Erben des Mondes - Grimoire lunaris
auf dich warten müssen. Ich will dir die verdiente Macht schenken.“
Oh Mann. War ich blöd. Wie konnte ich auf so einen Spruch nur hereinfallen. Auf einen so dummen Spruch von einem dummen Buch!
Aber das war mir erst klar geworden, als ich den Text abgelesen hatte und mich mit einem Mal in diesem dunklen Loch wieder fand. Meine Elementarkraft war weg, meine Hände hätten nicht einmal mehr genug Wind erzeugen können, um eine Kerze auszupusten.
Dann kamen die schwarzen Gestalten. Wäre die Situation nicht so bedrohlich gewesen, hätte ich mich vor lauter Ekel abgewandt. Pfui Teufel, sahendie aus. Eine scheußliche Mischung aus Mensch und Tier, jeder Spiegel würde sich in ihrer Gegenwart selbst zerbrechen. Und sie lachten. Voller Hohn. Über meine Blödheit!
Dann sprach die Stimme des Buches wieder zu mir. Ich konnte den Sprecher hier in der Dunkelheit nicht erkennen.
„Jetzt hast du erhalten, was du verdient hast, Sina. Bist du nun glücklich?“ Das Lachen klang wie aus einem schlechten Psycho-Killer-Film, kurz bevor das Opfer zermetzelt wird.
„Nun wollen wir mal schauen, inwiefern du uns helfen kannst.“
Helfen? Diesem Monster? Niemals.
Doch schon in dem Moment legte er mir seine eiskalten Hände auf die Schläfen und murmelte vor sich hin. Mich durchbohrte mental ein schwarzer Pfeil, dessen Ende mit echten Rabenfedern geschmückt war. Oder die einer Krähe? Sie waren auf jeden Fall schwarz.
Dann vernahm ich eine weitere Stimme. Sie war weiblich und klang weiter weg als die des Mannes. „Es hat funktioniert. Ich wusste es!“
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Diese Frau hätte die böse Hexe bei Hänsel und Gretel synchronisieren können. Unwillkürlich stellte ich mir eine knorrige gebrechliche alte Frau vor, mit Kopftuch und Warzen im Gesicht.
„Du hattest wie immer recht. Andernfalls hätte ich dich schon lange nicht mehr an meiner Seite, Seherin! Und das weißt du genau.“ Der Mann hatte einen spöttischen Unterton in der Stimme.
Ich sammelte all meinen Mut zusammen: „Was wollt ihr von mir? Und was habt ihr gerade mit mir gemacht?“ Ich versuchte stark zu klingen, obwohl mein Magen sich umzudrehen schien.
„Auch wenn dich das alles nichts angeht: Selbst meine stärksten Seher wie die Alte hier haben meinen Sohn und seine kleine Freundin nicht ausfindig machen können, um ihnen das Brandmal zu schicken. Und hier kamst du ins Spiel. Wir nutzten deine mentale Verbindung zu ihr und so konnte der Fluch sie finden.“
„Was habe ich mit Ihrem Sohn zu tun?“ Auch wenn das jetzt unverschämt klang, aber ich hatte echt keine Ahnung, was der Irre von mir wollte.
„Einfach alles! Du hast schon lange eine Rolle in unseren Familienplänen gespielt. Dachtest du etwa, du bist 'einfach so'“ er skizzierte Gänsefüßchen in die Luft. „mit Mike zusammen gekommen? Oder warst du der Meinung, der Streit mit Victoria war nur Zufall? Oder dass Mike eine Bessere gefunden hat?“
Vic! Jetzt ahnte ich, was hier vor sich ging.
„Dann sind Sie…“
„Wenn ich mich vorstellen darf: Ich bin Balthasar von Steinbach, der Vater von Darian. Herzlich Willkommen in der schwarzen Villa, wie wir unser bescheidenes Heim nennen.“
Wer gab seinem Haus einen Namen? Und dann einen solch düsteren? Darians Familie musste gelinde gesagt wirklich einen an der Waffel haben.
„Nanana, wer wird denn hier gleich so frech werden?“
Was? Konnte er Gedanken lesen oder was? War er etwa auch…?
„Das hat Darian nun davon, dass er niemandem von seiner erlesenen Abstammung erzählen wollte. Unsere Familie gehört zu den Lunaern. Bei uns wird
jedes
Familienmitglied bei der Geburt gezeichnet und später wiedergeboren. Darian wusste schon von klein auf, dass er wie wir werden würde. Natürlich nicht wie ich. Leider haben sich hier meine Gene nicht durchgesetzt und ihn zu einem großen Mentalisten gemacht.“
Ich hatte nur Fragezeichen im Kopf. Es gab ganze Familien in der Gemeinschaft? Und was zum Teufel ist ein Mentalist?
„Das sind die telepathisch Begabten unter uns. Die Besten der Besten. Nun aber genug mit der Fragestunde. Deine kleine Freundin und Darian haben etwas, das ich will. Und ehe ich es nicht habe, wirst du kein Mondlicht mehr sehen!“
Mit diesen Worten verließ der Mann den Raum. Das alte Hexenweib musste schon länger fort sein, denn ich konnte nur Schritte von einer Person hören. Als er sich umdrehte, um die Türe zu schließen, konnte ich im leichten Licht des Flures sein Gesicht
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