø ermordet aufgefunden.«
    Sorø, dachte Carl, das ist mitten in Seeland. Was zum Teufel ging das das Sonderdezernat Q an?
    »Beide hatten einen neun Zentimeter langen Nagel von einem Druckluftnagler im Schädel. Das sagt dir sicher was.«
    Carl wandte den Kopf zum Fenster und fixierte eine Schar Vögel, die zu den gegenüberliegenden Gebäuden flog. Er spürte, dass sein Chef ihn intensiv beobachtete, aber das sollte ihm nichts nützen. Was gestern in Sorø passiert war, musste nichts mit der Geschichte auf Amager zu tun haben. Selbst in Fernsehserien benutzte man heute schon Druckluftnagler als Mordwaffe.
    »Terje, willst du weitermachen?«, hörte er wie aus weiter Ferne die Stimme des Chefs.
    »Ja. Wir sind einigermaßen überzeugt davon, dass es sich hier um denselben Täter handelt, der Georg Madsen in der Baracke auf Amager getötet hat.«
    Carl drehte den Kopf zu ihm. »Und warum seid ihr das?«
    »Georg Madsen war der Onkel eines der Ermordeten.« Carl sah wieder den Zugvögeln nach.
    »Es gibt eine Beschreibung von einer der Personen, die sich allem Anschein nach vor den Morden am Tatort aufhielten. Deshalb bitten Kriminalinspektor Stoltz und die Kollegen in Sorø darum, dass du heute dorthin fährst, damit die Beschreibung mit deiner eigenen verglichen werden kann.«
    »Ich war bewusstlos. Ich hab damals einen Dreck gesehen.« Der Blick, den Terje Ploug ihm zuwarf, gefiel ihm gar nicht.
    Er hatte doch mit Sicherheit den Bericht rauf und runter gelesen. Warum also diese dummen Fragen? Hatte Carl nicht immer daran festgehalten, dass er bewusstlos war, von dem Moment an, als ihn der Schuss an der Schläfe traf? Bis sie ihn im Krankenhaus an den Tropf hängten ? Glaubten sie ihm nicht? Welche Beweise hatten sie dafür?
    »In den Berichten steht, dass du ein rot kariertes Hemd gesehen hast, ehe die Schüsse fielen.«
    Das Hemd, ging es nur darum? »Ich soll ein Hemd identifizieren?«, entgegnete er. »Wenn das so ist, finde ich, sollen sie ein Foto davon mailen.«
    »Sie haben ihre eigene Vorgehensweise, Carl«, schaltete Marcus Jacobsen sich ein. »Es ist im Interesse aller, dass du dort hinfährst. Nicht zuletzt in deinem eigenen.«
    »Dazu habe ich wenig Lust.« Er sah auf die Uhr. »Außerdem ist es schon spät.«
    »Du hast wenig Lust. Sag mal Carl, wann hattest du deinen Termin mit der Krisenpsychologin?«
    Carl spitzte die Lippen. Musste er das wirklich vor dem gesamten Dezernat ausbreiten?
    »Morgen.«
    »Dann finde ich, du solltest heute nach Sorø fahren und dann morgen deine Reaktion auf das Erlebnis in frischer Erinnerung mit zu Mona Ibsen nehmen.« Er lächelte und nahm den obersten Aktenordner von dem Stoß auf seinem Schreibtisch. »Hier hast du im Übrigen eine Kopie der Papiere, die wir von der Ausländerbehörde zu Hafez el-Assad bekommen haben. Bitte sehr.«
    Assad fuhr. Er hatte als Reiseproviant einige der scharfen Teigtaschen eingepackt und brummte jetzt über die Autobahn E20 in Richtung Südosten. Hinter dem Steuer saß ein heiterer und zufriedener Mann, was sein lächelndes Gesicht deutlich unterstrich, das sich im Takt zu allem, was aus dem Radio kam, hin und her bewegte.
    »Assad, ich habe deine Papiere von der Ausländerbehörde bekommen. Aber ich habe sie noch nicht gelesen«, sagte er. »Kannst du mir nicht erzählen, was drin steht?«
    Sein Fahrer sah ihn einen Moment aufmerksam an,

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