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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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der nur das Nötigste verbarg, und ihr Oberteil schien zu eng zu sein. Insgesamt strahlte sie damit eine unverkennbare Wirkung aus.
    Nirvan räusperte sich und nickte ihr zu. »Und wie ist dein verehrter Name?« Sie schmunzelte. Mit einer Hand spielte sie in ihrem feuerroten Haar. »Ignis.«
    »Ignis, so, so. Nun, da wir uns jetzt vorgestellt haben, was kann ich für dich tun, Ignis? Warum schleichst du hinter mir her? Das ist nicht ungefährlich, kleine Dame.«
    Er klang abweisend. Er mochte sie nicht, und das lag nicht nur an ihren pupillenlosen Augen. Sie schien das nicht zu bemerken oder es nicht bemerken zu wollen.
    »Ich bin dir nicht nachgeschlichen. Unsere Wege haben sich nur zufällig gekreuzt.«
    Ein paar kleine, grüne Funken glommen in ihren Augen. Nirvans Gefahrensinn war sofort geweckt. »Du bist eine Hexe«, stellte er mehr fest, als dass er fragte.
    Sie trat lautlos zu ihm. »Kleiner Nirvan, ich bin viel mehr als eine Hexe. Ich bin eine von Medanas Schöpfungen. Und wenn du mich fragst, ist ihr selbst nicht klar, was sie mit mir erschaffen hat.«
    »Medanas Schöpfung? Was soll das heißen?«
    »Ts, ts, ts. Sag bloß, du weißt nicht, was die alte Koboldschamanin mit ihren Gefangenen macht? Soll das heißen, du weißt auch nicht, was sie mit Melanie gemacht hat, damit sie so ein wunderbares, willenloses Werkzeug wurde?«
    Nirvan brummte missmutig. Seine Abneigung gegen Ignis wuchs. »Andeutungen interessieren mich nicht! Entweder du sagst mir, was du willst, oder du gehst.«
    Sie nickte. »Medana ist eine Schamanin ganz besonderer Art. Sie kann nicht nur hexen und kleine Tränke brauen. Ihre größte Macht liegt in der Geisterbeschwörung. Aber sie sucht dafür keine normalen Geister aus, oh nein! Sie nimmt nur Geister in ihr Innerstes auf, die ausgesprochen mächtig und böse sind. Manchmal sind sie auch nur verzweifelt und ziehen einen eher versehentlich als bewusst mit hinab in die Verdammnis. Mich zum Beispiel hat sie Terranus, dem Fürsten der Drachen, persönlich vorgestellt. Einst mag der Drache ja gut und ausgeglichen gewesen sein, aber sein Ende und die Verbannung seiner Art haben ihn bis weit über den Tod hinaus verbittert. Hass auf alles Lebende ist nun sein tragendes Element, was er mir sehr eindringlich klar gemacht hat, wenn du verstehst, was ich meine.« Ihre Kiefer mahlten sichtbar unter der Haut, doch schnell hatte sie sich wieder gefangen. »Der Tod ist nicht das Ende aller Dinge, wie du wohl schon erahnt hast, Nirvan.«
    Er runzelte die Stirn. Sein Unglaube stand ihm im Gesicht geschrieben.
    Ignis fühlte sich davon aufgefordert weiter zu sprechen. »Doch, das stimmt. Einst wurde ich in der Welt geboren, in der Mina groß geworden ist. Doch dann brachten mich Medanas Düstersteinkobolde hierher.« Mit einer weit ausholenden Geste zeigte sie um sich.
    »Mina? Du kennst Mina?« Ignis lachte hell auf. »Natürlich kenne ich sie. Ich war ihre beste Freundin.«
    Ihre Stimme klang zuckersüß, doch Nirvan gefror fast das Blut in den Adern. Er schüttelte den Kopf. »Nein! Auf unseren Reisen hat sie mir von ihrer besten Freundin erzählt, und ich habe sie aus einiger Entfernung auch schon öfters gesehen – in der Zeit, in der ich Mina in der anderen Welt beobachtete. Du kannst sie nicht sein! Du ähnelst ihr nicht einmal.«
    »Du scheinst mir nicht glauben zu wollen, oder? Das ändert aber nichts an der Wahrheit meiner Worte. Ich kann dir versichern, dass man sich verändert, wenn sich der ganze Hass eines toten Drachenfürsten in den Körper eines jungen Menschenmädchens ergießt. Dann kommt so etwas wie ich heraus.« Sie zeigte strahlend ihre weißen Zähne.
    Hinter Nirvans Stirn arbeitete es. Vielleicht sagte Ignis die Wahrheit, und vielleicht konnte sie ihm helfen, Antworten zu finden.
    Als habe sie seine Gedanken gehört, schüttelte sie den Kopf. »Und bevor du dir falsche Hoffnungen machst, Nirvan, ich bin nicht mehr die, die ich einst war. Das Mädchen, das ängstlich hierhergeschleift wurde, ist tot! Niemals werde ich wieder Angst empfinden, und darüber bin ich … glücklich.«
    Ihm gefiel die Situation nicht. Ignis war, so oder so, ein unberechenbarer Faktor. Wenn sie ihm half, konnte er ihr nicht vertrauen, denn sie war – nach eigener Aussage – eines von Medanas Geschöpfen. Wenn sie ihm nicht half, musste er sie schnellstmöglich loswerden, bevor sie den falschen Personen von seinen kleinen Streifzügen erzählte.
    »Mit Verlaub, ich wäre jetzt gerne alleine«, sagte

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