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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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konfrontiert, den vier Jahrhunderte von Schändern hinterlassen hatten… einschließlich der über den Zypressenhainen immer noch sichtbaren spitzen Giebel verlassener Raffinerien am Fluß. Aus manchen davon sickerte immer noch scheußliche Jauche, viele Jahrzehnte nachdem sie aufgegeben waren und die sogenannte Säuberung stattgefunden hatte. Nur Narren tranken ungefiltertes Grundwasser aus Brunnen in Louisiana.
    Das war nicht alles. Alte Stromkabel und schiefe Telefonmasten überzogen die Landschaft wie arterio-sklerotische Adern, so wie auch Beton- und Asphaltstraßen, die nicht mehr gebraucht wurden, sich aber immer noch wie straffe Wundbinden über Felder und Wiesen hinzogen. Selbst in der Nähe, in ihrer stillen grünen Nachbarschaft, gab es solche von Schrott bedeckte Hügel, die wie von Weinreben bewachsene Berge aussahen, bis man näher hinsah und die verschwommenen Konturen längst verlassener verrosteter Automobile erkannte.
    Das alles erinnerte Daisy daran, warum sie im Laufe der Jahre ihr sorgfältig restauriertes Fleckchen Natur immer seltener verlassen hatte. Es ist ein Wunder, daß ich den Nerv hatte, so viel Zeit in dieser Gegend zu verbringen, als ich jung war – ohne daß mir jedesmal schlecht wurde, wenn ich vor die Tür trat.
    Tatsächlich lagen die Familiengüter ein Stück weiter nördlich von hier. Aber dieser allgemeine Teil von Louisiana war es, wo sie tief verwurzelt war, zum besseren oder zum schlechteren. Damals, als ihre Brüder, Schwestern und Vettern wild herumgetobt waren, Juku- Unterricht genommen hatten und bestrebt waren, den Erwartungen ihrer Eltern besser zu genügen, bessere Reiter und Sportsleute zu sein, bessere Kosmopoliten, überhaupt immer besser als die Kinder gewöhnlicher Leute – da hatte Daisy entschlossen und eisern einen anderen Weg gewählt. Ihre Leidenschaft war gewesen, das Gelände in seinen lebendigen Strukturen nach allen Richtungen zu erforschen.
    Und natürlich auch das Netz zu studieren. Schon damals reichten die Daten um den ganzen Globus, eine genau so volle Domäne wie die feuchten Bezirke, durch die sie in der ›realen‹ Welt schweifte. Nur konnte man im Netz Dinge passieren lassen wie in Zaubergeschichten, durch Beschwörung, Überredung, Anruf von Kobolden und Geistern, damit sie durch die richtige Software die Bitten erfüllten. Ja, man konnte diese getreuen kleinen Dämonen sogar in bunten Schachteln in einem Laden kaufen wie ein Paar Schuhe oder ein neues Zaumzeug für das Pferd.
    Und wenn man beim Netz einen Fehler machte… löschte man ihn einfach! Anders draußen, wo ein Irrtum oder faux pas zu Verwirrung und Isolation führte, oder wo eine einzige unbedachte Tat einen Lebensraum für immer vernichten konnte.
    Und es war eine Position der Gleichberechtigung, wo Können mehr zählte als der Status der Eltern. Man konnte Brieffreundschaft pflegen mit einem Bauernmädchen in Karachi. Oder einem Club für die Rechte der Tiere in Budapest beitreten. Oder jedermann bei den ›Simulation Rangers‹ schlagen und es dazu bringen, daß alle Spitzenspieler der Erde monatelang darüber diskutierten, ob der berühmt/berüchtigte Hacker namens ›Captain Loveland‹ ein Junge oder ein Mädchen war.
    Und das allerbeste war, wenn man sich jemandem im Netz vorstellte, dann machten die Leute keine großen Augen, wenn sie fragten: »Ach, bist du eine dieser McClennons?«
    Es war ein heikles Thema, auf das sie durch eine kürzlich erhaltene Mitteilung gebracht war. Auch Familieninteressen waren bei der Spionagegeschichte im Spiel. Und so ungern sie es zugeben mußte, war Daisy immer noch in einem Netz von Gefälligkeiten und Verpflichtungen gegenüber dem Clan gefangen. Wie anders hätte sie es sich sonst leisten können, so viel erstklassiges Ackerland wieder dem einheimischen Bayou zurückzugeben?
    Hol sie der Teufel! fluchte sie im stillen und trat einen Stein in einen trüben Kanal von Menschenhand, der Abwasser aus einer Anhäufung riesiger Fischfarmen führte.
    Vielleicht kann ich das benutzen… einen Weg finden, die Dinge bei ihnen umzudrehen. Wenn sie die Daten dringend genug brauchen, sollte mich das für immer von ihnen befreien.
    Zum erstenmal machte sie sich wirklich ernstliche Gedanken wegen der Konspiration, über die sich Logan und die Schnüffler so aufgeregt hatten – daß jeder in der Welt davon etwas wissen wollte. Ich hatte gedacht, es handle sich bloß um Physik- und Spionage-Zeug.
    Industriefirmen, Institute und Regierungen kamen immer

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