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Erdbeerkönigin

Erdbeerkönigin

Titel: Erdbeerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schütze
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Hubertus und mir an einem Abend, als wir alle drei sehr betrunken waren, von eurem Treffen erzählt.«
    Ich bin wie elektrisiert. »Warum hast du mir das bisher verschwiegen? Was hat er gesagt?«
    Filou hebt die Hände. »Eins nach dem anderen. Verschwiegen habe ich gar nichts. Ich hab es nur vergessen. Schien mir nicht wichtig.«
    Ich starre ihn an. »O.k., aber was hat er erzählt?«
    Filou zuckt mit den Achseln. »Dass du Erdbeerkönigin warst.« Er lächelt versonnen. »Wie das schon klang … Charmant! Und dann hat er Hubertus gebeten, deine Adresse herauszufinden. Er würde sie später noch brauchen. Wir hatten keine Ahnung, was er von dir wollte.« Filou wirft mir einen nachdenklichen Blick zu. »Sag mal, Eva …«
    »Was?«
    »Kannst du so besonders gut küssen, wie Daniel gesagt hat?«
    Ich bin derart überrumpelt, dass ich nicht zu antworten vermag. Daniel hat unseren Kuss nicht vergessen! Ich war »seine« Erdbeerkönigin! Ich fixiere Filou. »Also hat er doch mehr erzählt. Was genau hat er gesagt?«
    Filou tut ganz beiläufig. »Ich weiß es nicht mehr genau.«
    Ich boxe ihn spielerisch in die Seite. »Konzentrier dich!«
    Dabei ist mir gar nicht wohl, denn dieses einander Necken und das verspielt Kämpferische fühlt sich schon wieder viel zu sehr nach Flirten an. Filou aber grinst wie ein Bär, der in den Honigtopf gefallen ist. Das ist sein Metier. Er hält meine boxende Hand fest, drückt einen Kuss darauf und gibt meine Finger nur zögerlich wieder frei.
    »Na, gut, chérie. Er hat gesagt, dass er nie vergessen hat, wie du geküsst hast.«
    Er legt den Kopf schief und spitzt die Lippen. »Das macht mich neugierig.« Er beugt sich vor, sein Gesicht nähert sich meinem, seine Augen sehen mich unverwandt an. Mir wird heiß.
    Zum Glück kommt in dem Moment unser Essen.
     
    Nach dem Dessert schieben wir die Fahrräder auf dem Elbweg zurück. Mir fällt etwas ein. »Wo hat Daniel studiert?«
    Filou greift nachdenklich mit der linken Hand in seine dunklen Locken. »Seltsamerweise haben wir darüber nie gesprochen.« Er runzelt die Stirn. »Ich weiß überhaupt nicht, wo er studiert hat. Oder ob er einen Abschluss hatte. Stell dir mal vor!«
    »Musste das denn nicht in seiner Biographie stehen? Hast du nicht die Texte für eure Website geschrieben?« Das Ganze klingt in meinen Ohren ziemlich unglaubwürdig. Filou nickt. »Ja, aber die wollte er ja betont anders formulieren. Er meinte: ›Wen interessiert schon, wo ich studiert habe? Das ist doch alles Establishment und Oberfläche. Nachher denken die Künstler noch, ich wollte ihnen Konkurrenz machen!‹ Also haben wir reingeschrieben, was Kunst für ihn bedeutet. Hast du das nicht gelesen?«
    »Ich kann mich nur an Bilder von der Galerie erinnern und an ein Foto von euch beiden.«
    »Du musst auf unsere Gesichter klicken, dann erscheinen Daniels Philosophie und Filous Philosophie.«
    »Was steht bei Daniel?«
    »Ein Zitat von Rodin. Es lautet ungefähr so: ›Welche Geduld, welche Zärtlichkeit verlangt die Kunst!‹«
    »Geduld und Zärtlichkeit«, wiederhole ich erstaunt. So habe ich den temperamentvollen Daniel nicht eingeschätzt. Filou wird unruhig. Offenbar möchte er viel lieber über seine eigene Philosophie reden. Also frage ich beflissen: »Und was steht bei dir?«
    »Ein Zitat von Andy Warhol: ›All is pretty.‹« Er zwinkert mir zu. »Das ist meine Wahrheit.«
    Er schlägt vor, die Räder abzustellen, so dass wir uns noch für eine Weile auf eine Bank setzen können. Dann nimmt er die Sonnenbrille ab und steckt sie in seine Brusttasche. Dann zieht er mich eng an sich und lacht, als ich ihn abwehre. »Lass uns jetzt nicht weiter über Daniel reden, meine Hübsche. Man muss sowieso nicht ständig reden, findest du nicht auch?«
    Sein Mund ist meinem sehr nahe, und mit einem aufgeregten Erschrecken spüre ich seine Lippen auf meinen. Es ist nicht unangenehm. Filou schmeckt gut, sein Kuss ist zart und forschend. Meine Lippen öffnen sich unwillkürlich. Doch bevor sich unsere Zungen berühren, schiebe ich ihn von mir. Trotz der federleichten Atmosphäre, der Sonnenwärme auf meiner Haut und der Vertrautheit, die durch die Gespräche entstanden ist, bin ich ernüchtert. Ich erkenne in diesem Moment, dass ich keine leidenschaftlichen Küsse von Filou bekommen will. Mehr noch, mir ist die Vorstellung unangenehm, Filou zu küssen. Und zwar nur aus einem Grund: Ich möchte außer Nick keinen anderen Mann küssen.
    Und genau das sage ich Filou. Der

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