Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
Vom Netzwerk:
roten Linien deutlich von dem Holzfußboden abhoben. Inmitten des größten Pentagramms stand ein steinerner Altar, groß genug für einen Menschen, mit eisernen Ringen an allen vier Ecken. Um ihn herum waren mannsgroße eiserne Kerzenhalter positioniert, doch anstatt Wachskerzen steckten dort Gebilde in den Halterungen, die in Form und Farbe menschlichen Oberschenkelknochen glichen. Darauf tanzte jeweils ein winziges Flämmchen einen einsamen Tanz.
    Der Raum erinnerte an das Studierzimmer eines Wahnsinnigen, der sich auf schwarze Magie spezialisiert hatte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. `Wo bin ich hierher geraden?´ , fragte sie sich im Stillen. Ihr Körper fühlte sich unendlich schwach und schwer an. Selbst wenn sie es gewollt hätte, zum Weglaufen fehlte ihr die Kraft.
    Da traten die bewaffneten Düstersteinkobolde erneut an sie heran. Ohne große Gegenwehr ergriffen sie Janice und führten sie zu dem steinernen Monument in der Mitte des Raumes. Sie erkannte, dass es sich bei den merkwürdig geformten Kerzen auf den eisernen Ständern tatsächlich um Knochen handelte, die ausgehöhlt und mit einer öligen Flüssigkeit gefüllt waren. Jene Flüssigkeit war es wohl, die den kleinen Flammen Leben schenkte. Auf der oberen Fläche des Alters erkannte Janice in den Stein gemeißelte Runen und langgezogene Vertiefungen, die am Rand entlangliefen und am Fußende in zwei Abläufen endeten. Darunter waren zwei handgroße Schalen positioniert, die eine Maserung wie Marmor aufwiesen.
    Die Düstersteinkobolde, die deutlich abweisender wirkten als jene, die Janice ihrer Welt entrissen hatten, zwangen sie dazu, sich auf den Altar zu setzen. Kurz danach lag sie ausgestreckt darauf und ihre Hände und Füße steckten in den metallenen Schellen. Die Kobolde zogen sich schweigsam zurück und verließen den Raum. Janice wünschte sich, dass sie sich einreden könnte, dass all das hier nur ein böser Traum war, doch es ging nicht. Noch niemals in ihrem Leben hatte sie tagelang ohne Essen auskommen müssen, und es entsetzte sie, wie willenlos sie sich nach so einer Prozedur fühlte. Jetzt lag sie mit Stahlschnallen gebunden auf einem riesigen Steinaltar und spürte, wie ihr Verstand – einem Blatt im Winde gleich – davontrieb.
    »Das ist also das Menschenkind aus der anderen Dimension?«, hörte Janice eine kratzige Frauenstimme fragen. Erschrocken zuckte sie zusammen. Jemand lachte. »Menschen sind alle gleich, sie halten einfach nicht viel aus!«
    Janice sah die Sprecherin nicht. In ihrer Lage hatte sie nur ein begrenztes Sichtfeld. Das geringe Kerzenlicht blendete sie mehr, als dass es ihr half. Sie erkannte in einigen Ecken Glasgefäße, Holzschalen, in Stein gemeißelte Tiere oder Sträuße von getrockneten Kräutern. Da war noch mehr, was Janice jedoch nicht einordnen konnte. Das eine oder andere, was sie erblickte, mochte einst am Leben gewesen sein.
    »Gefällt dir meine kleine Welt?«, fragte die Frauenstimme. Janice drehte ihr Haupt und erkannte ein Bündel getrockneter Fledermäuse, die an ihren kleinen, toten Füßchen zusammengebunden an der Decke hingen. Sie wandte den Kopf Richtung Kamin und sah ein Glasgefäß auf dem Tisch, in dem mehrere abgeschnittene, spitz zulaufende Ohren in einer Flüssigkeit eingelegt waren. Direkt daneben stand ein zweites Gefäß, in dem Augäpfel schwammen, die so frisch aussahen, dass Janice das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Weiter hinten sah sie einen Käfig, der groß genug war, um eine Katze darin zu halten, darin hockte eine gigantische Spinne. Janice überkam ein starker Würgereiz. Der leere Magen und ihr schlechter Gesundheitszustand verwirrten ihre Sinne. So glaubte sie, dass der in einer Ecke des Raumes aufgehäufte Kleiderberg, von dem ein schlechter Geruch ausging, sich bewegt hätte. Doch da neigte sich der hässliche Kleiderhaufen tatsächlich zur Seite.
    »Sag, Kind, was würdest du dafür tun, damit du am Leben bleiben kannst?«
    Janice blinzelte. Jetzt erst verstand sie, dass dort in Wirklichkeit eine uralte Frau hockte, deren äußeres Erscheinungsbild sie für einen Berg Lumpen gehalten hatte. Die Alte stand auf und bewegte sich langsam zu ihr herüber. Ein faltiges Gesicht, umrahmt von langen grauen Haaren, die ihr zottelig bis zu den Schultern fielen, musterte sie aufmerksam. Janice tat es ihr gleich. In Gestalt und Gang glich die Alte den Düstersteinkobolden, doch musste sie um Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte älter sein.
    »Ich verstehe

Weitere Kostenlose Bücher