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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wiederholter Behandlungen zur Ablösung canceröser Schichten. Anders als Ra-Jungen oder andere fetischistische Erdlinge hatte Glenn Spivey sich diese gescheckte Pigmentierung nicht an einem Strand geholt. Er hatte diese dubiöse Auszeichnung auf dem gleichen Weg gewonnen wie Jason – hoch über Uruguay, nur durch das Gewebe seines Anzugs geschützt, als er um die Rettung eines Experiments der höchsten Geheimhaltungsstufe kämpfte. Aber was machten schon ein paar Dutzend Strahlungseinheiten einem Patrioten aus?
    Jason hatten die offenbar nicht bekümmert. Das etwa hatte ihr Gatte durchblicken lassen von seinem Krankenhausbett aus nach seiner Begegnung mit der südatlantischen Strahlungszone.
    »He, schau mal, Schatz! Das ändert unsere Pläne nicht. Es gibt doch Samenbanken. Oder wenn du bereit bist, können wir auch ein anderes Arrangement treffen. Einige unserer Freunde müßten eine verdammt hohe Qualität zu bieten haben He, Baby, was ist jetzt los?«
    Diese ärgerliche Verbohrtheit des Kerls! Als ob das seinen Geist am meisten beschäftigt hätte, während er mit Schläuchen im Arm im Hospital lag! Später trug das Thema Kinder zu der sich erweiternden Distanz zwischen ihnen bei. Aber damals war ihr einziger Gedanke gewesen: Du Idiot, du hättest tot sein können!
    Teresa antwortete mit professioneller Kühle Colonel Spivey: »Wenn die Station die Plejaden nicht mitten in der Passage festmachen kann, werden wir noch einmal zünden, um die Bahnen auf die altmodische Art anzugleichen. Das wird allerdings Zeit kosten. Und es wird nach dem Andocken keinen restlichen Treibstoff mehr zu überführen geben.«
    »Zeit und Hydrazin.« Spivey verzog den Mund. »Wertvolle Güter, Ms. Tikhana. Viel Glück!«
    Zweimal, seit sie hier heruntergekommen war, hatte der Oberst auf seine Uhr geschaut – als ob man die Naturgesetze wie untergeordnete Offiziere mit einem strengen Blick hetzen könnte. Teresa bemühte sich um Verständnis, da so etwas auch seine guten Seiten hatte. Wenn es nicht so wachsame paranoide Spähertypen gäbe wie Spivey, die immer herumstocherten und Ausschau hielten, um dafür zu sorgen, daß die Bedingungen der Rio-Verträge eingehalten wurden – würde dann der Friede so lange gewährt haben wie bisher? Die ganze Zeit seit dem Helvetischen Krieg?
    »Die Sicherheit hat Vorrang, Colonel. Sie würden doch nicht sehen mögen, daß wir in zwanzig Kilometern Halteleinen aus Fiberstoff eingewickelt wären, oder doch?«
    Einer der jüngeren Spanner erschauerte. Aber Spivey begegnete ihrem Blick in gemeinsamem Verstehen. Sie hatten beide ihre Prioritäten. Es war viel wichtiger, daß sie einander achteten, als sich gut leiden konnten.
     
    Wieder an ihrer Konsole beobachtete Teresa, wie der Unterteil der Station in Sicht kam – eine Ansammlung bauchiger Tanks und Rohrleitungen, die an einer silbrigen Leine hingen. Weit oben glitzerten andere Komponenten der Station wie Juwelen, die an einem sehr langen Halsband in großer Entfernung saßen. Und ganz weit weg, nur mit Radar zu erkennen, lag der Farpoint-Schwarm, wo Jason an Dingen arbeitete, von denen sie so gut wie nichts wußte.
    Sie passierten jetzt die Alpen, eine zerschlagene und geschrumpfte Gebirgskette, deren Bombenkrater erst jetzt aus der winterlichen Schneedecke auftauchten. Das war ein furchteinflößendes Nebeneinander, welches zeigte, was Kräfte der Natur und von Menschenhand anrichten konnten, wenn sie erzürnt waren.
    Aber Teresa hatte keine Zeit, die Aussicht zu genießen. Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf Nearpoint, das wie ein Pendelgewicht der Erde am nächsten dahing.
    Genau unter der Flüssigkeit pumpenden Station hing ein Ausleger, der sich bog und streckte, als sein Bediener wie ein Fischer die Leine auswarf, um die große zu treffen.
    Teresas Augen glitten über ihre Instrumente, die Station, die Sterne und absorbierten das alles. Momente wie dieser lohnten die ganze harte Arbeit. Jeder Teil von ihr fühlte sich vereint, von den Händen, die die empfindlichen Steuerorgane der Plejaden leicht bewegten, bis hin zu den beiden Hemisphären ihres Gehirns. Ingenieur und Tänzerin waren eines.
    In diesem Moment entschwanden alle Sorgen und Mühen. Von den zahllosen Berufen, die man haben konnte, auf der Erde oder über ihr, gab ihr dieser das, was sie am meisten brauchte.
    Sie flüsterte: »Wir kommen hinein.«
    Teresa wußte genau, wo sie sich befand.
    ¤
    »Es war einmal, daß der große Held Rangi-rua seine schöne Hinemarama

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