Erde
Römische Reich, die Ägäische Zivilisation des alten Griechenlands, das kaiserliche China und so viele andere entschwundene Kulturen das gleiche Bravourstück vollbracht haben, indem sie unwissend ihre Nester beschmutzt, das Land verbraucht und die Zukunft ihrer Kinder vergiftet haben. Ökologiehistoriker fangen endlich an einzusehen, daß das einfach jedesmal die natürliche Konsequenz ist, wenn ein Volk mehr physische Macht als Einsicht gewinnt.
Während es romantisch ist, sich vorzustellen, daß Stammesvölker – sei es alt oder sich heute in Regenwälder zurückziehend – mit der Natur in Harmonie waren und glückliche, gleichmacherische Leben geführt haben, zeigt moderne Forschung, daß dies keineswegs allgemein stimmt und oft geradezu falsch ist. Trotz einem brennenden Verlangen nach anderer Auffassung gibt es heute Beweise, daß Mitglieder fast jeder ›natürlichen‹ Gesellschaft ihre Umwelt und einander ausgeplündert haben. Der von ihnen angerichtete Schaden war hauptsächlich durch die Primitivität der Technik und geringe Population begrenzt.
Dasselbe gilt für Vorwürfe gegen die menschliche Rasse als ganze. Oh, wir müssen für vieles büßen, aber der Sache ist nicht gedient mit Beschuldigungen, die schlechtweg falsch sind. Stephen Jay Gould hat »…als romantisches Geschwätz« verurteilt »die allgemeine Litanei, daß allein der Mensch zum Vergnügen tötet, aber andere Tiere nur zur Ernährung oder in Verteidigung« töten. Jeder, der eine Hauskatze mit einer Maus gesehen hat, oder Hengste, die um Vorrang kämpfen, weiß, daß Menschen nicht so destruktiv sind wegen etwas fundamental Falschen in ihrer Natur. Es ist unsere Macht, die jedes Unheil verstärkt, das wir anrichten, bis es die ganze Welt bedroht.
Wenn ich dies sage, ist es nicht, um andere Kulturen oder Species zu kränken. Vielmehr versuche ich zu argumentieren, daß die Probleme, denen wir gegenüberstehen, tief gegründet sind und eine lange Geschichte haben. Die Ironie dieser Mythen über den edlen Wilden oder das edle Tier liegt darin, daß diese am leidenschaftlichsten von verzärtelten Westmenschen aufrechterhalten werden, deren gutgepolsterte Zivilisation die allererste ist, die sich behaglich genug fühlte, um eine neue Tradition von Selbstkritik zu fördern. Und eben diese Eigenschaft von Kritik – sogar Selbstbeschuldigung – ist es, die die unsere zur ersten menschlichen Gesellschaft macht mit einer Chance, die Fehler unserer Vorfahren zu vermeiden.
In der Tat könnte der Wettlauf zwischen unserer zunehmenden Bewußtheit und dem Impuls unserer Gier das nächste halbe Jahrhundert zur größten dramatischen Komödie aller Zeiten machen.
In dieser Stimmung hätte ich eine rein warnende Geschichte schreiben können, wie John Brunners Roman Schafe blicken auf, der mit erschreckender Lebendigkeit den ökologischen Zusammenbruch der Erde schildert. Aber Geschichten über ungemischtes Verhängnis sind mir nie realistisch vorgekommen. Wie die mechanistischen Szenarien des Marxismus scheinen sie anzunehmen, daß die Leute zu blöd sein werden, um drohende Mißhelligkeiten zu erkennen oder sich zu bemühen, diese zu verhindern.
Statt dessen sehe ich um mich Millionen Menschen, die sich aktiv Sorgen machen wegen Gefahren und Trends… sogar etwas, das so weit entfernt ist wie ein Stück fehlenden Gases über dem Südpol. Zahllose Leute schreiben Briefe und marschieren, um Arten zu retten, die ihnen selbst keinen Nutzen bringen können.
Oh, gewiß, eine gute Dosis Schuld hin und wieder kann helfen, um uns zu motivieren, es besser zu machen. Aber ich sehe nicht, daß etwas Nützliches dabei herauskommt, wenn man zwecks Rettung rückwärts schaut oder sich alte Stämme als Vorbild nimmt. Wir sind die Generation – hier und jetzt –, die eine wirklich erschreckende Bürde aufnehmen muß, um eine planetare Oase zu pflegen und zu bewahren, in all ihrer Zartheit und Mannigfaltigkeit, für künftige Jahrtausende und darüber hinaus. Jene, die Antworten auf solch komplexe Dilemmas in den Sagen alter Tage finden, trivialisieren nur die ungeheure Größe unseres Unterfangens.
Soviel zur Motivation. In meinen Danksagungen nenne ich Dutzende Leute, die freundlicherweise Entwürfe dieser Arbeit gelesen und ihren sachkundigen Rat geboten haben. Aber es handelt sich ja doch um eine Fiktion, und alle Meinungen oder Übertreibungen oder Fehler darin kann man niemandem vorwerfen als mir. Mea culpa.
In einigen Fällen erfordern die
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