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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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gewesen, und es war eindeutig zu laut für ein kleines Tier. Sollte sich tatsächlich ein Reh so nah an sie herangewagt haben? Etwas in ihrem Verstand warnte sie. Etwas, das daran zweifelte, dass sie noch alleine war. Etwas, dass ihr riet zurückzugehen.
    Langsam, ganz langsam, drehte sie sich um. Ihr ungutes Gefühl nahm zu. Da musste sie an Mina denken. Wo war sie nur? Was, wenn ihr etwas Unheimliches hier im Wald passiert war? War das der Grund, warum sich niemand mehr an sie erinnerte?
    Als ob sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hätte, begann jemand als Antwort darauf laut zu lachen. Der Ton war hell und quietschend. Janice erkannte sofort, dass sie ausgelacht wurde, doch sie sah niemanden. Ihr Herz pochte schneller und lauter, als ob es ihr aus der Brust springen wollte. Ein zweites Lachen, viel gehässiger als das erste, erklang von der anderen Seite. Jetzt konnte Janice sich nicht mehr zurückhalten. Sie rannte los. Sie lief, so schnell ihre Füße sie trugen. Staub und kleine Erdbröckchen wurden von ihren Turnschuhen aufgewirbelt. Fast wäre sie gestürzt.
    »Wo willst du denn so schnell hin, kleines Menschlein?« Sie bremste heftig ab und blieb stehen. Dieses Mal kam die Stimme von vorne, doch da war niemand! Die Angst steigerte sich bis zur Unerträglichkeit. Links neben ihr waren die weiten Wiesen und Felder, doch sie waren menschenleer. Rechts neben ihr bewegten sich nur die Äste der angrenzenden Bäume im Rhythmus des Windes, sonst nichts.
    »Was geschieht hier?«, stotterte sie. Sie blinzelte. Etwas veränderte sich. Ein grüner Schimmer in der Luft senkte sich nieder, als ob etwas über sie gestreut werden würde. War da nicht auch eine Bewegung hinter einem der Bäume gewesen?
    »Menschlein, Widerstand ist zwecklos. Du weißt es noch nicht, aber du gehörst schon uns!« Wildes Lachen und aufgebrachtes Gackern drangen an ihre Ohren. Wie viele waren das bloß? Sie wollte wieder losrennen, doch ihre Füße gehorchten ihr nicht mehr und bewegten sich nur zögerlich. Auch ihr Herzschlag beruhigte sich, obwohl sie Panik verspürte. Schwindel legte sich über ihre Sinne, dann gaben die Beine nach.
    »Was …«, flüsterte sie, doch zu mehr war sie nicht mehr imstande. Sie spürte mit ihren Fingern die kleinen Steinchen des Weges, und ihr wurde klar, dass sie auf dem Rücken lag. Wann war sie gefallen? Das Letzte, was sie sah, waren graugrünliche Gesichter, die sich mit zufriedenen Blicken über sie beugten. Zahlreiche Warzen und Narben machten den Anblick abstoßend.
    »Du wirst unserer Herrin Medana alle Antworten geben, die sie braucht. Antworten, die wir hier ansonsten nicht finden konnten, Menschlein.«
    »Was?« Ihre Augenlider wurden schwer.
    »Du riechst nach unserer Welt, ja, ja! Damit musst du etwas über den Weltensprung wissen. Wir brauchen das Wissen, damit wir wieder zurück dürfen.«
    »Ich verstehe nicht …« Jetzt fühlte sich auch ihre Zunge dick und klebrig an. Wie lange konnte sie noch bei Bewusstsein bleiben? Jemand trat zu ihr. Bei jedem Schritt rasselte und schepperte es metallisch. »Vorerst ist dein Verständnis auch nicht notwendig. Du bist unser Schlüssel nach Hause, nicht mehr und nicht weniger. Atme tief, Menschenkind, atme tief! Unser Schlafmohnstaub macht dich zu einem dankbaren Gast!« Erneut kicherten und quietschten unterschiedliche Stimmen amüsiert auf. Janices Augen fielen vollends zu.

    v v v v v
    `Was tun sie wohl gerade? Ob Karl und Henriette mich sehr vermissen?‘ Mina verzog einen Mundwinkel schräg nach oben.. `Sie haben es gehasst, wenn ich sie bei den Vornamen gerufen habe, aber um sie Mama und Papa zu nennen, bin ich schon viel zu lange viel zu erwachsen.´ Sie seufzte . `Ich vermisse sie sehr … Es war nicht immer einfach mit ihnen, aber sie waren stets für mich da. Und nun? Nun bin ich hier, alleine, in einer vollkommen fremden Welt …´
    »Wie lange noch?«, fragte sie laut. Nirvan, an den die Frage gerichtet war, reagierte nicht. Wie jeden Tag in den letzten dreieinhalb Wochen trieb er den kleinen Trupp eisern an. Er machte keinen Hehl daraus, dass er Mina schnellst möglich in die Obhut der Leibgarde der Regentin übergeben wollte. Von Nexus hatte sie erfahren, dass diese Garde auf einem Plateau in der Nähe der Steppenlandschaft Londiin lagerte, einen vierwöchigen Fußmarsch von der Stelle entfernt, an dem sie Dra'Ira erstmals betreten hatte. Sie wartete dort, um gemeinsam mit ihnen nach Tempelburg zu fliegen. Weiter entgegenkommen konnten sie

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