Erde
sicher im Sterben, nicht wahr?«
Alex breitete die Hände aus. »Zum Teufel, George! Nach all meinen Irrtümern vertraue ich nur noch auf experimentelle Beweise; und du hast heute die Resultate gesehen.« Er zeigte auf den mächtigen Klopfer. »Das ist dein Apparat. Erzähle mir!«
»Es stirbt«, sagte George rundheraus. Zuversichtlich.
»Ja, es stirbt. Gott sei Dank!«
Die beiden Männer saßen noch eine Minute lang still da.
Schließlich fragte Hutton: »Was ist dann dein Problem? Was nagt an dir?«
Alex runzelte die Stirn. Er drückte einen Knopf, und wieder erschien ein Querschnittsbild der Erde. Wieder führte der Punkt, welcher die Iquitos-Singularität darstellte, lässige Präzessionsbewegungen zwischen Adern aus überhitztem Metall und zähem geschmolzenen Gestein aus.
»Es ist der Orbit des verdammten Dings.« Gleichungen liefen ab. Komplexe Graphiken erschienen und verschwanden wieder.
»Was ist mit seinem Orbit?« George erschien gelähmt. Er hielt immer noch die Flasche in der Hand und schwankte leicht, als der Punkt aufstieg und fiel, aufstieg und fiel.
Alex schüttelte den Kopf. »Ich habe jede Dichtevariation auf deinen seismischen Karten berücksichtigt. Ich habe jeder Feldquelle Rechnung getragen, die seine Flugbahn beeinflussen könnte. Und dennoch gibt es diese Abweichung.«
»Abweichung?« Alex fühlte, daß Hutton ihn wieder ansah.
»Ein anderer Einfluß lenkt es ab. Ich glaube, eine rohe Vorstellung von der beteiligten Masse zu haben…«
Der große Mann drehte Alex herum. Die rechte Hand des Maoris packte seine Schulter. Alle Spuren von Berauschtheit waren aus Huttons Gesicht verschwunden, als er sich bückte, um Alex in die Augen zu schauen.
»Was erzählst du mir da? Erkläre das!«
»Ich denke…« Alex konnte nicht anders. Wie physisch angezogen wandte er sich um, um wieder das Bild im Tank zu betrachten.
»Ich glaube, da unten ist etwas anderes.«
In der folgenden Stille konnten sie das Tröpfeln von mineralreichem Wasser hören, irgendwo tiefer in der Höhle. Der Rhythmus schien viel gleichmäßiger zu sein als Alexens Herzschlag. George Hutton schaute auf die Whiskeyflasche. Er stellte sie seufzend ab. »Ich werde meine Leute holen.« Als seine Tritte verhallten, fühlte Alex wieder das Gewicht des Berges um ihn herum – ganz allein.
¤ In vergangenen Zeiten haben Männer und Frauen ständig den Untergang der Welt angesagt. Die Katastrophe schien niemals weiter entfernt zu sein als beim nächsten Erdbeben oder der kommenden Mißernte. Und jedes gräßliche Ereignis, von Unwetter bis zum Barbareneinfall, wurde als zornige Bestrafung durch den Himmel gedeutet.
Schließlich begann die Menschheit sich mehr vor dem Unheil eines drohenden Armageddons zu fürchten. Zum Beispiel prophezeiten Romanschreiber zwischen den Weltkriegen eine Vernichtung durch Giftgas. Später erwartete man, daß wir uns selbst mit Kernwaffen in die Hölle pusten würden. Schreckliche neue Krankheiten und andere biologische Geißeln versetzten die Leute während des Helvetischen Krieges in Angst. Und natürlich zeitigte unsere zunehmende Überbevölkerung tödliche Gespenster von massenhaften Hungersnöten.
Offenbar sind Apokalypsen wie alles andere der Mode unterworfen. Was die eine Generation in Schrecken setzt, kann der nächsten trivial und obsolet erscheinen. Man nehme unsere moderne Haltung dem Krieg gegenüber! Die meisten Anthropologen glauben heute, daß diese Aktivität ursprünglich auf Raub und Vergewaltigung beruht hat – vielleicht als Belohnung für Abenteuer eines Wikingers oder Höhlenmenschen, aber unter dem Aspekt eines nuklearen Holocausts nicht mehr sexuell oder wirtschaftlich profitabel! Heutzutage erscheint uns Kriegführung in großem Maßstabe im Grunde nur als ein verrücktes Unterfangen.
Was den Hungertod angeht, so haben wir einige entsetzliche Episoden gesehen. Die Hälfte des nutzbaren Ackerlandes ist verloren, und noch mehr wird bedroht. Indessen scheint jedoch das »große Aussterben«, von dem alle reden, noch eine Dekade oder weiter in der Zukunft zu liegen – immer weiter hinausgeschoben. Innovationen wie sich selbst düngender Reis und Super-Heuschrecken helfen uns, jeder nahen Katastrophe eben noch rechtzeitig zu entwischen. Ebenso können heute wegen anderer Lebensweise nur noch wenige Menschen den Gedanken des Verzehrens eines Säugetiers ertragen, das irgendwie unser Bruder ist. Und ganz abgesehen von moralischen oder gesundheitlichen Gründen hat
Weitere Kostenlose Bücher