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Erdbeerkönigin

Erdbeerkönigin

Titel: Erdbeerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schütze
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Treffen nie vergessen.
     
    Das jedoch wird Francesca wieder eifersüchtig machen. Und auch Alexandra wird daran zu knabbern haben. Aber ich kann es nicht anders sagen.
     
    Ich weiß nicht, ob ich dieser Aufgabe hier gerecht werden kann. Ihr alle kennt Daniel viel besser.
    Dank Hubertus durfte ich in Daniels Wohnung leben und mir dort darüber klarwerden, wie ich seinem Wunsch am besten entsprechen könnte. Ich habe mich zurückgedacht zu unserem Spaziergang damals an der Elbe, als wir uns unser Leben ausmalten. Wäre ich damals eine Fee gewesen, was hätte ich aus seinem späteren Leben gezeigt? Welche Momente, welche Erlebnisse? Die Zusage des Stipendiums in der Villa Serpentara? Die Geburt seiner von ihm geliebten Tochter Mia? Den Tag, am dem er das Meerbild fand, das ihr alle aus Daniels Galerie kennt?
    Ich glaube, dass ich ihm wohl vor allem seinen menschlichen Reichtum gezeigt hätte. Daniel – das habe ich in den vergangenen Tagen erlebt – besaß gute Freunde. Er hatte Menschen um sich, die für ihn da waren und für die er – auf seine eigene Art – da war.
    Ihr kanntet Daniel so viel länger. Ihr habt mit ihm gelebt, gearbeitet, gestritten, gefeiert. Ihr habt ihn sich verändern sehen, habt ihn während seiner Krankheit begleitet. Vielleicht nicht alle, aber viele von euch haben ihn geliebt.
    Vielen von euch hat er wohl auch immer wieder Kummer bereitet. Mir hat er nur einmal Kummer bereitet: Auf die einzige Karte, die ich ihm geschrieben habe, hat er nie geantwortet. Ich war damals sehr traurig. Wie sehr habe ich mich nach einem Zeichen gesehnt, dass unsere Begegnung eine besondere war. Dass unser Kuss der Anfang einer großen Liebe war.
     
    Wie soll ich aufhören? Vor meinem inneren Auge tauchen die Skizzen auf, die er von mir an der Elbe gemacht hat. Und dann sehe ich wieder mein Lieblingsfoto von Daniel als jungem Vater vor mir. Und so schreibe ich unter den zweiten Entwurf meiner Grabrede:
     
    Aber vielleicht habe ich damals den besten Daniel kennengelernt: den hoffnungsvollen, zärtlichen, siegessicheren Daniel, dem alle Türen offen standen und der bereit war, alle Wege zu gehen. Später hat Daniel so vieles verpasst. Vielleicht zu viel.
     
    Jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Und ich bin mir fast sicher, dass ich diese Rede nicht halten kann.

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    16 . Kapitel
    Welchen Titel würdest Du einem Buch über Dein Leben geben?
(Gesprächsstoff: Original)
    Sonntag, Tag 12
    D er Sonntag beginnt mit einem frischen, warmen Sommermorgen. Noch immer klingt das letzte Telefonat mit Nick in mir – wie ein Lied, das ich nicht aus dem Kopf bekomme. Leise, unaufdringlich, aber beständig. Als ich zu Dr. Lenchen radle, schießen meine Gefühle für Nick heiß und froh in mir hoch.
    Pünktlich um neun Uhr sitze ich an Dr. Lenchens Frühstückstisch. Sie hat ihn mit farbigen Stoffservietten und einem kleinen Strauß leuchtend roter Wicken geschmückt. Sie schiebt mir den Brotkorb zu.
    Ich greife nach einem knusprigen Brötchen. »Es war so schön, mit dem Rad zu fahren und zu sehen, wie viel Kraft ich habe! Das empfinde ich auch beim Joggen immer. Es ist wunderbar, die Bäume zu riechen und die Blumen am Kanalufer zu sehen.« Mir fällt noch etwas ein. »Und auch, wenn es lächerlich klingen mag: Heute Morgen die Dusche – die war ebenfalls wunderbar.« Dr. Lenchen nickt. »Ich weiß, was du meinst. Körper und Seele bilden eben eine Einheit. Und der Körper ist ebenso wichtig für das Wohlbefinden wie die Seele.« Sie streckt sich leicht ächzend. »Ich war früher eine leidenschaftliche Skiläuferin, aber seit der Hüft- OP  …« Sie legt den Kopf mit einer bedauernden Handbewegung auf die Seite. »Doch genau diese angenehme körperliche Erschöpfung nach dem Sport, die so anders ist als die nach schwerer Arbeit, hat mir gefehlt. Also habe ich angefangen, mich hier im Fitnessraum auf das Fahrrad zu setzen, und mir vorgenommen, einmal in der Woche schwimmen zu gehen.« Sie lächelt mir zu. »Man darf sich niemals hängenlassen. Ich habe beim letzten Schwimmtermin übrigens auch unseren Freund Stani zum Paddeln bewegt!«
    Ich staune. »Stanislaw schwimmt?«
    »Ja, und gern. Er ist ja auch fast zwanzig Jahre jünger als ich.« Sie sieht mich aufmerksam an. »Er hat mich übrigens auf eine Idee gebracht. Und zwar, weil er nach dem Schwimmen erzählt hat, dass die vielen Obdachlosen, mit denen er zwangsläufig in Kontakt kommt, körperlich oft in einem katastrophalen Zustand sind.«
    Als

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