Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Kundschafter des Heerführers sind auf ein Kampfgeschehen aufmerksam geworden, der in den Wäldern der oberen Ebenen von Furca stattfand. Als sie dort ankamen, war es bereits vorbei, aber sie fanden Spuren eines Überfalls, der ohne Zweifel von Wurzelfressern durchgeführt wurde. Die Kundschafter fanden einige tote Bodam-Schlangen und mit Elbenpfeilen gespickte Wurzelfresser-Leichen. Auch wurden magische Brandspuren gefunden, die Nirvans Handschrift tragen.« Der Mann machte eine Pause. »Aber sie haben keinen Hinweis auf den Verbleib der Reisenden gefunden.«
Scharf sog sie die Luft ein. Ihre Haut wurde um eine Nuance blasser. »Wurzelfresser! Sie und ihre verkommenen Bodam-Schlangen sind ein Übel ohne Recht und Ordnung! Wenn es nicht so unglaublich schwer wäre, sie unter der Erde ausfindig zu machen und gefangen zu nehmen, hätte ich schon längst etwas gegen sie unternommen.«
Der Mann näherte sich dem Thron. »Regentin, wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.«
»Dem Schlimmsten?« Tiefe Verbitterung lag in ihrer Stimme. »Nach dem großen Drachenkrieg herrschte Frieden und Wohlstand, doch inzwischen hat sich so vieles verändert! Ich bin die zwölfte regierende Drachentochter und habe für mein Land und meine Untertanen alles gegeben, was ich besaß, aber was ich auch tue, ich spüre, dass die Finsternis um mich herum zunimmt!«
Der Mann hob eine Hand und wollte etwas sagen, doch die Regentin ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Und die Weissagungen der Runenleger und Sternendeuter unterstützen meine Vermutung nur. Sie haben mir gesagt, dass sich die von mir wahrgenommene Finsternis einer Welle gleich vom dunklen Kontinent her ausbreitet. Auch wenn es unmöglich erscheint, so haben sie doch eine finstere Rebellion vorausgesagt, die auf uns zukommen und uns möglicherweise vernichten wird.« Sie schüttelte besorgt den Kopf.
»Herrin …«, er zögerte, »Samantha, bei meiner Seele, wir kennen uns schon ein halbes Leben lang, und ich kann es nicht ertragen, wenn Ihr so düster von unserer Zukunft sprecht! Ihr dürft nicht vergessen, dass es die Schatten nur geben kann, weil das Licht über ihnen steht. Wir werden den Rätseln unseres Reichs auf den Grund gehen, und sobald wir wissen, was uns eigentlich bedroht, werden wir einen Weg finden, die Finsternis zurückzudrängen. So ist es schon immer gewesen, und so wird es immer sein!«
Die Drachentochter erhob sich langsam von ihrem Thron. Ihre strahlende Präsenz ließ ihren Ratgeber Salvatorus blinzeln. Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht. »Salvatorus, Ihr wart mir stets ein guter Freund, und ich glaube Euch, wenn Ihr sagt, dass wir Lösungen finden werden, um unserem Land wieder Sicherheit zu schenken. Die Sterndeuter haben uns zwar eine Revolution vorausgesagt, aber sie sagten auch, dass die Sternenkonstellationen unter der Berücksichtigung der Runen verraten, dass ein Kind den Frieden bringen kann.« Sie neigte sich nach vorne. » Ein Kind , Salvatorus, und wir beide wissen, welches Kind gemeint sein könnte. Das Schlimmste, mein Lieber und treuer Salvatorus, ist bereits eingetreten. Wir haben das Mädchen aus den Augen verloren. Wenn wir sie nicht bald wiederfinden, könnte ihr Leben und somit auch unseres verwirkt sein.« Sie seufzte laut. Für einen Moment stand eine fast greifbare Stille zwischen ihnen, dann brach die Regentin das Siegel des Schweigens. »Salvatorus, wir könnten das Orakel der Verdammung befragen ... Es weiß sicherlich, wo das Mädchen zu finden ist.«
Salvatorus erstarrte. »Nein! Meine Regentin, ich bitte Euch! Wie könnt Ihr so etwas auch nur in Erwägung ziehen? Ihr wisst, dass das Orakel böse und rachsüchtig ist, insbesondere gegen Eure Blutlinie. So etwas, Samantha, kommt nicht in Frage. Nicht, solange es noch andere Wege gibt.«
Die Regentin ließ sich zurück auf ihren Thron sinken und schloss die Augen. »Ich hatte befürchtet, dass Ihr mir abraten werdet, mein Freund. Dennoch werde ich die Möglichkeit nicht vollkommen von der Hand weisen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.«
Sie öffnete die Augen wieder, und nun strahlten sie voller Entschlossenheit. »Sorgt dafür, dass Heerführer Herdanik Sann sich unverzüglich auf die Suche nach den Verschwundenen begibt. Die Ebene von Furca sowie die umliegenden Wälder müssen Meter für Meter durchkämmt werden, bis wir sie sie finden, lebend oder tot.«
Salvatorus verneigte sich erneut. »Ja, meine Regentin! Ich werde sofort eine magische Nachricht in Auftrag
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