Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
Vom Netzwerk:
nicht bewegen und nicht nur eineinhalb Kilometer lang sein. Mit dreißig Knoten schaukelnde Landebahnen waren unnatürlich, und sein Leben hing von einem viel zu jungen Bootsmannsmaat ab, der unter Deck die Spannung der Fangseile über Deck genau justieren musste. War die Spannung zu niedrig, rollte das Flugzeug ins Wasser, war sie zu hoch, verhinderte nur die göttliche Vorsehung, dass der Fanghaken das Heck abriss. Zu allen Gefahrenszenarien gehörten lediglich in unterschiedlicher Zusammensetzung brennendes Benzin, Lebendgeschütze und ein übers Deck verteilter Pilot.
    Nagin sah an der Lincoln vorbei und erblickte eine HH-60H Seahawk, die langsam und tief übers Wasser flog. Einige seiner jüngeren Kollegen machten sich über Hubschrauberpiloten lustig, als gäbe es auf einem Träger nichts Wichtigeres, als einen Jet zu fliegen, doch das würde sich mit der Zeit ändern. Manchmal wurden mutige Piloten nur dank der gnädigen Freundlichkeit der Such- und Rettungsmannschaft eines Hubschraubers zu alten Piloten. Er hatte sich bekehren lassen, nachdem er das erste Mal von einer Seahawk aus dem Wasser gefischt worden war. Eines der Triebwerke seiner ersten Hornet hatte beim Katapultstart eine halbe Sekunde lang ausgesetzt, die Triebwerksverkleidung zerfetzt, wobei die herumfliegenden Metallteile das andere Triebwerk gleich mit sich gerissen hatten. Pflichtbewusst hatte das Katapult die Hornet noch in die Luft geschleudert, und Nagin hatte den Schleudersitz betätigt, kurz bevor sein Flugzeug auf den Persischen Golf geknallt war. Die Jungs der Rettungsmannschaft der Seahawk hatten keinen Witz über seine Flugkünste gerissen, womit sie sich einen Teil seiner Liebe verdient hatten, die ansonsten seiner Frau vorbehalten war.
    »Abbremsen zum Ausrichten«, befahl der Landesignaloffizier über seinen Helm. Nagin nahm durch seine Atemmaske einen Zug der sterilen, aufbereiteten Luft und drehte das Flugzeug hart nach links ab.
    »Schnapp dir den Ball«, forderte der LSO ihn auf.
    Nagin peilte den meatball an der Backbordseite an. Das gelbe Punktlicht, das von der Fresnel-Linse ausgesendet wurde, befand sich dort, wo es sein sollte – zwischen den horizontalen grünen Lichtern darüber und darunter. Den Landeanflug vollführte er im kerzengeraden Gleitpfad.
    » Fencer eight zero one, juliett sierra foxtrot ball, eight point eight «, meldete Nagin.
    » Roger ball «, funkte der LSO zurück.
    Nach einer Wendung um genau hundertachtzig Grad richtete Nagin sein Flugzeug horizontal aus. Die aberwitzig kurze Landebahn auf der Lincoln befand sich tausend Fuß unter ihm und bewegte sich nach rechts. Nagin korrigierte die Abweichung und richtete die Nase ein Stück nach oben, um die Geschwindigkeit zu drosseln. Der LSO schwieg, was der Hinweis für Nagin war, dass er den Landeanflug nicht völlig in den Sand setzte.
    Der Moment, in dem das Flugzeug bei knapp zweihundertvierzig Stundenkilometern auf dem Deck aufsetzte, war immer eine Überraschung. Weißer Rauch stieg von den während des Bremsvorgangs schmelzenden Reifen auf, und einen Moment lang schlitterte das Flugzeug über seine von seinen eigenen Reifen erzeugte Flüssigkeit. Nagin schob den Gashebel ganz nach vorn und ließ den Antrieb aufheulen.
    Dank der Reaktionsträgheit wurde er gegen seine Gurte gepresst, als der Fanghaken eines der Seile erwischte – die Nummer drei –, das das Flugzeug mit genau der richtigen Spannung aufhielt. Seine Geschwindigkeit ließ nach, die Reifen hörten auf zu schmelzen und griffen auf dem nicht rutschigen Teil des Decks. Nagin riss den Antriebshebel wieder zurück, der Motor wurde leise, und das Flugzeug blieb stehen.
    Dies war noch nicht der Moment, um sich zu entspannen. Auf dem engen Flugdeck des Flugzeugträgers herrschte reges Treiben, und es wäre nicht gut, mit dem neuen Tarnkappenflugzeug im Wasser zu landen. Seine Schultern schmerzten, wo sich die Gurte in seine Muskeln geschnitten hatten. Ob er wieder blaue Flecken haben würde?
    Haupthangardeck
    USS Abraham Lincoln
    Das Hangardeck der Lincoln stank nach Benzin. Alle an Bord landeten früher oder später im Hangar, wo der Geruch von verarbeitetem Kohlenwasserstoff in den Kleidern hängen blieb und unter den Schiffskameraden verteilt wurde wie das Evangelium. Konteradmiral Alton Pollard lebte bereits ein Vierteljahrhundert auf Flugzeugträgern, was reichte, um den Geruch genauso wenig wahrzunehmen wie die Kleider auf seinem Leib. Er musste an den Geruch denken, um ihn wahrzunehmen,

Weitere Kostenlose Bücher