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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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nicht, wen sie treffen wollte, aber jedenfalls errötete sie, als sie bemerkte, dass ich es mitbekommen habe.«
    »Wer könnte das gewesen sein?« Sie zuckte die Achseln.
    »Tage Baggesen?«
    »Ja. Vielleicht er. Vielleicht ein anderer. Sie kannte in Christiansborg Hinz und Kunz. Da war zum Beispiel ein Mann aus einer Delegation, der sich für sie zu interessieren schien. Und er war nicht der Einzige.«
    »Was für eine Delegation? Wann war das?«
    »Kurz bevor sie verschwand.«
    »Erinnern Sie sich noch an seinen Namen?«
    »Nach fünf Jahren? Nein, das tue ich nun wirklich nicht.«
    »Und was war das für eine Delegation?«
    »Irgendwas mit Immunabwehr. Aber Sie haben mich unterbrochen«, sagte sie barsch. »Ja, Merete Lynggaard hat Blumen bekommen. Zweifellos gab es da irgendeinen Kontakt, der ziemlich persönlich war. Ich weiß aber nicht, ob das irgendwas mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Aber das habe ich der Polizei alles schon einmal gesagt.«
    Carl kratzte sich am Hals. Warum stand denn das in keinem Bericht?
    »Und wem haben Sie das damals erzählt?«
    »Daran erinnere ich mich nun wirklich nicht.«
    »Kann es Børge Bak von der Mobilen Einsatztruppe gewesen sein ?«
    Sie deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. Bingo, sagte der. Dieser verfluchte Bak. Ob er seine Informationen wohl immer so grob sortierte, wenn er Berichte schrieb?
    Sein Blick fiel auf Søs Norups selbst gewählte Hausgenossin.
    Auch die musste zum Lächeln vermutlich in den Keller gehen. Jetzt wartete sie demonstrativ nur noch darauf, dass er verschwand.
    Carl nickte Søs Norup zu und stand auf. Zwischen den Erkerfenstern hingen ein paar winzige Farbfotos sowie ein, zwei größere Schwarz-Weiß-Aufnahmen von ihren Eltern, aufgenommen in besseren Tagen. Attraktive Menschen mussten das mal gewesen sein. Aber so, wie Søs Norup auf sämtlichen Gesichtern herumgekratzt und -geritzt hatte, war das nur noch schwer zu erkennen. Er beugte sich vor und betrachtete die kleinen Fotos. Anhand von Kleidung und Körperhaltung erkannte er darunter ein Pressefoto von Merete Lynggaard. Auch sie hatte den größten Teil ihres Gesichts unter einem Netzwerk von Schnitten verloren. Søs Norup sammelte also Hassfiguren. Vielleicht würde er sich auch noch einen Platz in ihrer Galerie verdienen, wenn er sich ein bisschen mehr anstrengte.
    Børge Bak war tatsächlich einmal allein in seinem Büro. Seine Lederjacke war inzwischen total zerknauscht - ein weithin sichtbarer Beleg dafür, dass er fleißig arbeitete, Tag und Nacht.
    »Carl, hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht einfach so hier hereinplatzen?« Er knallte seinen Block auf den Schreibtisch und sah Mørck wütend an.
    »Børge, was hast du eigentlich für einen Scheiß verzapft«, sagte Carl.
    Ob es am Vornamen lag oder an Carls unverschämtem Ton Bak blitzte ihn an und legte seine Stirn in tiefe Falten. »Merete Lynggaard bekam ein paar Tage vor ihrem Tod Blumen. Das kam sonst nie vor, habe ich gehört.«
    »Na und?« Eine noch herablassendere Miene konnte selbst Bak wohl kaum an den Tag legen.
    »Wir fahnden nach einem Mörder, falls das deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte. Ein Liebhaber wäre immerhin ein möglicher Kandidat.«
    »Das ist doch alles längst ermittelt.«
    »Steht aber nicht im Bericht.«
    Angestrengt zuckte Bak die Achseln. »Carl, jetzt lass doch mal locker. Am besten du kümmerst dich um deinen Job. Denn wir hier reißen uns den Arsch auf, während du ihn dir da unten plattsitzt. Glaubst du denn, ich wüsste das nicht? Ich nehme in einen Bericht auf, was wichtig ist. Klar?« Wütend warf er den Stift auf den Schreibtisch.
    »Ach ja? Und warum fehlt dann ein Hinweis auf eine interessante Beobachtung der Sozialarbeiterin Karin Mortensen? Die hatte Uffe Lynggaard bei einem Spiel beobachtet, das die Vermutung nahelegt, er könne sich an den Autounfall erinnern. Wenn das so wäre, vielleicht könnte er sich dann ja auch an den Tag erinnern, als seine Schwester Merete verschwand? Aber damit scheint ihr ja nicht sehr weit gekommen zu sein.«
    »Karen
 Mortensen, Carl. Sie heißt Karen. Hör dir doch mal selbst zu. Komm jetzt nicht an und erzähl mir was von Sorgfalt.«
    »Dann bist du dir ja wohl auch über die mögliche Bedeutung dieser Information von Karen Mortensen im Klaren, wie?«
    »Ach, halt doch die Klappe. Wir haben das alles zigfach überprüft, okay? Uffe erinnert sich an einen Scheißdreck. Nichts, null, niente.«
    »Merete Lynggaard war am Tag vor ihrem

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