Erbe des Drachenblutes (German Edition)
klang abwertend und leicht verärgert.
»Mein Herr«, erklärte Medana, »wenn diese Mina in den Herzen ihrer Begleiter Hoffnung schürt, werden sie genauso engagiert auf das Ziel hinarbeiten, wie es das Menschenmädchen zurzeit tut. Das Ziel wird sein, wieder Ruhe und Frieden in Dra'Ira zu sichern. Wenn sie es tatsächlich schaffen sollten, Lian zu finden, und sollte sie dann auch noch – wieso auch immer – leben, dann kann für uns der schlimmste Fall eintreten, der passieren könnte. Sie könnten gemeinsam einen Weg finden, unseren bevorstehenden Einfall abzuwenden.«
»Der weiße Drache kann doch nicht mehr leben! Wie alt soll er denn sein?« Nun war es Ignis gewesen, die von den Geschehnissen so irritiert war, dass sie jede Vorsicht fahren ließ und die Frage in den Raum stellte.
»Lian ist kein normaler Drache, und das war sie auch nie«, erwiderte Medana. »Keiner weiß, was die vermaledeite Elbenmagie mit ihr gemacht hat und zu was sie alles fähig ist.«
Ignis schüttelte den Kopf. Medana drehte ihr Gesicht mit den geschlossenen Augen zu Cor Keto. »Niemand weiß, ob sie noch lebt, da niemand sie hat sterben sehen. Aber sie hat sich seit Jahrhunderten, ja sogar seit Jahrtausenden nicht in die Geschehnisse der Welt eingemischt, daher halte ich es für unrealistisch. Es kann eigentlich nur ein Wunschdenken der Gläubigen sein.«
»Vielleicht«, konterte der Monarch, »vielleicht wurde sie aber auch daran gehindert, in die Geschehnisse einzugreifen. Was sagt Sennus dazu?«
Medana legte den Kopf zur Seite und lauschte in sich hinein. »Wir sollen Mina und ihren Begleitern folgen. Wir werden dann sehen, wohin sie uns führen und ob an dem Gerücht etwas Wahres ist.«
Cor Keto schnaufte. »Medana, komm zu uns zurück!«, rief er in ohrenbetäubender Lautstärke.
Nirvan zuckte merklich zurück. Die alte Frau blinzelte und hustete, dann blickte sie munter um sich. Sie kicherte. »Das sind die Worte und Gedanken, die mir von unserem Verbündeten geschickt wurden, mein Herr. Ich hörte alles und sah die Bilder so deutlich vor mir, als ob ich selbst dort gewesen wäre. Das Menschenmädchen Mina befindet sich bereits auf dem Weg zum Auge der Götter, und sie ist nicht alleine.«
Nirvans Kehle schnürte sich zu. Er sah Zados und Nexus vor sich, und auch wenn er es niemals laut sagen würde, so sorgte er sich doch um sie. Aber in erster Linie hatte er Angst um Mina.
»Wir werden das kleine Gör aufhalten«, sagte Cor Keto gleichgültig. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was ein unwissendes Kind aus der Fremde uns für Probleme machen könnte, aber ich werde kein Risiko eingehen. Vor allem nicht, wenn wir so kurz vor dem Angriff stehen. Es kann sich nur noch um wenige Wochen handeln, bis Sennus seine Experimente endgültig abgeschlossen hat und wir die Chance hierzu erhalten. Aber allein der Gedanke, dass diese verhasste Kreatur Lian noch leben könnte …« Er schüttelte heftig den Kopf, stieß dann ein lautes Knurren hervor. »Wenn Lian noch leben sollte, dann will ich es wissen! Einige Menschengenerationen lang habe ich sie gesucht, bis ich mich damit abgefunden habe, dass meine Rache unerfüllt bleibt. Ihr Tod wäre die Erfüllung meines größten Herzenswunsches. Was haben wir alles getan, um festzustellen, wohin sie einst verschwunden ist. Ohne Erfolg!«
Nirvan musterte ihn. Der Atem des Monarchen ging schwer. Als er sich wieder beruhigt hatte, fuhr er fort: »Eine Gruppe meiner Soldaten soll unverzüglich zum Auge der Götter reisen. Ich erwarte von dir, Medana, dass du die Reise mit deinen Fähigkeiten beschleunigst. Kümmere dich darum.«
»Und wer soll die Mission anführen?«, fragte einer der gerüsteten Befehlshaber, die bis jetzt geschwiegen hatten.
Cor Ketos Blick schwebte über die unterschiedlichen Personen vor seinem Thorn. Bei Ignis hielt er inne. »Unsere kleine Feuerhexe wird den Trupp anführen. Sie soll sich bewähren, wenn sie es kann. Medana verbürgt sich für sie, und ich will sehen, wie gut Medana gearbeitet hat.«
Nirvans Augen weiteten sich. Medana protestierte, dass Ignis noch nicht so weit sei, doch Cor Keto ließ keine Argumente zu. Seine Entscheidung stand fest. »Medana, wenn die kleine Hexe versagt, trägst du die Schuld mit. Dass dir das nicht gefällt, ist mir klar, aber es interessiert mich nicht. Mein Wort ist Gesetz, und sie wird gehen. Versagt sie, wird sie langsam und grausam aus dem Leben scheiden. Was mit dir dann geschieht, überlasse ich deiner
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