Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Beinen, auch wenn er ununterbrochen über seine eigene Dummheit schimpfte. Derb stieß er sie hinter sich. Jetzt spiegelte sich purer Zorn in seinen glühenden Augen.
»Sie haben uns umzingelt«, rief Zados. »Nirvan, du musst das Mädchen in Sicherheit bringen. Der Weg zu unserem Treffpunkt ist versperrt! Das sind möglicherweise Hunderte von Wurzelfressern!« Er zeigte auf weitere Aufwölbungen, die sich schnell in ihre Richtung bewegten.
Nirvan schwieg und faltete die Hände vor seiner Brust, dann begann er in einer fremden Sprache zu murmeln. Sein Oberkörper schimmerte vor Energie, und seine Augen glühten sogar durch die geschlossenen Lider so hellrot, dass Mina einige Schritte zurückwich.
»Das war das letzte Mal, dass ihr einem Magier in den Rücken gefallen seid«, sagte er mehr zu sich selbst als zu der Übermacht der Angreifer, dann öffnete er seine Augen. Wilde, rote Flammen ergossen sich aus den Pupillen und irrten unkontrolliert umher. Kurz darauf bündelte sich das Licht zu einem einzelnen Strahl, der dicht an Zados´ Kopf vorbeischoss und in die herannahenden Erdhügel eindrang. In einer mächtigen Explosion barste der Waldboden. Erde und Fleischstücke spritzten in alle Richtungen. Mina presste die Hände auf die Ohren, doch das Getöse der Detonation sowie die Schreie der verletzten und sterbenden Wurzelfresser bohrten sich tief in ihren Verstand. Wieder und wieder sammelte Nirvan seine Energie, um sie geballt in den Waldboden zu jagen. Nexus, der sich zu Mina gesellt hatte, sagte etwas, doch sie verstand seine Worte nicht. Er hatte einige Schnittwunden davongetragen, und eine hässlich grünblutende Wunde am linken Bein tränkte seine Kleidung. Er rief Mina erneut etwas zu, doch sie schüttelte nur den Kopf, sie verstand ihn nicht. Der Waldkobold zeigte in die Richtung, aus der der Großteil der Angreifer kam. Sie folgte seinem Fingerzeig und verstand: Trotz Nirvans starker Energiestrahlen würde Zados recht behalten. Es waren zu viele, und der Magier konnte seinen Angriff nur in eine Richtung führen, doch die heranschnellenden Erdhügel kamen inzwischen aus allen Himmelsrichtungen. Und sie wurden schneller.
Mina ergriff Nirvans Schulter. Widerwillig und kaum merklich drehte er seinen Kopf in ihre Richtung.
»Wir sollten gehen«, schlug sie vor.
»Gehen? Wohin willst du schon gehen? Nein, wir werden diese elenden Kakerlaken ausradieren, und dann können wir zu unserem geplanten Treffpunkt gelangen. Keinen anderen Weg werden wir nehmen!«
Zados stand nur wenige Meter entfernt. Mina erkannte, dass er kaum noch Pfeile in seinem Köcher hatte. Um seine Geschosse sparsamer zu verwenden, hatte er begonnen, bereits verschossene Pfeile aus den toten Angreifern herauszuziehen.
»Nirvan, bring Mina in Sicherheit!«, rief er erneut. Gerade wollte Nirvan noch einmal widersprechen, da packte ihn eine klobige Hand am Fußgelenk. Er blickte an sich hinab. Die Hand ragte aus der Erde, und sie war groß – groß genug, um einem Bergtroll zu gehören. Eilig versuchte er, seine Sinne für einen erneuten Angriff zu sammeln, da zog ihn die Hand, ungeachtet der Härte des Waldbodens, in die Tiefe. Er schrie vor Raserei und Schmerz. Eine weitere Bodam-Schlange schnellte hervor. Mina brüllte Zados´ Namen, doch da hieb der neue Angreifer bereits mit einer Holzkeule erneut auf Nirvans Schädel ein. Wieder fiel der Kopf des Magiers haltlos nach vorne. Mina stöhnte laut auf, Panik schnürte ihr die Kehle zu. Wie viele Schläge konnte ein Mensch verkraften, bevor sein Schädel brach?
Etwas hatte ihren linken Oberarm gestreift. Verwirrt blickte sie hin. Ihr Baumwollhemd klaffte auf, Blut quoll hervor. Ein weiterer Wurzelfresser war hinter ihr aufgetaucht und hatte einen Dolch nach ihr geworfen, der sie nur gestreift hatte. Es war die erste größere Verletzung in ihrem Leben, und sie war sich nicht sicher, ob sie Schmerz verspürte. Sicherlich stand ihr Körper unter dem Schock der Geschehnisse, aber ihr war klar, dass etwas geschehen musste, wenn sie nicht alle sterben wollten.
War da nicht Zados‘ Stimme, die ihren Namen rief? Nexus war in ein Handgemenge mit einer Bodam-Schlange verstrickt, helfen konnte er nicht. Mina musste eine Entscheidung treffen. Nirvan war schwer verletzt oder sogar tot, und etwas zog ihn weiter in die Tiefe. Das Wesen hinter ihr näherte sich, bald würde es bei ihr sein. So verdrängte sie jeden klaren Gedanken und bückte sich, um nach dem Dolch zu greifen, der nicht weit vor ihr
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