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Erdbeerkönigin

Erdbeerkönigin

Titel: Erdbeerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schütze
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Bruchteile von Sekunden frage ich mich, wo meine Laufschuhe überhaupt sind. Im Keller? Münchmeyers Stimme dringt in meine Gedanken. »Nun stellen Sie Ihr Licht mal nicht unter den Scheffel.«
    Ich bin irritiert. »Das wollte ich auch gar nicht. Nur, ich bin Hausfrau und sonst nichts.« Verlegen ergänze ich: »Also, Hausfrau, Ehefrau und Mutter. Und ich arbeite im Krankenhaus und helfe hier und da.«
    Er lächelt mich breit an. »Und Sie meinen, das wäre nichts?«
    »Ich … also … nun ja.« Ich merke, wie meine Wangen heiß werden. Obwohl Münchmeyer mir sicher nur etwas Nettes sagen will, fühle ich mich eigenartig ertappt. Aber warum?
    Münchmeyer stellt meine Tasche in den Flur. »Der Kühlschrank ist sicherlich leer, Sie müssten also Lebensmittel einkaufen. Wenn Sie in Richtung U-Bahn-Station gehen, finden Sie viele Läden. Wein und Kekse müsste es in der Speisekammer noch geben.« Ihm kommt noch ein Gedanke. »Am Schlüsselbrett neben der Tür hängen die Kellerschlüssel. Da unten steht Daniels Fahrrad, Sie sind doch ohne Auto unterwegs. In Hamburg kann man prima Fahrrad fahren.«
    Er führt mich durch die Wohnung. Sie ist groß, sparsam möbliert, die Räume sind sehr hoch, der Parkettfußboden sehr hell. Drei geräumige Zimmer, von denen eines als Arbeitszimmer mit Computer, Fax, Kopierer und Telefon eingerichtet ist, haben Fenster zur Straße. Die beiden ineinander übergehenden Wohnzimmer teilen sich einen Balkon.
    Die Wände sehen merkwürdig leer aus, und an manchen sind zarte Ränder von Bilderrahmen zu sehen. Nägel, die einmal Bilder getragen haben, haben als kleine dunkle Flecken Spuren hinterlassen. Hubertus sieht meinen Blick und erklärt: »Die großen Bilder habe ich schon in die Galerie gebracht. Es waren einige Leihgaben dabei, und ich wollte die Übersicht behalten.«
    Es gibt ein riesiges Badezimmer, ein Schlafzimmer und eine Wohnküche mit einem zweiten, allerdings viel kleineren Balkon. Unter ihm liegt ein Kanal. Das kleine Zimmer am Anfang des Flurs bezeichnet Münchmeyer als Gästezimmer. »Hier könnten Sie schlafen«, sagt er und klopft an die Tür des kleinen Raumes. »Oder in Daniels Bett. Das Sofa im Wohnzimmer ist auch sehr bequem und bietet eine weitere Übernachtungsmöglichkeit. Ich habe häufig darauf geschlafen, wenn es hier spät wurde.« Er blickt auf die Uhr. »Jetzt muss ich aber los.« Er zögert. »Darf ich noch einmal kurz ins Bad?«, fragt er dann. Ich sehe ihn erstaunt an, aber dann wird mir klar, dass Hubertus nicht die Toilette benutzen möchte. Er öffnet die Tür und holt aus einem Regal neben dem Fenster einen Flakon mit einem Aftershave. Mit einem verlegenen Lächeln sagt er: »Fahrenheit. Daniel hatte es nur aus einem Grund vorrätig: für mich.«
    »Wieso?«
    Hubertus winkt ab. »Das war so eine Männergeschichte zwischen uns. Daniel hat es mir einmal geschenkt, weil ich bis dahin immer No-Name-Produkte aus dem Drogeriemarkt benutzt habe. Das gefiel ihm nicht. Als ich Anwalt wurde, hat er mir Fahrenheit gekauft. Du wirst jetzt ein Herr und bist kein Student mehr, hat er gesagt. Seitdem benutze ich Fahrenheit. Und zu jedem offiziellen Termin hat mir Daniel Fahrenheit geschenkt. Ich hätte mir das auch selbst kaufen können, aber es war eine Tradition geworden.« Er steckt die Flasche in seine Jacketttasche. »Und ich bin ein fauler Gewohnheitsmensch und habe niemals ein anderes Aftershave ausprobiert.« Bevor er sich verabschiedet, sagt er: »Wollen Sie nicht morgen Abend zu uns zum Essen kommen?«
    »Das ist sehr nett, aber … Sie müssen sich nicht um mich kümmern.«
    Münchmeyer winkt ab. »Pure Neugier! Ich bin wie Daniels übrige Freunde doch sehr gespannt, wer Sie sind. Ich habe Ihre Frage, warum Sie die Grabrede halten sollen, aus gutem Grund nicht beantwortet.« Er grinst mich fast jungenhaft an. »Ich habe nämlich auch keine Ahnung, was sich Daniel dabei gedacht hat.« Er streicht sich über die Stirn. Dann lässt er sein Lächeln noch einmal aufleuchten. »Sie kommen doch morgen, oder?« Und als ich nicke, ergreift er meine Hand und sagt: »Ich hole Sie um kurz vor acht ab.«
    In der Tür bleibt er noch einmal stehen. »Wollen wir uns nicht duzen? Wir waren doch beide mit Daniel befreundet. Und wenn er … wenn er noch leben würde, würde doch keiner von uns auf die Idee kommen, sich zu siezen, oder?«
    Er sieht mich freundlich an, und ich habe das Gefühl, dass ich ihn schon viel länger kenne als die paar Stunden. Und obwohl ich ein

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