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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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mehr mit einem Gliederwurm als mit einem Reptil gemein hatte. Weiße Punkte leuchteten matt hervor, wo eigentlich die Augen hätten sitzen müssen, und ein graues Schuppenkleid bedeckte die Kreatur von der Schnauze bis hin zum Schwanzende. Die spitzen Zähne, die denen eines Hais ähnelten, waren von Dreck und Schleim verklebt. Und auf den Rücken der Kreatur schmiegte sich, kaum zu erkennen, ein Reiter. Auch er wirkte unnatürlich schmal, wie er sich so dicht an den Körper des Schlangenwesens drückte. Er hob sich kaum von seinem Reittier ab, sodass Mina ihn im ersten Moment nicht wahrgenommen hatte.
    Der Reiter blickte zu Nirvan und gab zischende Laute von sich, dann drehte er seinen Kopf zu Zados und Mina. Sie schrie auf. Der Reiter presste sich noch enger an das Tier, sein Körper wirkte verzerrt. Sein unnatürlicher Brustkorb war so schmal wie Minas Oberschenkel, und seine stark behaarten Beine und Arme, die denen von Menschen glichen, wirkten künstlich in die Länge gezogen. Der Kopf glich dem eines Wildschweins, war aber genauso platt wie der Körper. Aus seinem Mund ragten zwei gebogene Hauer, und die Augen waren zwei blind wirkende, weiße Punkte – dem Schlangenwesen gleich. Nur spärlich wurde sein entstellter Körper von einem Lendenschurz und einer Lederweste bedeckt. In den Händen trug er zwei breite Langschwerter, die er nun auf Nirvan richtete.
    »Was ist das!«, rief Mina angewidert zu ihrem elbischen Beschützer.
    Zados nahm seine Augen nicht von der Riesenschlange und schoss einen Pfeil nach dem anderen in ihren Hals. »Das ist ein Wurzelfresser! Wurzelfresser reiten auf Bodam-Schlangen. Sie sind Abkömmlinge der Orks, die sich schon vor Jahrhunderten unter die Erde zurückgezogen haben und dort eine unnatürlich enge Gemeinschaft mit diesen verkommenen Reptilien eingegangen sind. Am liebsten lauern sie Reisenden auf, die sie unter die Erde ziehen, töten und dann ihre Leichen fleddern. Menschenfleisch gilt als Delikatesse unter Ihresgleichen.«
    »Oh, lieber Gott«, hauchte sie leise. Da brach der Angreifer, gespickt mit zwei Dutzend gut gezielten Elbenpfeilen, tot zusammen. Zados zog Mina auf die Beine und stieß sie in Nirvans Richtung. »Lauf, Mädchen! Lauf, so schnell dich deine Beine tragen.«
    Ohne ihre Bewegungen bewusst zu kontrollieren, stolperte sie in die gewiesene Richtung. Da brach überall der Waldboden auf und geifernde Schlangenköpfe ragten aus der Erde.
    »Wurzelfresser, sie kommen aus allen Richtungen!«, brüllte Nexus quer zu ihnen hinüber.
    »Es sind zu viele! Wir müssen fliehen, schnell!«, erklang die Antwort des Halbelben.
    Mina war bei Nirvan angekommen. Zuerst hatte sie Angst, dass er tot sei, doch da begannen seine Augenlider zu flattern.
    »Nirvan!« Schlagartig weiteten sich seine Augen. Unter einem Schwall von stetig lauter werdenden Flüchen befreite er sich aus dem Erdloch, in das er hineingezogen worden war. Mina zögerte nur kurz, ergriff dann einen seiner Arme und half ihm.
    Nexus sprang einigen Reptilien auf den Kopf herum und rammte ihnen sein Messer in die Augen, wenn sich eine Gelegenheit hierzu ergab. Die Schwerthiebe der Wurzelfresser konnten den Kobold nicht aufhalten, und die verletzten Reittiere brachen schnell zusammen oder verschwanden so, wie sie gekommen waren: unter der Erde. Gelegentlich lösten sich Wurzelfresser von den Rücken ihrer Bodam-Schlangen und pressten sich an die umliegenden Baumstämme. Von dort versuchten sie den Waldkobold zu erledigen, doch Nexus war schneller. Ungerührt wich er allen Hieben aus und huschte auf seinen krummen Beinchen zwischen den Angreifern hindurch. Mina hätte ihm eine solche Geschicklichkeit nicht zugetraut, wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
    »Na, ihr Würmerfresser?«, rief er ausgelassen. »Ohne die Stütze der Rücken eurer Missgeburten könnt ihr wohl nicht mehr aus eigener Kraft laufen? Wirklich, wie kann man sich nur so verkommen lassen, dass ihr ohne die Viecher nicht einmal mehr stehen könnt!«
    Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören, und er zeigte Wirkung. Manch ein Wurzelfresser näherte sich – von Wut und Unachtsamkeit getrieben – dem Kobold, was er nur mit einem freudlosen Lächeln quittierte. Flink glitt er an den Schwerthieben vorbei und zog mit einer fast sanften Bewegung sein Messer durch die Kehlen der Angreifer. Gurgelnd rollten sie von der Baumrinde herab und lagen kurz darauf am Boden.
    Mina hatte es inzwischen geschafft. Nirvan stand auf eigenen

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