Erbe des Drachenblutes (German Edition)
hier noch vieles geben, was du nicht für möglich gehalten hast, aber das ist ja das Schöne in unserer Welt.«
Der Frosch hatte das Interesse an Mina verloren. Er hob und senkte seine Flügel, sprang steil nach oben, und innerhalb weniger Sekunden war er nur noch ein Schemen, der im Licht glänzte und dessen Umrisse nur noch erahnt werden konnten.»Von denen«, begann Nexus, der sich ein wenig beruhigt hatte, »gibt es hier viele. Sie sind lustige kleine Zeitgenossen, und sie suchen die Gesellschaft von Reisenden. Sie tun keinem etwas. Man muss aber aufpassen, dass man nicht auf sie tritt. Gehen schnell kaputt, die kleinen Dinger. Zersplittern einfach, wirklich!« Er blickte in die Richtung, in die das Wesen mit kräftigen Flügelschlägen verschwunden war.
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Ein leichter Luftzug fuhr durch die sommerlichen Wiesen. Glockenblumen, Kornblumen, Wiesenlabkraut, Sonnenkraut, Margeriten und viele weitere bunte Köpfchen neigten sich im Wind und erschwerten den Hummeln, Bienen und Schmetterlingen die Landung. Vereinzelte Vogelstimmen sangen eine sanfte Melodie, die von dem Rauschen der Blätter in den Bäumen untermalt wurde. Überall zeigte sich die Natur von ihrer schönsten Seite, und in der Ferne war das Lachen von Spaziergängern, die die warme Sonne des späten Nachmittags genossen, zu vernehmen. Vereinzelt bellte ein Hund, der voller Begeisterung ein Stöckchen apportierte. Aber all das interessierte Janice nicht. Sie ging alleine einen geteerten Feldweg in der Nähe ihres Wohnortes entlang und versuchte sich zu beruhigen. Sie war unglaublich wütend über die Geschehnisse der letzten Tage.
Eine Walnuss, die auf ihrem Weg lag, trat sie weit ausholend fort. Schmollend verzog sie den Mund. »Unglaublich«, sagte sie zu sich selbst. »Jeder tut so, als ob ich nicht alle Tassen im Schrank hätte. Wie kann Frau von Gabriel noch am selben Tag zu meiner Mutter laufen und behaupten, ich hätte sie auf den Arm nehmen wollen?«
Bitterkeit klang in ihrer Stimme. Energisch setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis sie erneut der Walnuss begegnete. Ohne zu zögern holte sie aus und trat sie noch einmal weg. »Aber am schlimmsten ist die Tatsache, dass meine Mutter auf ihrer Seite ist. Wie kann sie die Frau bloß unterstützen? Ich verstehe die Welt nicht mehr.«
Alles hatte mit diesem dreimal vermaledeiten Tag angefangen, an dem sie zu Henriette von Gabriel gegangen war und nach Mina gefragt hatte. Seitdem behauptete jeder, dass Mina nicht existierte, ja sogar nie existiert hatte! Da Janice natürlich weiterhin darauf beharrte, dass Mina ihre beste Freundin sei und bei den von Gabriels lebte, begann ihre Mutter – wie sie sagte, aus Sorge um ihre geliebte Tochter – von `fachmännischer Hilfe´ zu sprechen. Sie hatte ihr klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass, wenn Janice das tatsächlich glaubte, sie sich vielleicht einer psychiatrischen Behandlung unterziehen müsste.
»Oh Gott, was soll das alles? Ich bin doch nicht verrückt!«, fauchte Janice laut. In der Ferne lachten zwei Kinder, die mit ihren Eltern und einem kniehohen Hund herumtollten. Kurz darauf verschwanden sie aus ihrer Sicht, und Janice war weit und breit der einzige Mensch auf dem schmalen Wald- und Wiesenweg. Sie blieb stehen. Schluchzend schlug sie die Hände vors Gesicht. Ihre hellblonden Haare fielen wie ein Vorhang über ihr Finger. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso ihr niemand glaubte und warum man ein solch böses Spiel mit ihr spielte. Wegen der Sache war sie sogar vorerst von der Schule freigestellt worden, was nur dafür gesorgt hatte, dass jetzt auch ihre Klassenkameraden hinter ihrem Rücken tratschten.
Ein Rascheln im Laub lenkte sie von ihren Gedanken ab. Schnell zog sie die Finger vom Gesicht und schaute nach links und rechts. Wurde sie beobachtet? Janice schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich verlor sie doch den Sinn für die Realität. Plötzlich knackte es links neben ihr. Sie blickte kurz in die Richtung. Inzwischen hatte sie den Waldrand erreicht, und da war es nicht ungewöhnlich, dass kleinere Tiere ohne Angst vor den Menschen umherhuschten und im Unterholz ihre Mahlzeit zusammensuchten. Mit den Fingerspitzen wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. In ihrer direkten Nähe war kein weiterer Spaziergänger, so hatte sie wenigstens niemand weinen sehen. Ein weiteres Knacken ertönte, doch es war lauter. Mit gerunzelter Stirn spähte sie zu den Büschen und kleineren Bäumen. Das Geräusch war lauter
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