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Erde

Erde

Titel: Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gibt es alle Arten anderer Ziele. Korporationen, Regierungsbehörden… Schurken, so mächtig, daß sie Software-Artillerie anheuern könnten, die raffiniert genug wäre, mich draußenzuhalten. Bis jetzt!
    Natürlich war das Programm um ein Loch gebaut, wo der Schlußstein – Lichtträger – hinsollte. Falls sie ihn ihren Vettern im Tausch für Information entreißen könnte.
    Da! Daisy reckte sich nach hinten und blickte über die Entität, die sie geschaffen hatte. Es war etwas Neues an autonomer Software. Ich muß ihm einen Namen geben, dachte sie und hatte schon die Möglichkeiten erwogen.
    Ja! Du bist bestimmt ein Drache.
    Sie beugte sich vor, um eine Gestalt aus ihrem großen Vorrat an Phantasiebildern einzutasten. Aber was da heraussprang, setzte selbst sie in Erstaunen.
    Smaragdene Augen schimmerten aus einem langen schuppigen Gesicht. Lippen krümmten sich über weiß blitzenden Zähnen. An der Spitze des geringelten, mit Juwelen besetzten Schweifs befand sich eine Steckdose für Lichtträger. Aber selbst unvollständig war das Gesicht eindrucksvoll.
    Sein Schwanz peitschte, als das Wesen ihrem Blick begegnete und sich dann langsam, gehorsam verneigte.
    Du wirst mein mächtigstes Surrogat sein, dachte Daisy und genoß den Moment. Zusammen werden du und ich die Welt retten.
    ¤
    Man sagt, daß der tapfere Maori-Held Matakauri seine schöne Matana gerettet hätte, die von dem Riesen Matau entführt worden war.
    Matakauri suchte in ganz Otago und fand seine Liebste an einer sehr langen Leine gefesselt, die aus den Fellen der zweiköpfigen Hunde Mataus verfertigt war. Mit seinem Steinbeil mere und Hartholz maipi konnte Matakauri nichts gegen die Leine ausrichten, die mit Mataus magischem mana gefüllt war, bis Matana sich selbst über die Leine beugte und ihre Tränen sie weich machten, so daß sie durchschnitten werden konnte.
    Aber Matakauri wußte, daß seine Braut nie wieder sicher sein würde, bis der Riese nicht tot wäre. Darum bewaffnete er sich und brach in der trockenen Jahreszeit auf. Er fand Matau schlafend auf einem Haufen Adlerfarn inmitten großer Berge.
    Matauri entzündete die Farne. Und obwohl er nicht erwachte, zog Matau seine großen Beine vor der Hitze zurück. Der Riese fing an, sich zu rühren, aber da war es schon zu spät. Die Flammen nährten sich von seinem triefenden Fett. Sein Körper zerschmolz in die Erde und schuf eine mächtige Lücke, bis alles, was auf dem Grunde blieb, sein immer noch schlagendes Herz war.
    Die Wärme der Flammen schmolz Schnee, und Regen füllte die Grube. Sie bildete den See Whakatipua – der heute die Umrisse eines Riesen mit angezogenen Knien bildet. Und manchmal behaupten die Leute, noch Mataus Herzschlag unter den unruhigen Wellen zu vernehmen.
    Manchmal, immer wenn die Berge erzittern, fragen sich die Menschen, was da unten wohl noch erwacht sein könnte. Und wann.

 
• KERN •
     
    »…So banden sie Cowboy Bob zum drittenmal vom Pfahl los und ließen ihn zu seinem Wunderpferd Thunder sprechen.«
    June Morgans Augen schienen aufzublitzen, als sie sich zu Alex und Teresa hinüberbeugte.
    »Aber diesmal hat Bob nicht ins linke Ohr von Thunder geflüstert. Er hat auch nicht ins rechte geflüstert. Diesmal hat er das Gesicht des Pferdes gefaßt, ihm direkt ins Auge geschaut und gesagt: ›Lies meine Lippen, du Blödkopf! Ich habe dir gesagt, du sollst ein Polizeiaufgebot holen.‹«
    Während June sich mit erwartungsvollem Lächeln zurücklehnte, mußte Alex sich auf die Lippen beißen, um sich zu beherrschen. Er beobachtete Teresa, die ihm im Zimmer gegenübersaß, als ihre Verwirrung plötzlichem Verständnis wich. »Oh, oh, das ist schrecklich!« lachte sie und wedelte in der Luft, als ob sie einen üblen Geruch verscheuchen wollte.
    June grinste und ergriff ihr Glas. »Hast du das nicht mitgekriegt, Alex? Schau, die ersten beiden Male brachte das Pferd Frauen zurück…«
    Er hielt beide Hände hoch. »Doch, ich habe es schon begriffen. Bitte, Teresa hat recht. Es ist fürchterlich kränkend.«
    June nickte selbstgefällig. Bisher hatte sie bei weitem das Beste davon gehabt. Kein Witz, den er oder Teresa erzählten, wurde halb so gut vorgebracht oder rief billigendes Stöhnen gespielter Übelkeit hervor. Wahrscheinlich kam ihre Geschicklichkeit daher, daß sie Texanerin war. Die einzige Nation, von der Alex wußte, daß sie in diesem drolligen Ritual noch besser war, waren Australier.
    Als Bringerin guter Nachrichten konnte man June schwerlich

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