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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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empfunden haben muß…«
    Alex wünschte, sein Dienst für das Sammeln von Notizen aus dem Netz wäre weniger tüchtig und ersparte ihm alle die amateurhaften Psychoanalysen. Er hatte sich aber gezwungen, sie zu lesen, wegen einer Lehre, die ihm einst seine Großmutter erteilt hatte.
    Ein Merkmal geistiger Gesundheit ist der Mut, sogar unangenehme Gesichtspunkte ins Auge zu fassen.
    Welche Ironie! Er war hier, gerechtfertigt auf eine Weise, die er sich nie hätte vorstellen können. Er besaß jetzt einen positiven Beweis, daß das Standardmodell schwarzer Mikrolöcher falsch war… daß er mit seinen Theorien auf dem richtigen Weg gewesen war.
    Er hatte recht und unrecht, in der besten Mischung.
    Er überlegte. Warum kann ich dann nicht die Höhle verlassen? Warum habe ich das Gefühl, daß es noch nicht vorbei ist?
    »He, du stupider pakeha- Bastard!«Eine dröhnende Stimme hallte von den Kalksteinwänden mehrfach wider. »Lustig! Du hast versprochen, dich heute abend mit uns zu besaufen! Tama meamea, ist das eine Art zu feiern?«
    Alex blickte unglücklicherweise auf, als George Hutton die Beleuchtung einschaltete. Seine bisher auf den blassen Schein des Holotanks beschränkte Welt erweiterte sich jäh und erfüllte das Höhlenlaboratorium, welches Huttons Reichtum unter dem alten Gestein ausgehöhlt hatte.
    Alexens zwinkernde Augen richteten sich zuerst auf den ›Klopfer‹, eine blanke Stange von zwei Metern Durchmesser und mehr als zehn lang, die in einem universellen Lager eingerüstet war in einer Kuhle, die größer war als manche Mondkrater. Sie ähnelte der Arbeit eines wahnsinnigen Teleskopbauers, der versäumt hatte, sein Instrument hohl zu machen und es statt dessen aus perfektem supraleitenden Kristall angefertigt hatte.
    Der funkelnde Zylinder zeigte ein paar Grade von der Vertikalen weg, so wie man ihn gerade nach der abschließenden Fixierung gelassen hatte. Reihen von Instrumenten umgaben die Gravitationsantenne, zusammen mit knöcheltiefen Papierschichten, welche die begeisterten Techniker zerfetzt hatten, als die gute Nachricht endlich bestätigt worden war.
    Jenseits des Klopfers führte eine Flucht von Leitern dorthin, wo George Hutton stand, mit einer Flasche winkte und grinste. »Du enttäuschst mich, Kamerad«, sagte der breitschultrige Milliardär und kam gemächlich schwankend die Leiter herunter. »Ich hatte vor, dich so säuisch besoffen zu machen, daß du die Nacht mit der poaka von Tochter meines Vetters verbringen würdest.«
    Alex lächelte. Wenn George das von ihm wollte, würde er ihm den Gefallen tun müssen. Ohne Huttons Einfluß wäre es ihm nie gelungen, sich incognito nach Neuseeland einzuschleichen. Es hätte auch keine lange mühsame Suche durch die schreckliche Kompliziertheit des Erdinnern gegeben, mit Improvisationen und Erfindungen neuer Technologien, um ein winziges Monstrum zu erjagen. Und, was das Schlimmste war, Alex hätte ins Grab sinken können, ohne jemals zu erfahren, was sein Geschöpf dort unten vorhatte – ob es sich friedlich auflöste oder vielleicht in lässigem Tempo daran machte, die Welt zu verschlingen.
    Als man es vor einigen Tagen auf einer Gravitationsdurchmusterung gesichtet hatte, schien es ihre schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Der Alptraum war Realität geworden.
    Danach schienen zur allgemeinen Erleichterung und Verwunderung harte Daten in eine andere Richtung zu weisen. Offenbar lag das Ding im Sterben… und verdampfte mehr Masse und Energie in das Innere der Erde, als es durch seinen engen Ereignishorizont einsog. Gewiß wurde es langsamer dünner, als die überholten Standardmodelle vorhersagten. Aber in einigen Monaten würde es dennoch nicht mehr existieren!
    Alex dachte: Ich sollte wirklich mit den anderen feiern. Ich sollte mein letztes Mißtrauen ablegen und in jede Flasche hineinkriechen, die George mir anbietet, und herausfinden, was eine poaka ist.
    Alex versuchte aufzustehen, merkte aber, daß er sich nicht bewegen konnte. Seine Augen waren wieder von dem kleinen purpurnen Punkt angezogen, der um die innerste farbige Schicht kreiste.
    Er fühlte eine starke Präsenz neben sich. George.
    »Was ist los, mein Freund? Du hast doch nicht etwa einen Fehler gefunden? Ist es…?«
    Alex erkannte die plötzliche Besorgnis Huttons. »Oh, es löst sich ganz richtig auf. Und jetzt…« Er machte eine Pause. »Jetzt glaube ich zu wissen, warum. Hier, schau hin!«
    Mit einem Wort löschte er das Bild der Erde und ersetzte es durch

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