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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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nicht, ihnen Namen zu geben. Und die Bewohner kennen sich eh untereinander.«
    »Der Ort sieht wunderschön aus von hier oben.« Simon runzelte die Stirn. Er verengte seinen Blick und lauschte. Mina spürte seine Anspannung und drehte sich zu ihm um. »Was ist?«
    Er wirkte unsicher, doch je länger er die Siedlung musterte, desto blasser wurde er. Dann funkelte Erkenntnis in seinen Augen. Er stieß den Atem laut aus und drehte sich schräg nach hinten. »Heerführer!«, rief er aufgeregt.
    Herdanik hob den Kopf. »Was gibt es, Simon?«
    »Heerführer, seht da vorne.« Er zeigte in Richtung des Dorfes.
    Herdanik folgte seinem Fingerzeig und betrachtete die Siedlung genau, wie es zuvor Simon getan hatte. »Das sieht nicht gut aus«, war das Einzige, was er von sich gab.
    »Was ist denn mit dem Dorf?«, fragte Mina, die misstrauisch geworden war. Sie stieß ihren Ellbogen leicht gegen die Brust des Greifenreiters.
    Simon zuckte zusammen. »Das Dorf, Mina, seht es Euch genau an. Was seht Ihr? Es erscheint still, doch da ist noch mehr.«
    Sie blickte erneut hin und zuckte mit den Achseln. »Ich sehe nichts Besonderes, außer vielleicht den schimmernden Regenbogen in der klaren Bergluft.«
    Der Reiter nickte. »Ja, doch es ist kein Regenbogen. Es ist …« Er stockte. »Es ist eine Luftspiegelung der oberen Wölbung einer göttlichen Kuppel. Die Siedlung ist deshalb so friedlich, weil sich eine magische Kuppel darüber geschlossen hat. Die Menschen der Siedlung sind möglicherweise schon … erstickt.«
    Mina stieß einen Ruf des Schreckens aus. Schnell drückte sie eine Handfläche vor den Mund.
    Der Soldat klang traurig. »Selbst wenn die Bewohner des Ortes noch leben würden, wir können ihnen nicht helfen.«
    »Aber wie kann das sein? Ich hörte, dass diese Kuppeln schon seit Jahrtausenden auf Dra'Ira existieren und nicht veränderbar sind! Ich meine, wie kann es sein, dass nun ein Dorf unter einer der Kuppeln liegt?«
    »Weil die Kuppel vorher nicht da war.«
    »Was?« Sie schluckte. Inzwischen waren sie so nahe, dass man Tische und Stühle vor den Hütten, Blumenkästen an den Fenstern und kleine Holzkarren auf einer Straße erkannte. Es gab nur einen einzigen Weg, der durch den Ort und ins Tal hinabführte.
    »Habt Ihr schon etwas von dem `lautlosen Tod´ gehört?« Simon wartete keine Antwort ab. »Der lautlose Tod ist ein Ereignis, das seit gut drei Jahren auftaucht. Es betrifft immer kleine, weit abgelegene Dörfer oder Höfe. Ohne ersichtlichen Grund starben zur gleichen Zeit alle Bewohner. Sie wiesen keine äußerlichen Verletzungen auf, und auch die Tiere in der unmittelbaren Umgebung verendeten. Mit der Zeit wurden jedoch Hinweise auf die Geschehnisse gefunden. Briefe, die die Betroffenen in den letzten Stunden niedergeschrieben hatten. So erfuhren wir, dass sich – unbeobachtet von Außenstehenden – kleine, magische Kuppeln über die betroffenen Gebiete gelegt und alles Leben ausgelöscht hatten. Sie sind alle erstickt! Und wir wissen zu wenig darüber, um es aufhalten zu können.«
    Mina wusste nicht, was sie sagen sollte. Gebannt von dem Anblick, kreisten die Greife über der anscheinend ausgestorbenen Siedlung.
    »Aber wer kann zu so etwas fähig sein, wenn die Kuppeln doch ansonsten nicht erschaffen, verändert oder aufgelöst werden können?«, fragte Mina.
    »Das weiß keiner. Wir wissen auch nicht, wie es möglich ist, dass der Vorgang vorher noch nie beobachtet wurde. Es kann gut sein, dass wir die Ersten sind.«
    In dem Moment gab Herdanik das Zeichen zur Landung. Die Greifenreiter folgten ohne Zögern. Mit kräftigen Flügelschlägen und lauten Adlerrufen landeten die Greife direkt vor der Kuppel. Mina rutschte von dem Rücken ihres Reittieres und berührte zaghaft die Kuppelwand. Als sie ihre Hand gegen den unsichtbaren Widerstand drückte, überkam sie Angst. Die Kuppel war durchsichtig wie Glas, aber fest wie Stein. Sie war weder kalt noch warm. Dahinter standen ungefähr zwanzig Hütten, die schlicht, aber stabil aus Holz, Lehm und Stroh erbaut waren. Alle Türen waren geschlossen, und kein Bewohner war vor den Hütten oder auf der Straße zu sehen. Mina überkam der Gedanke, dass sich alle in ihre Häuser zurückgezogen hatten, um alleine und in Ruhe dem Ende entgegenzublicken.
    Herdanik trat mit Salvatorus an ihre Seite. Sie diskutierten laut über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Kuppel. Einige Soldaten versuchten mit ihren Waffen auf den magischen Widerstand einzuschlagen,

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