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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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doch die Kuppel schien nicht einmal zu vibrieren. Nexus trat fest dagegen, quickte und hüpfte danach auf dem anderen Fuß umher.
    Plötzlich öffnete sich geräuschlos eine Holztür an einer der Hütten. Niemand außer Mina bemerkte es, da sie alle in Gespräche vertieft waren. Langsam trat eine Frau heraus. Mina erstarrte. Die Frau konnte nur wenige Jahre älter als sie sein, aber sie bewegte sich wie eine Hundertjährige. Sehr geschwächt und mit offenem Mund nach Luft schnappend, schwankte sie hinaus. Minas Herz zog sich zusammen. Was sollte sie tun, was konnte sie tun? Ihre ganzen Gedanken waren von dem Anblick der Frau gefesselt. Die Fremde stolperte vorwärts, dann fiel sie hin. Sie schien etwas in Minas Richtung zu rufen, doch kein Ton drang durch die schimmernde Kuppelwand. Jetzt bemerkten die andern die Frau, rief etwas und wies auf sie. Alle Augen richteten sich auf sie.
    »Oh Ihr Götter, nein«, hauchte Salvatorus ergriffen. Er machte eine Geste mit der Rechten, die Mina an einen Gläubigen erinnerte, wenn er ein Kreuz schlug.
    Herdanik wollte ihm etwas erwidern, blickte dann aber betroffen zu Mina. »Wir können ihr nicht helfen. Es tut mir leid.«
    Mina spürte, wie sich ihre Kehle zusammenzog. Die Frau lag nun flach auf ihrem Bauch. Mit sichtbarer Anstrengung reckte sie eine Hand zu den Greifenreitern. Sie hob ihren Kopf, Tränen standen ihr in den Augen. Ihr Mund öffnete sich stoßweiße, wie bei einem Fisch, der aus dem Wasser geholt und zu lange an Land gelegt wurde. Ihre Brust erzitterte unter Zuckungen.
    »Sie erstickt«, flüsterte Mina entsetzt. Sie wollte schreien, wollte Herdanik ohrfeigen, jemand musste doch etwas tun! Sie wollte weinen und die Kuppel mit ihren Fäusten niederreißen, aber wie?
    Die Hand der Frau sank zu Boden, ihr Brustkorb verharrte. Mina schaute zu Salvatorus. Leid und Schmerz standen ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre blauen Augen schimmerten vor Feuchtigkeit. Zados trat neben sie, schloss sie in die Arme und drehte sie von der Kuppel fort. Mina begann bitterlich zu weinen, und Zados presste ihren Kopf gegen seine Schulter. Er sagte nichts, dennoch verspürte sie Trost.
    Es dauerte noch Stunden, doch dann verschwand die Kuppel lautlos. Plötzlich war sie einfach nicht mehr da. Ein Schwall verbrauchter Luft wirbelte umher. Herdanik gab einen Befehl, und die Greifengarde rückte vor. Sie durchsuchten jedes Gebäude und fanden dabei, was sie am liebsten nicht gefunden hätten: In fast jedem Haus lagen Tote.
    Sie trugen die Verstorbenen zum Dorfplatz. Keine Verletzungen entstellten ihre Gesichter, und kein Blut befleckte ihre Kleidungsstücke. Es war fast so, als schliefen die Menschen nur, wenn ihre Lippen nicht so blau gewesen wären. Auf dem Dorfplatz errichteten die Krieger einen riesigen Scheiterhaufen, auf dem die unschuldigen Opfer aufgebahrt wurden. Der lautlose Tod hatte weder vor Alt noch vor Jung halt gemacht. Er hatte genommen, was er kriegen konnte.
    Mina konnte nichts sagen. Jedes Wort in ihrem Mund, jeder Gedanke in ihrem Kopf fühlte sich schal an. Das alles war so sinnlos! Was hatten die einfachen Bauern und Landleute getan, um so bestraft zu werden? Sie konnte es nur schwer verstehen. Dennoch, offenkundig besaß jemand die Macht, die göttlichen Kuppeln zu verändern. Und wer Kuppeln neu erschaffen konnte, konnte auch bereits bestehende beseitigen. Jemand mit solch einer Macht konnte alles erreichen. Was wäre, wenn sich eine solche magische Barriere über Tempelburg legte? Oder schlimmer: wenn die größte bekannte Kuppel über dem dunklen Kontinent verschwand? Mina behielt den Gedanken für sich, befürchtete aber, dass sie nicht die Erste war, die darauf gekommen war. Nachdem die Greifenreiter ihre grausige Arbeit erledigt hatten, brachen sie gemeinsam wieder auf, weiter gen Nordosten. Weiter, bis hin zum Auge der Götter.

    v v v v v
    In weite Kapuzenmäntel gehüllte Gestalten hatten die Landung der Greife und das Verbrennen der Leichen aus der Ferne beobachtet. Ihr düsterer Gesang war verklungen. Die Reiter waren weitergezogen, dennoch hielten die Gestalten unverändert ihre Position. Hand in Hand bildeten sie einen Kreis.
    Eine von ihnen trat hervor. Der Mantel des Mannes war schwärzer als alle anderen, und seine weißhäutigen, mit Runen verzierten Arme hoben sich deutlich davon ab. Das Dorf, das zufällig von ihm ausgewählt worden war, lag auf der Ebene von Bekana, kurz vor den Ausläufern der Bergkette des Ohmes. Er war sich sicher gewesen,

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